Als die Schweizer Nationalbank im Januar 2015 den Mindestkurs von 1,20 Schweizer Franken je Euro aufgab, stürzte die Gemeinschaftswährung um mehr als 20 Prozent ab. Das traf nicht nur viele Trader hart, die mit einem Hebel von 100 oder mehr gegen den Franken gewettet hatten. Die Verluste seiner Kunden rissen auch den Broker Alpari UK ins Verderben. Doch was wurde aus dem Geld der Kunden? Was sagt uns das? Und welcher Broker steckt hinter Alpari.com?
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Ein Blick zurück
Der Broker Alpari ist insolvent. Die heftigen Kursbewegungen infolge der Abkopplung des Schweizer Franken hatten das britische Unternehmen unvorbereitet getroffen. Eine kurze Notiz informiert Besucher der Seite alpari.de darüber, dass der Broker am 16.1.2015 Insolvenz angemeldet hat. Für die Anleger dürfte sich der Verlust aber in Grenzen halten, denn als regulierter britischer Broker lagerte Alpari Kundeneinlagen getrennt vom eigenen Geld und sicherte sie außerdem über eine Einlagensicherung ab.

Als die Alpari-Redaktion diese Meldung einstellte, wusste sie noch nicht, wie stark der Euro-Absturz sie selbst betreffen würde.
Das wichtigste zur Alpari-Pleite in Kürze:
- Verluste von Alpari-Kunden durch Franken-Absturz
- Alpari musste Kunden-Verluste ausgleichen
- Kundengelder durch europäische Standards geschützt
- Alpari traditionsreicher Broker
Was genau geschah
Seit 2011 hatte die Schweizer Notenbank den Euro gegenüber dem Schweizer Franken gestützt. Der Wert des Euro sollte nicht unter 1,20 Franken fallen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft nicht zu gewährleisten. Deshalb kaufte die Notenbank Euro auf und brachte stattdessen Franken in Umlauf. Doch diesen Kurs haben die Währungshüter am Donnerstag, den 16. Januar überraschend aufgegeben. Der Kurs des Euro brach daraufhin ein und lag zeitweise unter einem Franken.
Für Alpari ergibt sich daraus ein doppeltes Problem. Einige Trader haben dadurch hohe Gewinne gemacht, die von Alpari ausgezahlt werden müssen. Andere wiederum haben viel Geld verloren, mitunter so viel, dass sie die Verluste nicht bezahlen können. Bei einem Hebel von 100 ist bereits bei einem Verlust des Basiswertes von einem Prozent die Sicherheitsleistung (Margin) des Traders aufgebraucht. Wer beispielsweise für 1.000 Euro das Währungspaar Euro/Schweizer Franken kaufte, hat innerhalb weniger Stunden 20.000 Euro Verlust gemacht, wer dagegen für den gleichen Betrag das Währungspaar verkauft hat, machte ähnlich viel Gewinn.
Die hohen Verluste konnten einige Trader nicht ausgleichen, sie gingen an Alpari über. Gleichzeitig mussten aber die Verpflichtungen Alparis gegenüber erfolgreichen Tradern und den Kapitalmärkten eingehalten werden. Das war zu viel für den britischen Broker, er musste Insolvenz anmelden.

Der Webauftritt von Alpari
Warum hat die Absicherung nicht funktioniert?
Im Regelfall sichern Broker wie Alpari sich gegen Kursverluste ab. doppelt ab. So wappnet sich der Broker für mögliche Auszahlungen an Kunden, indem er deren Geschäfte an den Finanzmärkten absichert. Setzen viele Broker auf einen steigenden Franken, dann sichert sich der Broker an der Börse ab, indem er dort ebenfalls auf einen Anstieg der Schweizer Währung wettet.
Die Absicherung über die Finanzmärkte hat in diesem Fall nicht gegriffen, denn aus Sicht Alparis waren die Ansprüche der Trader, die auf einen steigenden Franken gesetzt haben, über die Verluste derjenigen Abgesichert, die auf einen Kursrückgang setzten. Und das waren nicht wenige, denn aufgrund des Versprechens der Zentralbank, einen Kurs des Franken von unter 1,20 Euro nicht zu dulden, konnte die Schweizer Währung scheinbar gar nicht steigen.
Doch nachdem die erfolglosen Trader ihre Verluste teilweise nicht bezahlen konnten, versagte das System. Auch davor hat sich der Broker geschützt, nämlich durch automatische Verkaufsorders, die ausgelöst werden, sobald die Verluste eines Traders zu hoch werden. Auch wenn der Händler selbst kein Stop Loss gesetzt hat, gibt es vom Broker festgelegte Stoppkurse.
Doch der Einbruch war so heftig, dass die Positionen nicht verkauft werden konnten. Als die Verkaufsorders ausgelöst wurden, wollte niemand kaufen. Erst bei einem Minus von rund 20 Prozent fanden sich wieder Abnehmer, doch da war es bereits zu spät.
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Was passierte mit dem Geld der Kunden?
Mit Alpari hatte es einen bekannten und seriösen Broker getroffen. Das Unternehmen betrieb auch eine Niederlassung in Frankfurt am Main und war Sponsor des britischen Fußballvereins West Ham United.
Als britisches Unternehmen unterlag der Broker der Regulierung durch die FCA (Financial Conduct Authority). Das bedeutet, dass die Einlagen der Kunden nicht auf die Konten des Brokers geflossen waren, sondern getrennt verwahrt wurden. Sie gingen deshalb nicht in die Insolvenzmasse mit ein. Zudem sind Einlagen über den Financial Services Compensation Scheme abgesichert. Der sichert nicht nur Bankeinlagen bis 85.000 britischen Pfund (rund 100.000 Euro) zu 100 Prozent ab, sondern auch Investments, allerdings nur bis 50.000 Pfund.
Tatsächlich hatten Kunden von Alpari UK Glück im Unglück. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG übernahm die Abwicklung des Brokers. Immer wieder verzögerte sich allerdings die Rückzahlung, bis den Kunden in der zweiten Jahreshälfte 2015 dann endlich mitgeteilt wurde, dass ihre Einlagen ersetzt wurden.
Wer war schuld?
Die Frage nach der Schuld für die Pleite ist nicht einfach zu klären. Schließlich hatte Alpari die Geschäfte abgesichert, die Mechanismen versagten aber aufgrund des starken Einbruchs. Allerdings hätte der Broker hier zusätzlich vorsorgen müssen, denn derartige Einbrüche kommen immer wieder.
Eine Möglichkeit wäre, Spekulationen mit von Notenbanken künstlich billig gehaltenen Währungen entweder gar nicht anzubieten oder nur mit einem niedrigen Hebel. Denn die Gefahr, dass die Währungshüter ihre Politik plötzlich überdenken, besteht immer.
Auch die Schweizer Notenbank muss sich aber vorwerfen lassen, die Folgen ihres Schrittes nicht ausreichend durchdacht zu haben, denn weltweit haben bereits mehrere Broker Insolvenz anmelden müssen. Statt einer kompletten Freigabe des Kurses wäre eine Absenkung in Schritten denkbar gewesen, beispielsweise auf zunächst 1,15 Euro und dann in weiteren Schritten hin bis zum Marktpreis. Womöglich hatten die Zentralbanker aber selbst nicht mit dieser Reaktion gerechnet.
Wer steht heute hinter Alpari.com?
Wer die Seite Alpari.com aufruft, der hat den Eindruck als sei eigentlich gar nichts passiert. Nach wie vor bietet Alpari weltweit seine Dienstleistung als Broker an. Auch Kunden aus Deutschland werden auf einer Karte zu den Kunden gezählt.
Wer in der Zeitleiste das Jahr 2015 aufruft, der erfährt dass die Alpari-Spitze im Januar Hongkong besucht hat und im März erstmal eine Millionen Kunden registriert waren. Doch nichts zur Insolvenz.

Die Zeitleiste zur Geschichte von Alpari
Warum das so ist, zeigt ein Blick in die Pressemitteilungen von Alpari. Eine Pressemitteilung vom 15. Januar teilt mit, dass keine neuen Positionen mit dem Schweizer Franken als Währung eröffnet werden können. Vier Tage später folgt eine weitere Meldung: „Alpari UK Insolvency does not affect other Alpari companies“ – die Insolvenz von Alpari UK hat keine Auswirkung auf anderen Alpari-Unternehmen.

Sowohl die Auswahl der Sprachen als auch die Lage der Büros und die Werbung zeigen, dass der Schwerpunkt von Alpari nicht in Westeuropa liegt.
Die Alpari-Unternehmen hatten schon vor der Abwertung die Mindesteinlage für Geschäfte mit dem Schweizer Franken erhöht. Damit fielen die Verluste der Trader weniger hoch aus. Wichtiger dürfte aber sein, dass die Kunden der übrigen Alpari-Firmen überwiegend nicht aus Europa kamen und deshalb auch weniger Positionen in europäischen Währungen wie dem Schweizer Franken besaßen. So kam es, dass die übrigen Alpari-Unternehmen nach wie vor bestehen. Sie wurden weder neu gegründet noch aus der Insolvenzmasse gerettet, sie waren von der Pleite schlicht nicht betroffen.
Hinter Alpari.com und Alpari.org stehen also andere Tochterunternehmen der Alpari Gruppe. Genauer gesagt Alpari Belize sowie Alpari Saint Vincent und die Grenadinen aus Mittelamerika im Fall von Alpari.com und Alpari International mit Sitz im afrikanischen Inselstaat Mauritius bei Alpari.org.
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Wieder Kunde von Alpari werden?
Alpari UK hatte einen guten Ruf. Der Broker bot viele Analysen, hatte ein Büro in Frankfurt am Main und galt als zuverlässig. Warum also nicht Kunde von Alpari werden?
Tatsächlich ist es auch von Deutschland aus möglich bei Alpari ein Konto zu eröffnen. Allerdings muss man sich entscheiden, bei welcher Tochtergesellschaft. Ein Schwerpunkt von Alpari liegt in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Außer in Russland betreibt der Broker Büros in Weißrussland, Kasachstan, der Ukraine, Usbekistan und Moldawien.

Die Kontoeröffnung bei Alpari
Daneben ist das Unternehmen aber auch in Lateinamerika und Afrika mit Büros vertreten. In Nigeria unterhält das Unternehmen sogar zwei Niederlassungen, eine in der Hauptstadt Abuja und eine zweite in Lagos, der mit Abstand größten Stadt des Landes (und der größten Afrikas). Auch das asiatische Indonesien gehört zu den Zielmärkten. Dort betreibt das Land zwar keine Filiale, bietet Tradern aber eine Website in indonesischer Sprache und eine Betreuung durch die Niederlassung auf Mauritius.
In Deutschland ist das Unternehmen ebenso wenig präsent wie in einem anderen EU-Land. Auch eine deutschsprachige Version von Alpari.com gibt es nicht. Das ist allerdings nur einer von mehreren Nachteilen.
Denn natürlich können Händler sich bei Alpari Belize oder Alpari International aus Mauritius nicht auf europäisches Recht berufen. Nicht zwangsläufig müssen die Regelungen in anderen Ländern schlecht sein, aber wer sich für ein Konto bei der Niederlassung im Ausland entscheidet, der muss sich vorher intensiv mit dem Standort auseinandersetzen. Gibt es dort auch einen Einlagenschutz? Werden Kundengelder getrennt vom Vermögen des Brokers verwahrt? Die Pleite von Alpari UK zeigt, wie wichtig das ist.
Außerdem heißt ein Konto außerhalb der EU auch, dass Kunden unter Umständen im Ausland Prozesse führen müssen. Einfacher ist in jedem Fall ein EU-Broker.
Was die Alpari Pleite lehrt
Dass Trader ihren Broker gut auswählen müssen, ist zweifelsohne eine wichtige Lektion aus der Insolvenz von Alpari. Allerdings nicht die einzige. Das sind die wichtigsten Punkte:
- EU-Broker im Vorteil,
- Finger weg von manipulierten Märkten,
- gegen Verluste absichern,
- über Broker ohne Nachschusspflicht nachdenken.
Der erste Punkt liegt auf der Hand. Offenbar ist auch ein seriöser Broker wie Alpari UK nicht vor Insolvenzen gefeit. Trotzdem ist es sinnvoll, einen seriösen und stabilen Broker zu wählen. Eine Pleite ist dann nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlicher.
Allerdings hat auch die Absicherung der Einlagen jenen Tradern nichts genutzt, die bei der Frankenaufwertung plötzlich hohe Summen nachschießen mussten, weil ein Hebel von 100 oder 200 aus einem Minus von 20 Prozent 2.000 oder gar 4.000 Prozent Verlust machte.
Gefährlich sind immer manipulierte Märkte. Beispielsweise wenn, wie im Falle der Schweiz, die Notenbank oder die Regierung eine zu starke Auf- oder Abwertung der Währung verhindert. Ändert sie ihre Politik, holen die Märkte meist die bisher verhinderte Entwicklung auf.
Grundsätzlich sollten sich Trader mit Stoppkursen gegen zu hohe Verluste absichern. Dann wird eine Position automatisch aufgelöst, sobald ein vorher vom Trader festgelegter Verlust erreicht wurde. Allerdings funktioniert das nicht, wenn die Veränderung so abrupt ist, dass es zum Stoppkurs keinen Handel gibt. Das passiert beispielsweise Börsencrashs leicht.
Eine Alternative ist ein Broker ohne Nachschusspflicht. Das Setzen von Stoppkursen ist dabei natürlich Pflicht. Greifen sie nicht, muss der Broker die Verluste tragen.
Fazit zu Alpari Insolvenz
Der Fall Alpari ging für die meisten Trader gut aus. Er zeigt aber auch, wie wichtig die Verwahrung der Einlagen auf getrennten Konten ist, ein klarer Vorteil von EU-Brokern gegenüber vielen Anbietern aus Steueroasen. Unabhängig vom Fall Alpari lohnt es sich außerdem immer, Stoppkurse zu setzen um die Verluste zu verringern, auch wenn sie nicht gleich zu einer Brokerpleite führen. Weil nur die britische Niederlassung von der Insolvenz betroffen war, gibt es Alpari nach wie vor. Die Zielmärkte liegen aber durchgehend in den sogenannten Schwellenländern wie Russland, Nigeria, Indonesien oder Belize.
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- Alpari-Pleite: Was Anleger und Kunden jetzt wissen müssen! – 16. Januar 2015