Auf meiner persönlichen Watchlist befinden sich zahlreiche Aktien, welche ich aus fundamentalen Gründen interessant finde. „Grundsätzlich interessant“, sollte ich besser schreiben – denn das heißt nicht, dass so eine Aktie dann immer ein Kauf ist. Wenn es Gegenwind vom Gesamtmarkt gibt oder es im Branchenvergleich günstigere Aktien gibt, dann ist Zurückhaltung wohl besser.
Quartalszahlen der Adler Modemärkte unter der Lupe
Um mir ein Bild zu machen, schaue ich mir natürlich auch neue Zahlen an – üblicherweise dann, wenn es neue Quartalszahlen gibt. Und Quartalszahlen gab es auch bei diesem Titel auf meiner Watchlist: Der Adler Modemärkte AG. Dieser deutsche Textileinzelhändler vermeldete frische Quartalszahlen. Üblicherweise ist das erste Quartal im Textileinzelhandel nicht besonders gewinnbringend. Mehr dazu später. Hier die Details:
Eckdaten Quartalszahlen Adler Modemärkte AG
- Der Umsatz stieg um 1,7% auf 115,1 Mio. Euro (von 113,2 Mio. Euro)
- Der Materialaufwand stieg von 54,9 Mio. Euro auf 58,2 Mio. Euro
- Die Rohertragsmarge sank von 51,5% auf 49,5%
- Das Ebitda lag bei -13,0 Mio. Euro (nach -5,6 Mio. Euro im Vorjahresquartal)
Quelle: Unternehmensangaben
Die vollständigen Quartalszahlen finden Sie direkt auf der Seite des Unternehmens unter diesem Link:
Quartalszahlen Adler Modemärkte AG
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Das sieht auf den ersten Blick keineswegs berauschend aus. Ein Ebitda von -13,0 Mio. Euro – und das auch noch erheblich schlechter als im Vorjahresquartal.
Zudem relativiert sich sogar der geringe Umsatzanstieg von 1,7%, wenn man die Umsätze auf die bestehende Fläche herunterrechnet. Dieser sogenannte like-for-like-Vergleich brachte einen Umsatzrückgang von 4,1%.
Umsatzrückgang und höheres Minus…
Soweit, so schlecht?
Nicht ganz. Die Adler Modemärkte AG hat ein sehr zyklisches Geschäft. Wie ich im Gespräch mit dem Finanzvorstand des Unternehmens erfahren habe, wird der Gewinn des Unternehmens im Wesentlichen im vierten Quartal gemacht. Da wird ein Großteil des Jahresgewinnes erzielt. Quartale wie das erste Vierteljahr schreiben deshalb geradezu „traditionell“ rote Zahlen.
Zudem: Was hat denn die gesamte Branche gemacht, gleich der deutsche Textileinzelhandel? Dem ging es im ersten Quartal gar nicht gut. Da gab es einen Umsatzrückgang von 5,0% durchschnittlich laut Adler. Da war der Umsatzrückgang bei Adler („like-for-like-Vergleich“) immerhin geringer.
…aber gesamte Branche hatte schwachen Jahresstart
Und da auch neue Filialen eröffnet wurden, gab es ja unter dem Strich doch ein Plus beim Umsatz. Zudem verweist das Management auf einige Sonderfaktoren:
Es wurden einige Filialen neu übernommen, und da soll insbesondere die Übernahme von Kressner den Materialaufwand deutlich erhöht haben. Die Kressner-Bestandsware wurde zudem verstärkt zu günstigen Preisen abverkauft (damit danach die Adler-Ware dort verkauft werden kann). Das führte allerdings dazu, dass bei den Abverkäufen nur eine relativ geringe Rohertragsmarge erzielt wurde. Das wiederum führte dazu, dass auf Ebene des Gesamtunternehmens die Rohertragsmarge von 51,5% auf 49,5% zurückging.
Und dann gab es Sonderausgaben von 1,1 Mio. Euro, darunter Abfindungen bzw. Rückstellungen – da es nach der Kressner-Übernahme zu einer Personalreduzierung kam. Das alte Bild bei vielen Übernahmen.
Übrigens: Unter dem Strich blieb ein Ergebnis pro Aktie von minus 73 Cents. Im Vorjahr waren es minus 45 Cents.
Hier noch der Blick auf den Chart der Aktie:
Chart Adler Modemärkte AG
Nach den Quartalszahlen ging es mit dem Kurs der Aktie tendenziell bergab. Quelle: Finanzen100
Mein Fazit: Adler Modemärkte AG durchwachsen!
Die jüngsten Quartalszahlen sind gemessen an den Ertragskennzahlen nicht gut ausgefallen. Ein deutlich verschlechtertes Ebitda gefällt mir nicht. Andererseits kann das Management gute Gründe dafür nennen, und das ist auch absolut nachvollziehbar. Im Branchenvergleich steht das Unternehmen auch immer noch relativ stark da. Hier ist allerdings die Frage, ob es derzeit attraktiv ist, überhaupt auf diese Branche zu setzen, wenn es da Umsatzrückgänge und Preiskampf gibt.
Der Kurs der Aktie ist jedenfalls in den letzten Wochen spürbar zurückgekommen. Leichte Verschlechterung der Lage – das rechtfertigt einen gewissen Kursrückgang. Insofern sehe ich die Aktie derzeit eher fair bewertet, bei Übertreibung nach unten für Value Investoren durchaus kaufenswert.
Klarstellung
Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.