Wenn ein Unternehmen Produkte anbietet, die die Gesellschaft insgesamt vorwärts bringen, und damit gutes Geld verdient – dann bin ich froh, wenn die Aktien eines solchen Unternehmens günstig bewertet sind. Denn dann kann sich eine „win-win-Situation“ bieten: Alle können profitieren, das Unternehmen selbst inkl. Arbeitnehmer(innen), die Kunden und dann auch die Aktionäre. Seit einiger Zeit habe ich die Aktien der „2G Energy AG“ im Visier. Könnte das so ein Unternehmen sein? Was sagt die Analyse der Fundamentaldaten des Unternehmens? Hier der Blick auf die Details:
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Zunächst einmal: Die 2G Energy Aktie hat in den letzten Monaten deutlich schlechter als der Gesamtmarkt abgeschnitten. Zum Vergleich: Der DAX legte in den letzten 12 Monaten per saldo rund 19,3% zu. Der TecDAX – dem ich die Aktie thematisch eher zuordnen würde – hat eine 12-Monats-Performance von beeindruckenden rund +50,5%. Die 2G Energy Aktie hingegen hat auf Jahressicht rund 22,8% verloren. Autsch. Das ist eine deutliche Underperformance. Der Chart zeigt das natürlich auch entsprechend:
Chart 2G Energy AG
Quelle: Finanzen100 [zum Vergrößern klicken]
Ich habe hier für einen groben Überblick einen 5-Jahres-Chart = längerfristigen Chart ausgewählt. Da sehen Sie schnell, dass die Aktie in den letzten Jahren kein gutes Investment gewesen wäre – im Gegenteil. Auch die in den letzten Jahren erfolgten Dividendenzahlungen hätten das nicht ins Positive verkehrt.
Im Bereich Kraft-Wärme-Kopplung sehr gut aufgestellt. Im September dann eine Gewinnwarnung – und der Kurs der Aktie rauschte um rund 20% nach unten. Schauen wir zunächst einmal, was mit dieser „Gewinnwarnung“ überhaupt genau kommuniziert wurde.
Nach Gewinnwarnung verlor der Aktienkurs rund 20%
Am 25.9. teilte das Unternehmen mit, dass der Geschäftverlauf im ersten Halbjahr 2015 „im Rahmen der Erwartungen“ verlaufen sei. Gleichzeitig müsse man aber die Prognose für das Gesamtgeschäftsjahr 2015 „anpassen“ = nach unten senken:
Zuvor war man von 5-7% Ebit-Marge ausgegangen. Ebit, das ist das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit = Earnings before interest and taxes). Dann hieß es: Es wird ein niedriger, aber positiver Ebit-Wert anvisiert. Die Ebit-Marge wird nicht explizit genannt, dürfte dann aber deutlich niedriger sein (wer weiß, vielleicht 1-2%?). Das Umsatzziel für 2015 immerhin wurde bestätigt und liegt weiter bei 140 bis 160 Mio. Euro.
Die Halbjahreszahlen selbst waren zwar „wie erwartet“ laut Unternehmen, ich fand die aber keineswegs berauschend: Umsatz von 59,0 Mio. Euro (Vorjahreswert: 52,2 Mio. Euro), und ein Ebit von 3,9 Mio. Euro (Vorjahreswert -0,5 Mio. Euro). Um für das Gesamtjahr auf eine positive Ebit-Marge zu kommen, müssen deshalb im laufenden zweiten Halbjahr deutlich bessere Zahlen erreicht werden. Aber das war auch schon in den Vorjahren so, denn: Bei der 2G Energy gibt es tendenziell im ersten Halbjahr hohe Bestandsaufbauten, welche nur zu den Herstellungskosten bilanziert werden. Erst im zweiten Halbjahr erfolgen dann der Verkauf und die Realisierung der Gewinne. Das wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch 2015 wieder so sein.
Quelle: 2G Unternehmensnachricht vom 24.09.2015
Folgende Grafik (aus dem letzten Jahresbericht von 2G Energy) zeigt die durchaus etwas sprunghafte Entwicklung von Umsatz und Gewinn:
2G Energy AG: Entwicklung Umsatz und Ebit
Quelle: 2G Energy AG Geschäftsbericht 2014 [zum Vergrößern klicken]
Um das einzuordnen, hier einige Angaben zum Hintergrund des Unternehmens: 2G Energy AG ist ein internationaler Anbieter und Hersteller von KWK-Anlagen (KWK steht für „Kraft-Wärme-Koppelung“), welche eine dezentrale Energieversorgung ermöglichen. Das diesbezügliche Angebot des Unternehmens reicht von Anlagen im Bereich 20 kW für private Nutzer bis hin zu Anlagen von 4.000 kW elektrischer Leistung für Industriekunden. Input für die KWK-Anlagen ist jeweils meistens Erdgas oder Biogas (es sind aber auch andere Gase und sogar Wasserstoff möglich). Der Firmensitz und das hauptsächliche operative Geschäft sind in Heek im Münsterland, die 2G Energy hat aber laut letztem Geschäftsbericht diverse Tochterunternehmen bzw. assoziierte Unternehmen.
Das Unternehmen hängt relativ stark von politischen Entscheidungen ab – denn der KWK-Markt im Heimatmarkt Deutschland. Und da sind Dinge wie das Erneuerbare Energien Gesetz wichtig, welches zum Beispiel in einer Neufassung einen „Zubaudeckel“ (100 MW) für neue Biogasanlagen vorgesehen hat. Ob so ein „Deckel“ beschlossen wird oder nicht, können direkt Aufträge in Millionenhöhe wegfallen oder hinzukommen. Das sind Faktoren, die das Unternehmen nicht selber in der Hand hat.
Ein Ziel des Unternehmens ist es deshalb, in anderen Märkten aktiv zu sein, um nicht zu sehr von der politischen Lage in Deutschland abhängig zu sein. In Großbritannien ist man schon aktiv – aber besonders setzt das Management auf die USA. Der Umsatzanteil des US-Geschäfts soll massiv ausgebaut werden, da ist von über 50% die Rede.
Was ich gut finde: Ein bedeutender Teil des Umsatzes (rund ein knappes Drittel) kommt mittlerweile aus dem Bereich „Services“, darunter auch Wartung etc. bereits früher verkaufter Anlagen. Damit ist man nicht mehr ausschließlich davon abhängig, neue Anlagen zu verkaufen, sondern auch durch bereits erfolgte Verkäufe lassen sich Folge-Umsätze erzielen.
Im letzten Geschäftsjahr lag die Dividende bei 0,37 Euro pro Aktie. Per 31.12.2014 lagen die liquiden Mittel bei 11,394 Mio. Euro. Aktuell liegt die Marktkapitalisierung bei rund 79 Mio. Euro. Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit lag im letzten Geschäftsjahr laut Unternehmensangaben bei 8,177 Mio. Euro. Bei einer Gesamtzahl von 4,43 Mio. Aktien per Ende des letzten Geschäftsjahres entspricht dies einem Cash Flow pro Aktie von rund 1,85 Euro pro Aktie.
Damit errechnet sich ein Kurs/Cash Flow-Verhältnis auf Basis der 2014er Zahlen von rund 9,4. Die Eigenkapitalquote von 56% ist relativ hoch (und das finde ich natürlich gut).
Den vollständigen Quartalsbericht der 2G Energy AG finden Sie unter diesem Link im Internet:
Geschäftsbericht der 2G Energy AG
Noch ein Hinweis zu den Aktien: Die Aktien der Gesellschaft werden im Freiverkehr gehandelt, d.h. sie sind nicht zum Börsenhandel im Regulierten Markt zugelassen. Das ist nicht besonders bedenklich, aber ich weise vorsichtshalber darauf hin. Das Unternehmen bringt es selber in dieser Warnung auf den Punkt: „Anleger und Investoren müssen sich über die Tatsache bewusst sein, dass in diesem Teilbereich des Open Market die europaweit vereinheitlichten hohen Transparenzanforderungen und strengen Anlegerschutzbestimmungen für organisierte Märkte nicht gelten.“
Mein Fazit: Ich warte die Q3-Zahlen ab!
Da üblicherweise bei der 2G Energy der Hauptteil des Gewinns im zweiten Halbjahr anfällt und die Zahlen für das erste Halbjahr wenig aussagekräftig sind, fällt eine Bewertung schwer. Die Gewinne werden wahrscheinlich schlechter als im letzten Jahr ausfallen – das KGV dürfte dann wieder zweistellig sein. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis von rund 1,5 geht in Ordnung. Viel hängt davon ab, ob die Internationalisierungs-Strategie erfolgreich sein wird. Dann könnten wir schnell wieder Kurse über 20 Euro je Aktie sehen. Doch da es so viele Fragezeichen gibt, ist hier meine Einschätzung derzeit: „Neutral“. Die nächsten Quartalszahlen, die für Ende November anstehen, schaue ich mir gerne mit Interesse an.
Klarstellung
Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.