Palfinger Aktie kaufen – Alle Hintergründe zum möglichen schwachen vierten Quartal des Unternehmens!

Der österreichische Aktienmarkt hat es derzeit nicht leicht. Internationale Investoren bringen ihn mit der Finanzkrise in Osteuropa in Zusammenhang – und meiden österreichische Aktien. Während der DAX im Dezember Höchststände erreichte, notiert der österreichische Leitindex ATX rund 500 Punkte unter seinem Jahreshoch.

Die österreichische Wirtschaft ist eng verflochten mit ihren mittelosteuropäischen Nachbarmärkten. Genau das war früher positiv – derzeit ist es aus Sicht internationaler Anleger Belastung.

Doch natürlich wird auch Osteuropa nicht dauerhaft in der Krise versinken. Der nächste Aufschwung wird kommen – und dann wird sich das österreichische Engagement wieder bezahlt machen.

Interessanter finde ich deshalb bei österreichischen Aktien solche, welche diese Kriterien erfüllen:

  • solide börsennotierte Unternehmen,
  • welche seit Jahren profitabel arbeiten
  • in ihrer Nische eine sehr starke Position besitzen
  • der Kurs ungerechtfertigt unter „Osteuropa-Exposure“ leidet

Ein solches Beispiel ist die Palfinger Aktie.

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Das Unternehmen hat „Osteuropa-Exposure“, keine Frage: Es ist in Bulgarien, Slowenien, Rumänien und Kroatien engagiert.

Palfinger AG: Weltmarktführer bei hydraulischen Hebevorrichtungen

Aber es ist auch in Brasilien, Belgien, Südafrika, den USA, China, Singapur und und und engagiert. Denn die Palfinger AG ist bei hydraulischen Hebevorrichtungen Weltmarktführer (ca. 35% Marktanteil).

Die Palfinger AG ist ein österreichischer Hersteller von hydraulischen Hebe- und Ladevorrichtungen, und vor allem bekannt für die auf Lkw montierten Krane mit Knickarm. Mit diesem Produkt ist das Unternehmen mit knapp 150 Modellen und einem Marktanteil von 35 Prozent Weltmarktführer.

Inzwischen sind von Palfinger die 9-Monats-Zahlen für 2014 da – hier die Eckdaten:

Laut dem letzten Geschäftsbericht (Geschäftsjahr 2013/2014, endete am 30.4.2014) kann das Unternehmen diese Kennzahlen vorweisen:

  • Umsatzerlöse 795,1 Mio. Euro (+11,0%)
  • EBITDA 81,7 Mio. Euro (+3,0%)
  • EBIT 55,6 Mio. Euro (-0,7%)
  • Gewinn pro Aktie: 0,89 Euro (nach 0,97 Euro im Vorjahreszeitraum)

Höchst interessant finde ich übrigens das Foto, welches die Palfinger AG auf die erste Seite der 9-Monats-Zahlen setzen ließ:

Geschäftsbericht Palfinger

Quelle: Palfinger Bericht 9-Monats-Zahlen

Insgesamt also eher gemischte Zahlen, jedenfalls immer noch tiefschwarz und mit Umsatzwachstum.

Was mir negativ auffiel: Wenn ich die Zahlen für das letzte Quartal isoliert anschaue, dann sehe ich auf einmal einen Rückgang auch beim Umsatz, bei EBIT und EBIT-Marge.

Mit anderen Worten: Die Lage hat sich bei Palfinger im letzten Quartal verschlechtert, was in den 9-Monats-Zahlen noch nicht so zum Ausdruck gekommen ist (da die vorigen Quartale besser waren).

Das spricht dafür, dass Palfinger ein schwaches viertes Quartal (das laufende Quartal) haben wird.

Die Finanzierung des laufenden Geschäfts ist übrigens unproblematisch. Da ist zum einen der Cash Flow, und dann hat Palfinger erst Ende Oktober wieder gezeigt, dass man erfolgreich Schuldscheindarlehen platzieren kann. Diese Papiere mit Laufzeit von 5, 7 und 10 Jahren wurden im Volumen von 105 Mio. Euro platziert. Interessanterweise kommen die Käufer der Schuldscheindarlehen in erster Linie aus Österreich, Deutschland und China.

Der Blick auf den Chart:

Chart Aktie Palfinger

Chart Palfinger

Quelle: Finanzen100

Im Oktober brach der Kurs ein – kein Wunder, da hatte es auch eine Gewinnwarnung des Managements gegeben. Sie oben, das schlechte dritte Quartal…

Palfinger: Kurs-Gewinn-Verhältnis 2014 von 19

Der Gewinn pro Aktie lag in den ersten 9 Monaten bei 0,89 Euro. Wenn das vierte Quartal relativ schwach wird (halte ich für wahrscheinlich), dann sollte der Gewinn pro Aktie für das Gesamtjahr im Bereich 1,00 Euro liegen. Damit errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 19.

Palfinger: Kurs-Umsatz-Verhältnis von 1,05

Das ist nicht besonders günstig. Günstig ist hingegen das Kurs-Umsatz-Verhältnis: Bei einer Marktkapitalisierung von ca. 1,03 Mrd. Euro und Umsätzen geschätzt 2014 von 980 Mio. Euro liegt es bei günstigen 1,05.

Palfinger: Kurs-Gewinn-Verhältnis 2015 von 15

Für das Geschäftsjahr 2015 werden Gewinnschätzungen im Bereich 1,30 Euro pro Aktie herumgereicht. Auf Basis des aktuellen Kurses entspricht das einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 15.

Palfinger: Zu den Aussichten auf das Geschäftsjahr 2015

Das Management spricht im Geschäftsbericht Klartext: Seit Juli 2014 habe man den europäischen Kernmärkten und in Südamerika einen „starken Rückgang der Nachfrage“ erlebt.

Aber: Außerhalb Europas sowie im Geschäftsfeld „Marine“ sei das Wachstumspotenzial unverändert groß. Der Rückgang in Europa/Südamerika werde damit voraussichtlich mehr als ausgeglichen. 2015 soll bei Palfinger das erste Mal in der Firmengeschichte die Marke von einer Milliarde Umsatz erreicht werden.

Bis 2017 soll der Umsatz weiter kräftig wachsen, auf 1,8 Mrd. Euro. Beziehungsweise das Management formuliert es vorsichtiger: Man sehe „das Potenzial“, dass dies erreicht wird. Besser etwas tief stapeln, um die Erwartungen nicht zu hoch zu setzen.

Der Geschäftsbereich „Marine“ wird als Hoffnungsträger genannt. Den habe ich mir genauer angeschaut:

In der Tat – bei Palfinger ist der Geschäftsbereich „Marine“ ein Wachstumsträger. Inklusive Übernahmen gab es da zuletzt ein Umsatzwachstum von 30%.

Auch ohne Übernahmen wäre der Sektor „Marinekrane“ gewachsen. Zudem ist in dem Geschäftsbereich eine neue Einheit geschaffen worden: „Boats“, also Schiffe, soll – der Name sagt es – schnelle Rettungsschiffe und Arbeitsboote herstellen. Produziert werden soll in Vietnam, Firmensitz Niederlande.

Doch ein Wermutstropfen: Im Ausblick gibt sich das Management in Bezug auf das operative Ergebnis zurückhaltend. Dieses werde voraussichtlich unter dem des Jahres 2013 liegen.

Also doch kein Anstieg beim Gewinn pro Aktie auf 1,30 Euro?

Das muss zum derzeitigen Zeitpunkt offen bleiben.

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Mein Fazit: Palfinger Aktie – kurzfristig mau, langfristig interessant!

Palfinger ist ein Unternehmen, welches in einer Nische eine sehr starke Marktposition erarbeitet hat. Das Unternehmen ist Weltmarktführer und kann Umsatzrückgänge in einer Weltregion durch Zuwächse in anderen Regionen ausgleichen. Insgesamt ist ein weiterer starker Umsatzanstieg wahrscheinlich. Problematisch ist die Profitabilität. Denn trotz steigender Umsätze sinkt die EBIT-Marge. Im kommenden Jahr könnte sich dieser Trend fortsetzen: Das Management sieht steigende Umsätze, aber sinkenden operativen Gewinn. Der Gewinn ist für die Aktionäre aber letztlich das, was zählt. Eins dürfte klar sein: Das laufende vierte Quartal wird für Palfinger schlecht sein. Kurzsichtige Aktionäre könnten deshalb nach den nächsten Quartalszahlen verkaufen, was den Kurs noch einmal drücken könnte. Genau dann könnte aber ein aussichtsreicher Einstiegszeitpunkt für antizyklische Value Investoren sein.

Klarstellung

Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.

Risikohinweis Michael Vaupel