„ADLER übernimmt Kressner“ – so der Titel der Pressemitteilung, die ich heute per Email erhielt.
Der Pressemitteilung zufolge wird die „Wachstumsstrategie umgesetzt“, die Adler Modemärkte AG expandiert demnach weiter. Nur die üblichen PR-Sprachhülsen, oder steckt mehr dahinter? Was ist das für eine Übernahme?
Da ich die Aktie „Adler Modemärkte AG“ erst letzten Monat analysiert hatte, habe ich diese Pressemitteilung natürlich mit höchsten Interesse gelesen.
Hier mein Beitrag: Adler Modemärkte toppen die Branchenentwicklung
Da ich zudem die Gelegenheit hatte, den Finanzvorstand der Adler Modemärkte persönlich zu interviewen, möchte ich hiermit ein „Update“ zu meiner Analyse der Aktie der Adler Modemärkte AG geben.
Zunächst zu den Fakten der aktuellen Meldung:
Die Adler Modemärkte übernehmen alle Anteile am Bekleidungshaus Kressner GmbH & Co. KG. Bisherige Eigentümer sind:
- Die REWE Beteiligungs Holding National GmbH
- Die Kressner GmbH
- Die Familie Sanktjohanser
Adler-Übernahme: Zustimmung des Kartellamtes steht noch aus
Das Kartellamt muss noch zustimmen – wenn von dieser Seite grünes Licht kommt, dann können die 9 Modemärkte von Kressner bereits Anfang 2015 an die Adler Modemärkte AG übergeben werden.
Ich hatte in meiner Analyse der Adler Modemärkte-Aktie festgestellt, dass Adler eine hohe Kundenbindung durch seine Kundenkarten erreicht. Dadurch konnten die Adler Modemärkte im letzten und im laufenden Jahr deutlich besser als deren gesamte Branche abschneiden.
In der Tat: Die Märkte sind nicht nur von Laufkundschaft abhängig. Laut Adler wurden Millionen Kundenkarten ausgegeben, und durch bestimmte Vorteilsaktionen etc. können die Kunden aktiviert werden. Das schafft durchaus sozusagen loyale Stammkunden.
Ein typischer Adler-Modemarkt. Quelle: Wikipedia
Insofern fiel mir direkt auf, dass auch die Kressner-Märkte eine Kundenkarte anbieten, und zwar die „Kressner Freunde“-Kundenkarte. Derzeit sollen ca. 100.000 Kunden diese Karte besitzen. Interessantes Details: Die Kressner-Modehäuser machen laut Pressemitteilung 70% ihrer Umsätze mit dieser Kundenkarten. Das spricht für eine hohe Kundenbindung und loyale Stammkunden – und genau das hat sich bei Adler als Erfolgsrezept erwiesen.
Insofern finde ich: Passt so! Wenig verwunderlich bin ich da einer Ansicht mit Lothar Schäfer, dem Vorstandschef der Adler Modemärkte AG. Dieser kommentierte die Übernahme der Kressner Märkte so:
„Modemärkte wie die von Kressner, mit einer Verkaufsfläche von über 2.000 m2, passen hervorragend zu unseren Expansionsplänen.“
-Lothar Schäfer, Vorstandschef der Adler Modemärkte AG
Doch da war doch noch etwas – richtig, der Kaufpreis. Eine Übernahme ist schließlich auch immer eine Frage des Preises. Doch dazu fand ich nur diesen Satz:
„Über die Konditionen der Einigung wurde von beiden Seiten Stillschweigen vereinbart.“
Deshalb muss ich feststellen: Ohne den Kaufpreis zu kennen, kann ich über die möglichen Auswirkungen auf den Kurs der Adler Modemärkte Aktie keine Aussage treffen.
Übrigens: Die Übernahme soll das Adler-Ergebnis 2015 belasten, denn ein break-even der übernommenen Geschäfte ist erst ab 2018 eingeplant. Auf EBITDA-Basis sollen die Kressner-Modehäuser ab 2016 einen positiven Beitrag liefern.
Kannibalisierung unerwünscht
Positiv ist mir aufgefallen, dass sich die übernommenen Kressner-Modehäuser bis auf die Ausnahme Wetzlar nicht in unmittelbarer Nähe von Adler-Filialen befinden. Sonst hätte es Kannibalisierungseffekte geben können. So hingegen kann sich Alexander Pommer freuen – denn er ist bei der Adler Modemärkte AG für die Expansionsstrategie zuständig:
„Die Kressner-Standorte sind für uns so attraktiv, dass wir dort auch ohne die Übernahme eigene Märkte eröffnet hätten.“
– Alexander Pommer, Expansionsmanager bei Adler Modemärkte AG
Ich habe vor Bekanntwerden der Übernahme der Kressner-Modehäuser Karsten Odemann, den Finanzvorstand (CFO) der Adler Modemärkte AG interviewt. Nach diesem Interview möchte ich einen Punkt in meiner Analyse zur Aktie korrigieren.
Dort hatte ich die Dividendenpolitik kritisiert – in den ersten 9 Monaten des laufenden Geschäftsjahres wurden 8 Cents pro Aktie verdient, und es wird eine Dividendenzahlung von 45 Cents anvisiert.
Das passte für mich nicht zusammen, ich sah die Gefahr, dass die Dividende aus der Substanz gezahlt werden muss.
Mein Gespräch mit dem Finanzvorstand der Adler Modemärkte
Im Interview sprach ich Herrn Odemann auf diesen Punkt an – und er erläuterte mir, dass bis zu einem Euro pro Aktie im letzten Quartal verdient wird. Es kommt bei Adler also in der Tat sehr stark auf dieses laufende vierte Quartal an. Ich möchte seine Aussage an dieser Stelle im Original wiedergeben:
„Das heißt, dass unser erstes Quartal traditionell vom Winterschlussverkauf und den damit verbundenen Rabattaktionen beeinflusst wird, was sich negativ auf unsere Margen und damit auf das Ergebnis auswirkt. Im Frühjahr, bzw. Sommer, also unserem zweiten Quartal, wird dieser Effekt durch die Frühjahrs-/Sommerware und entsprechend höhermargigerem Geschäft aufgeholt. Normalerweise spüren wir im dritten Quartal wiederum einen Rückgang aufgrund der Ausverkaufszeit der Sommerware, konnten jedoch im laufenden Geschäftsjahr in Q3 ein deutliches und sehr erfreuliches Ergebnisplus ausweisen. Schließlich ist das vierte Quartal, mit der wiederum hochmargigen Winterware, das wichtigste Quartal für unser Gesamtjahresergebnis.“
– Karsten Odemann, Finanzvorstand der Adler Modemärkte AG
Mein Fazit zu Adler Modemärkte: Auf dem richtigen Weg
In meiner letzten Analyse zur Adler Modemärkte AG schrieb ich:
„Das Unternehmen gefällt mir. Es ist ein defensiver Titel, der bewiesen hat, dass er auch bei Gegenwind für die gesamte Branche punkten kann. Die Branche vermeldet Umsatzeinbußen, Adler wächst und eröffnet sogar neue Märkte und schreibt schwarze Zahlen.“
Daran hat sich nichts geändert. Der Expansionskurs wurde durch die jüngste Übernahme bestätigt. Dabei achtete das Management darauf, dass es zu möglichst geringen Kannibalisierungseffekten kommt und dass das übernommene Unternehmen ebenfalls via Kundenkarten hohe Kundenbindung vorweisen kann. Den von mir kritisch gesehenen Punkt mit der Dividendenhöhe konnte der Finanzvorstand sehr überzeugend ausräumen. Leider für Kaufinteressierte steht der Kurs der Aktie nun nicht mehr bei knapp 12 Euro – wie bei meiner Analyse im November -, sondern bei aktuell rund 13,30 Euro.
Klarstellung
Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.
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