Trotzdem sich der Deutsche Aktienindex (DAX) in diesem Jahr hervorragend entwickelt hat, ist an den Börsen durchaus eine skeptische Tendenz zahlreicher Anleger zu erkennen. Grundsätzlich stellen sich ohnehin immer mehr Privatkunden die Frage, was Aktien in der heutigen Zeit eigentlich tatsächlich noch mit der realen Wirtschaft zu tun haben. Vielen Bürgern kommt es so vor, als wenn die an der Börse gehandelten Wertpapiere nur noch dazu dienen, damit Spekulanten in großem Umfang Gewinne erzielen. Die tatsächliche Funktion des Aktienhandels und der Börsen, nämlich die Wirtschaft und verschiedene börsennotierte Unternehmen mit Kapital zu versorgen, scheint heutzutage nahezu vergessen. Dennoch haben natürlich auch Trader eine Berechtigung, um mit Aktien auf spekulative Art und Weise Gewinne zu erzielen.
Kauf von Aktien soll Unternehmen mit Kapital versorgen
Die originäre Funktion der Börse und somit auch die ursprüngliche Funktion des Aktienhandels besteht darin, die emittierenden Unternehmen mit Kapital zu versorgen. In erster Linie bringt eine Aktiengesellschaft ihre Anteilscheine nämlich aus dem Grund an die Börse, damit durch den Kauf der Aktien durch die Anleger Kapital eingesammelt werden kann. Aus Sicht der Anleger ist das Investment in Aktien von der ursprünglichen Intention her relativ langfristig gedacht, während sich die Haltedauer in der heutigen Zeit durchschnittlich nur noch im Sekundenbereich bewegt. Dies kann durch einige Zahlen eindrucksvoll belegt werden. War es beispielsweise vor rund 20 Jahren so, dass Anleger ihre Aktien im Durchschnitt über fünf Jahre hielten, so beträgt die durchschnittliche Haltedauer in der heutigen Zeit weniger als eine halbe Minute. In diese Durchschnittszahl fließen natürlich vor allen Dingen die auf höchstem technischen Standard stattfindenden Spekulationen ein, denn insbesondere professionelle Trader handeln Aktien heutzutage oftmals im Sekundentakt.
Wer ist für den beschleunigten Aktienhandel verantwortlich?
Wenn man sich diese Entwicklung anschaut, dass die Aktie insgesamt betrachtet von einer langfristigen Anlage zu einem reinen Spekulationsobjekt geworden zu sein scheint, dann stellt sich natürlich die Frage, wer eigentlich für die massive Beschleunigung des Börsenhandels verantwortlich ist. Auszumachen ist hier vor allem die Gruppe der sogenannten Hochgeschwindigkeitshändler, die auf Basis spezieller Handelsprogramme und leistungsstarker Computer die Möglichkeit haben, nahezu sämtliche Börsenpapiere innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde zu handeln. Häufig liegt zwischen dem Kauf und dem Verkauf einer Aktie nicht einmal eine Sekunde, denn aufgrund der hohen Volumina, mit denen professionelle Trader handeln, reichen bereits minimalste Kursbewegungen aus, um größere Gewinne zu erzielen. Trotz dieser Entwicklung gibt es auch heute noch unterschiedliche Gründe, warum Anleger heute in Aktien investieren.
Immer öfter ist übrigens auch aus Sicht von Experten zu beobachten, dass der „normale“ (Klein-)Anleger benachteiligt ist, weil er eben nicht über die ultraschnellen Datenleitungen verfügt, wie es bei professionellen und/oder institutionellen Tradern der Fall ist. Zwar geht es hier oftmals nur um Sekundenbruchteile, jedoch können diese heute bei der hohen Handelsgeschwindigkeit schon über Gewinne und Verluste entscheiden.
Spekulation und langfristiges Investment als Gegensätze
Es gibt im Wesentlichen zwei Hauptgründe, warum sich Privatanleger heutzutage für den Kauf von Aktien entscheiden. Der erste Grund ist die Spekulation, denn in diesem Fall möchten die Kunden in möglichst kurzer Zeit Kursgewinne durch den Kauf und Verkauf von Aktien erzielen. In diese Gruppe fallen vor allem die sogenannten Daytrader, die oftmals binnen weniger Stunden oder Minuten Wertpapiere kaufen und nach kurzer Zeit wieder verkaufen. Nicht selten steht hier der sogenannte Arbitragehandel im Vordergrund, der beinhaltet, dass die Aktien beispielsweise an der Börse in Frankfurt gekauft werden und sofort wieder an der Düsseldorfer Wertpapierbörse verkauft werden. Durch die geringsten Preisunterschiede, die im Vergleich der zwei Börsen entstehen, können die Trader dann Gewinne erzielen. Der Arbitragehandel sollte allerdings nicht zu negativ bewertet werden, denn immerhin sorgt er auch für effizientere Preise und sehr liquide Märkte, wovon letztendlich auch Anleger profitieren.
Der zweite Hauptgrund für ein Investment in Aktien steht der Spekulation gänzlich gegenüber, denn nach wie vor gibt es auch zahlreiche Anleger, die Aktien als langfristiges Investment ansehen. Insbesondere in Zeiten, wo die Zinsen für sichere Geldanlagen auf einem extrem niedrigen Niveau sind, entdecken sogar manche Bürger die Aktie als gutes Mittel zum Aufbau einer Altersvorsorge wieder. In diesem Fall spielen Kursbewegungen an den Börsen kaum eine Rolle, denn solche Anleger haben oftmals einen Anlagehorizont von zehn Jahren und mehr.
Haben Aktien noch etwas mit der realen Wirtschaft zu tun?
Nimmt man die zuvor beschriebene Entwicklung und Anlageintention als Argument dafür, dass Aktien heutzutage oftmals nur noch als reine Spekulation genutzt werden, könnte man dieser These durchaus zustimmen. Daraus würde folgen, dass diese Wertpapiere kaum noch etwas mit der realen Wirtschaft zu tun haben. Tatsächlich gibt es aber auch heute noch die andere Seite, denn nach wie vor ist die Emission von Aktien für zahlreiche Aktiengesellschaften eine sehr gute Möglichkeit, um benötigtes Kapital zu beschaffen. Ob und in welchem Umfang die ausgegebenen Aktien letztendlich den Besitzer wechseln, spielt nämlich für das Unternehmen kaum eine Rolle. Wichtig ist nur, dass die Aktienemission erfolgreich ist und der gewünschte Kapitalbetrag eingesammelt werden kann. Beim nachfolgenden Börsenhandel findet dann lediglich noch eine Umverteilung des Kapitals von einem zum anderen Aktionär statt, von dem die Aktiengesellschaft allerdings kapitalmäßig nicht mehr betroffen ist. Insofern ist es heutzutage durchaus noch so, dass der Aktienhandel in gewissem Umfang mit der realen Wirtschaft verbunden ist. Dies wird auch dadurch untermauert, dass Unternehmenszahlen und Meldungen der Aktiengesellschaften einen großen Einfluss auf die Kursbewegung haben können. Die Anleger haben also auch noch das Unternehmen im Auge und sind nur dann an Aktienkäufen interessiert, wenn sie sich davon einen Erfolg versprechen.
Beschränkungen des Aktienhandels werden immer wieder gefordert
Insbesondere viele Politiker wünschen sich, dass der Handel mit Aktien wieder etwas näher an die originäre Funktion herangerückt, nämlich die Wirtschaft mit Kapital zu versorgen. Daher wird immer wieder von möglichen Beschränkungen gesprochen, insbesondere was den sogenannten Leerverkauf angeht. Dabei ist den Kritikern insbesondere der ungedeckte Leerverkauf ein „Dorn im Auge“, denn hier werden Aktien verlauft, die der Verkäufer weder im Bestand hat noch sich leiht. Beim gedeckten Leerverkauf ist es hingegen zumindest so, dass der Verkäufer sich die Aktien von einem Kontrahenten leiht und die Position damit bis zum Eindecken „glattstellt“. Ein generelles Verbot von Leerverkäufen konnte bisher in Deutschland nicht durchgesetzt werden, denn natürlich profitieren auch die Banken und Börsen davon, dass möglichst viel und mit hohen Volumina gehandelt wird. Es bleibt daher abzuwarten, ob es der Politik und anderen Institutionen zukünftig gelingen wird, die Aktien wieder etwas mehr in Richtung einer langfristigen Geldanlage zu lenken, ohne dabei zu drastische Einschränkungen vorzunehmen. Denn natürlich gibt es auch viele aktive Trader, die ganz bewusst mit hohem Risiko handeln möchten und damit auch keinen anderen Händlern schaden.
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