Als es im August an mehreren Tagen für den DAX „Tauchstation“ hieß, war ich der Ansicht, dass sich für Value Investoren gerade an solchen Tagen auch gute Einstiegsmöglichkeiten bieten können. Denn wenn ein Unternehmen aus fundamentaler Sicht sehr gut aufgestellt sowie die Aktie günstig bewertet ist – ist es dann nicht geradezu erfreulich, wenn der Aktienkurs aufgrund der allgemeinen Marktbewegung deutlich fällt? Natürlich nur dann „erfreulich“, wenn man nicht bereits investiert ist. Eine der Aktien, die ich mir dabei angeschaut habe, war der DAX-Titel Beiersdorf. Hier meine Analyse dieses Titels:
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Auch in diesem Fall möchte ich damit beginnen, dass wir einen Blick auf den Chart dieses „Blue Chips“ werfen. Also los:
Chart Beiersdorf AG
Quelle: Finanzen100
Bei Value Aktien wie dieser interessiert mich das „große Bild“ und damit ein längerfristiger Chart. Die Beiersdorf Akie startete nach einer längeren Seitwärtsbewegung ab Ende 2011 richtig durch. Damals stand der Kurs bei rund 40 Euro – und ein Jahr später waren es dann rund 60 Euro. Ein Zuwachs von rund 50% innerhalb von 12 Monaten. Für einen Blue Chip wie Beiersdorf nicht schlecht, bestimmt nicht! Die Aktie ist übrigens seit dem 22. Dezember 2008 ein DAX-Titel.
Doch von den rund 60 Euro Ende 2013 ging es weiter aufwärts: Ende 2014 waren deutlich über 70 Euro erreicht. Und es ging weiter aufwärts. Erst letzten Monat notierte der Kurs Anfang August noch bei rund 82 Euro. Danach ging es aber abwärts (der zwischenzeitlich schwache DAX hinterließ seine Spuren), auf genau 72,50 Euro per Ende letzter Woche im Xetra-Handel. Das waren rund 11,5% unter den besagten 82 Euro von Anfang August. Also eine der schönen Einstiegsmöglichkeiten, welche ich zu Beginn dieses Beitrags erwähnte? Um das seriös beurteilen zu können, muss der Blick auf die Fundamentaldaten erfolgen:
Die aktuellsten Zahlen des Unternehmens sind die Halbjahreszahlen 2015. Deshalb zunächst der Blick auf diese Daten:
Eckdaten Halbjahreszahlen 2015 von Beiersdorf
- Die Ebit-Umsatzrendite kletterte von 14,3% im Vorjahreszeitraum auf 14,9% im ersten Halbjahr 2015.
- Das operative Ergebnis gemessen am Ebit stieg (ohne Sondereffekte) um 12,4% auf 508 Mio. Euro (Konzernebene)
- Umsatzentwicklung: Hier hieß es bei nominalen Wachstum +7,3% auf 3,402 Mrd. Euro
- Wenn die Übernahmen herausgerechnet werden, bleibt beim Umsatz hingegen ein Plus von „nur“ 1,4%. Dies ist die Höhe des sogenannten „organischen Wachstums“ (d.h. ohne den Einfluss von Übernahmen oder Verkäufen von Geschäftsfeldern).
Quelle: Firmenangaben, Meldung: „Beiersdorf weiter auf profitablem Wachstumskurs“
Das organische Plus beim Umsatz von 1,4% sieht dann doch etwas bescheidener aus als die von einigen Journalisten vermeldeten +7,3% beim Umsatz. Interessant fand ich auch eine weitere regionale Aufschlüsselung der Umsatzentwicklung. Beiersdorf setzt verstärkt auf Osteuropa, und das finde ich durchaus gut. Für diese Region, zu der Beiersdorf auch Russland rechnet, wurde ein Umsatzplus von insgesamt 6,4% verzeichnet.
Doch wenn es in einer Region ein „überdurchschnittliches“ Plus gab, muss es in einer anderen Region (oder mehreren) auch ein „unterdurchschnittliches“ Plus oder sogar ein Minus gegeben haben. Richtig, die Zahlen zeigen es, so war es auch hier: In Westeuropa gingen die Umsätze von Beiersdorf im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreswert sogar zurück, und zwar um 1,4%.
Um eins klarzustellen: Beiersdorf ist ein Unternehmen mit hohen Margen. Bei den Beiersdorf-Produkten zahlen insbesondere im Heimatmarkt Deutschland die Verbraucher auch durchaus mehr für die Produkte des Hauses, weil sie bekannt sind und seit Jahrzehnten für Qualität stehen. Denken Sie nur an die Produkte der Marken „Tesa“ oder „Nivea“. Die hohe Ebit-Umsatzrendite von 14,9% zeigt dies. Beiersdorf kann auch bei stagnierenden Umsätzen schöne Gewinne vorweisen.
Um eine höhere Bewertung der Aktie zu rechtfertigen, sollte es aber schon ein Wachstum geben. Denn die derzeitige Bewertung ist nicht „günstig“, wenn es sich um ein stagnierendes Unternehmen mit Gewinn in aktueller Höhe handeln sollte.
Die Kennzahl Kurs-Umsatz-Verhältnis bei Beiersdorf
Das Unternehmen hat Beiersdorf derzeit eine Marktkapitalisierung von rund 18,3 Mrd. Euro. Im letzten Geschäftsjahr stieg der Umsatz von 6,141 Mrd. Euro auf 6,285 Mrd. Euro.
Die Höhe der Marktkapitalisierung errechnet sich auf diese Weise: Die Zahl der Aktien wird multipliziert mit dem aktuellen Kurs
Das Kurs-Umsatz-Verhältnis setzt die Marktkapitalisierung in Relation zum Umsatz des Unternehmens. Bedeutet hier: Die Marktkapitalisierung in Höhe von 18,3 Mrd. Euro liegt um den Faktor von rund 2,9 über der Höhe der Umsätze des letzten Geschäftsjahres. Bei dieser Kennzahl gilt: Je niedriger, desto besser (im Sinne einer attraktiven Bewertung!). Es gibt da keine absoluten Erkenntnisse in dem Sinne, dass eine Aktie ab einem Wert von XY teuer ist. Deshalb hier einige Daumenregeln. Wenn diese Kennzahl unter 1,0 liegt, dann ist es meist SEHR günstig. Findet sich aber bei Value Aktien eher selten. Ein Wert über 4 wiederum ist bei Value Aktien sehr hoch. Alles dazwischen ist „kommt darauf an“. Und ein Wert von 2,9, den wir hier sehen, ist damit in etwa „moderat bis etwas teuer“.
Die Kennzahl Kurs-Gewinn-Verhältnis bei Beiersdorf
Laut Geschäftsbericht lag der Gewinn je Beiersdorf-Aktie im letzten Geschäftsjahr bei 2,53 Euro (unter Herausrechnung von Sondereffekten). Bei einem Kurs von 72,50 Euro errechnet sich damit ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV 2014) von rund 28,7.
Im laufenden Jahr soll der Umsatz laut Prognose des Unternehmens um 3-5% zulegen. Wenn die Ebit-Umsatzrendite leicht zulegt (wie bei den Zahlen zum ersten Halbjahr gesehen), dann könnte der Gewinn pro Aktie stärker als diese 3-5% steigen. Nehmen wir einmal einen Zuwachs beim Gewinn pro Aktie von 6% in diesem Geschäftsjahr an. Das wären dann rund 2,68 Euro Gewinn pro Aktie im laufenden Geschäftsjahr. Damit errechne ich auf Basis eines Aktienkurses von 72,50 Euro ein KGV 2015 von rund 27,1.
Bleibt noch der Buchwert je Aktie: Dieser liegt im Bereich 14,44 Euro. Damit errechne ich ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von rund 5,0.
Mein Fazit: Fair bewertet – nicht mehr und nicht weniger!
Die Beiersdorf-Aktie liegt mit einem KGV 2015 von rund 27,1 deutlich über dem Durchschnitt der gesamten DAX-Werte. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist genauso wie das Kurs-Umsatz-Verhältnis ebenfalls eher im oberen Bereich anzusiedeln. Natürlich, die operative Marge ist relativ hoch, den bekannten und offensichtlich hochwertigen Produkten sei Dank. Das mag vielleicht reichen, das aktuelle Kursniveau zu rechtfertigen. Doch woher soll dann das Potenzial für weitere Kursgewinne kommen? Eine „faire Bewertung“ ist genau das: Fair in Bezug auf das aktuelle Kursnivau. Doch besonders interessant im Sinne einer Kaufchance ist das nicht – finde ich!
Klarstellung
Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.