Charttechnik – „technische Analyse“ mit allen Details an Beispielen genau erklärt!

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Trading-Strategie Aktien: Charttechnik


Es gibt grundsätzlich zwei Vorgehensweise bei der Entscheidung, welche Aktien Sie kaufen möchten: Fundamentalanalyse oder Charttechnik. Der Fundamentalanalyse haben wir ein eigenes Kapitel gewidmet. Deshalb zur Charttechnik, auch „technische Analyse“ genannt. Anders als die Fundamentalanayse legt die Charttechnik keinen Wert auf die zugrunde liegenden Fundamentaldaten eines Unternehmens. Im Mittelpunkt der Analyse steht der jeweilige Kurs-Chart der Aktie, ggf. ergänzt durch diverse Indikatoren oder Gleitende Durchschnittswerte.

Sie müssen keineswegs nach der Devise „Fundamentalanalyse oder Charttechnik“ handeln. Beide Methoden können sich ergänzen. So gibt es beispielsweise Anleger, welche mit Hilfe der Fundamentalanalyse die Aktien auswählen, welche Sie kaufen möchten. Das genaue „Timing“ bestimmen Sie dann mit Hilfe der Charttechnik. Zur Sache. Ein Chart gibt den Kursverlauf einer Aktie (oder anderer Wertpapiere) im Zeitablauf an. Dazu wird auf der vertikalen Achse die Höhe des Kurses und auf der horizontalen Achse der Zeitablauf dargestellt. Siehe dieser 5-Jahres-Chart der Daimler-Aktie:

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Im Verlauf der letzten 5 Jahre schwankte der Kurs der Daimler-Aktie zwischen 20 und 70 Euro. Quelle: Finanzen100

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Logarithmisch versus linear

Für die Darstellung der vertikalen Achse gibt es zwei Möglichkeiten: Lineare Darstellung oder Logarithmische Darstellung. Der obige Chart zeigt die lineare Darstellung. Linear bedeutet hier: Die einzelnen Zahlen haben den gleichen Abstand. Dieser ist z.B. zwischen 20 und 40 identisch wie zwischen 40 und 60. Eine logarithmische Darstellung hingegen würde diesen Abstand verringern, je weiter oben auf der Achse der Wert steht. Der Hintergrund ist dieser: Prozentual gesehen macht es einen Unterschied, ob ein Kurs von 20 auf 40 oder von 40 auf 60 steigt. Im ersten Fall entspricht dies einer Verdoppelung, im zweiten einen Anstieg um 50%. Bei einer logarithmischen Darstellung stehen identische Abstände für identische prozentuale Veränderungen. Welche Variante Sie bevorzugen, ist letztlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Unseren Erfahrungen zufolge bevorzugen viele professionelle Anleger die logarithmische Darstellung.

Unterstützungen und Widerstände

Bei der Charttechnik geht es darum, Trends bzw. bestimmte Kursmuster zu erkennen. Der bekannte Charttechniker Michael N. Kahn meinte dazu treffend: „Der Schlüssel liegt darin, die Kurve nicht als etwas Grafisches, sondern etwas Psychologisches aufzufassen.“ So bedeutet eine „Unterstützung“ nichts anderes, als dass die Aktionäre mehrmals nicht bereit waren, Kurse unter dieser Marke als Verkaufskurs zu akzeptieren. Eine solche Unterstützung zeigt sich im obigen Chart der Daimler-Aktie:

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Unterstützungslinie im 5-Jahreschart Daimler. Quelle: Finanzen100

Das Gegenstück zu einer Unterstützungs-Linie ist ein Widerstand. Das ist eine Marke, die mehrfach nicht nach oben durchbrochen werden konnte. Auch dies lässt sich psychologisch deuten: Dies ist sozusagen die Schmerzgrenze gewesen, was potenzielle Käufer bereit gewesen sind zu zahlen. Eine solche Widerstands-Linie zeigte sich zu Beginn des Charts, im Frühjahr 2009. Damals kämpfte der Kurs mehfach mit der Marke von ca. 28 Euro. Diese Marke wurde mehrfach getestet, jedoch zunächst nicht nach oben durchbrochen. Sie wurde daraufhin zunächst zum Widerstand. Was passierte dann?

Nach einem „Break“ wird ein Widerstand zur Unterstützung

Im Sommer 2009 klappte dann der „Break“, d.h. Bruch durch diesen Widerstand. Erfahrungsgemäß kommt es nach einem solchen signifikanten Break mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem weiteren Kursanstieg, so wie es dann auch geschah. Charttechnisch wichtig zu wissen: Nach einem erfolgreichen „Break“ wird die vorige Widerstandslinie zur Unterstützungslinie! Es ist ein typisches Phänomen, dass so eine Marke dann noch mindestens einmal getestet wird. Dies geschah Anfang 2010, und zwar erfolgreich. Die zur Unterstützung gewordene Marke hielt, der Kursanstieg konnte danach weitergehen. Solche Marken können sich auch in späteren Jahren immer wieder als durchaus wichtig erweisen. So war es wahrscheinlich kein Zufall, dass der Kurs der Daimler-Aktie im Zuge der Korrektur Ende 2011 nahezu punktgenau bis auf diese Unterstützungslinie fiel – jedoch nicht darunter. Die Unterstützung hielt erneut. Es kann deshalb sehr sinnvoll sein, solche Marken zu erkennen und im Auge zu behalten. Auch als Warnsignal: Denn wenn eine solche Unterstützung nicht halten sollte, sind durchaus weitere Kursverluste wahrscheinlich. Solche Unterstützungslinien sind deshalb gern genommene Niveaus für das Setzen von Stoppkursen.

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Trendlinien

Ein nächster grundlegender Schritt in der Analyse eines Charts ist das Suchen und Einzeichnen von Trendlinien. Bei einem Aufwärtstrend verbinden Sie die niedrigsten Punkte eines aufsteigenden Charts mit einer Linie. Bei einem Abwärtstrend verbinden Sie entsprechend die höchsten Punkte. Der 5-Jahres-Chart der Daimler-Aktie zeigt keinen solchen Trend für den gesamten Zeitraum. Wenn dies der Fall ist, können Sie versuchen, sogenannte sekundäre Trends zu bestimmen. Im Fall dieses Charts bieten sich zwei solcher sekundären Aufwärtstrends an: Einer von Anfang 2010 bis Herbst 2011, der zweite von Frühling 2013 bis zur Gegenwart. Wenn Sie entsprechend die niedrigsten Punkte dieser beiden Trends verbinden, könnte das Bild in etwa so aussehen:

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Zwei sekundäre Aufwärtstrends im Daimler 5-Jahres-Chart. Quelle: Finanzen100

Eine solche Trendlinie bietet eine gewisse Unterstützung für den Kurs – jedoch keineswegs eine so deutliche wie die eingezeichnete Unterstützungslinie. Falls die Trendlinie signifikant nach unten durchbrochen wird, war es das mit dem entsprechenden sekundären Aufwärtstrend. Danach sind weitere Kursverluste aus charttechnischer Sicht wahrscheinlich. Genau das sahen wir Mitte 2011, als der eingezeichnete sekundäre Aufwärtstrend nach unten durchbrochen wurde. Was wäre eine mögliche Schlussfolgerung für eine aktuelle Vorgehensweise bei obigem Chart?

Machen Sie den Trend zu Ihrem Freund

Eine angelsächsische Börsenweisheit lautet: „The trend is your friend“ – der Trend ist Ihr Freund. Bei einem gegebenen intakten Trend ist es wahrscheinlicher, dass dieser am nächsten Tag fortgesetzt wird, als dass er scheitert. Was dies bedeutet, zeigt Ihnen das nächste Kapitel „Prozyklische Strategien“. Das Thema Charttechnik bietet eine Fülle von Anwendungsmöglichkeiten. Die hier genannten Dinge sollten Sie lediglich als erste Grundlagen betrachten. Diese sollten Sie allerdings auch für den Fall, dass Sie sich auf die Fundamentalanalyse konzentrieren möchten, beachten. Es gibt eine Vielzahl von weiteren Chartformationen (auf- und absteigende Dreiecke, Flaggen, Wimpel, Kopf-Schulter-Kopf-Formation etc. pp.). Lassen Sie sich davon zu Beginn nicht verwirren. Den Indikator „Momentum“ besprechen wir im nächsten Kapitel. Noch ein Wort zu der Höhe der Umsätze: Auch diese können bei der Analyse eines Charts durchaus hilfreich sein. Generell gilt: Wenn ein „Break“ durch einen Aufwärtstrend oder durch eine Unterstützungslinie erfolgt, dann ist dies potenziell signifikanter, wenn die Umsätze dabei relativ hoch sind (im Vergleich zu den Tagen davor). Ein weiteres Beispiel: Wenn es in einem Abwärtstrend einen einzigen „Durchsacker“ gibt, mit hohen Umsätzen, und der Kurs ab dem Tag danach wieder steigt, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um einen Ausverkaufstag gehandelt hat. Die Chancen stehen gut, dass es danach mit dem Kurs wieder aufwärts gehen wird. Im Kapitel „Fallen Angels“-Strategie werden wir dies vertiefen.

Gleich weiter zur nächsten Lektion:

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Risikohinweis Michael Vaupel