Müssen tausende Trader einen neuen Broker suchen? Wenn Großbritannien die Europäische Union verlässt, dürfen britische Banken unter Umständen keine Dienste mehr in der EU anbieten. Das könnte auch Kunden britischer Broker betreffen. Diese müssen dann entweder eine Niederlassung in der EU eröffnen und dort eine Broker-Lizenz beantragen oder ihre Dienste auf dem Kontinent einstellen. Viele unterhalten aber ohnehin Niederlassungen in anderen Ländern, so auch IQ Option.
Die deutsche Finanzmetropole Frankfurt bringt sich schon in Stellung. Rund 10.000 zusätzliche Arbeitsplätze erwartet man am Main. Denn sofern den Briten keine Sonderregel eingeräumt wird, dürfen deren Banken in der EU bald keine Dienstleistungen mehr anbieten, ohne dort eine Niederlassung zu unterhalten. Das ist keineswegs eine EU-Besonderheit. Grundsätzlich müssen Banken in jedem Land zunächst eine Lizenz beantragen, bevor sie dort aktiv werden können. Deutsche Banken dürfen in Brasilien nicht ohne weiteres Sparbücher anbieten und russische nicht in Deutschland.
Grenzüberschreitend handeln in der EU
Die Europäische Union ist hier eine Ausnahme. Sie hat einen gemeinsamen Rechtsrahmen geschaffen. Viele Gesetze, beispielsweise zur Aufklärung von Kunden über Risiken und zum Einlagenschutz, sind EU-weit ähnlich. Deshalb dürfen Banken, die in einem EU-Land zugelassen sind, ihre Dienste in jedem anderen anbieten, ohne dort eine Filiale eröffnen oder eine Lizenz erwerben zu müssen.
Diesen sogenannten EU-Pass könnten Londons Banken jetzt verlieren – und damit auch Broker wie IQ Option. Das Unternehmen gilt als solider und vertrauenswürdiger Anbieter mit günstigen Konditionen in diesem Bereich.
Londoner Binäre Optionen Broker
Dabei können Trader auf steigende oder fallende Kurse setzen und bekommen einen festen Gewinn, wenn die Option im Geld ist, ihre Vorhersage also richtig war. Anders als bei regulären Optionen spielt es keine Rolle, wie weit der Wert im Geld ist.
Daher auch der Name binäre Optionen. Denn der Anleger kann entweder einen bestimmten Prozentsatz gewinnen oder verlieren. Streng genommen gibt es auch eine dritte Möglichkeit, nämlich einen unveränderten Kurs. Meistens wird der Einsatz dann ohne Gewinn oder Verlust zurückgezahlt. Natürlich ist der mögliche Verlust immer etwas höher als der Gewinn, Anleger müssen also etwas häufiger richtig mit ihren Vorhersagen liegen als falsch.
Wie viele spekulative Finanzprodukte werden auch binäre Optionen oft von britischen Brokern angeboten. Das liegt gleichermaßen an der großen Bedeutung Londons als Finanzstandort, der langen Tradition des Börsenhandels dort und der britischen Leidenschaft fürs Wetten.
Brexit – und dann?
Doch wie geht es damit weiter, wenn die Briten jetzt die EU verlassen? Das ist zunächst noch unklar, denn die Regierungschefs sind sich bisher darüber nicht einige. Einige wollen gerne ein strenges Vorgehen. Sie befürchten, dass sonst eine Welle von Austritten folgen könnte. Gerade wohlhabende Staaten könnten versucht sein weiter am Binnenmarkt teilzunehmen ohne Geld in die EU-Kassen einzahlen zu müssen oder EU-Bürgern anderer Länder die Einwanderung gestatten zu müssen.
Andere Politiker drängen auf Gelassenheit. Vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel möchte keine wirtschaftlichen Turbulenzen vor der Wahl 2017. Sie ist für Zugeständnisse an die Briten. Als Vorbild gelten Norwegen, Island und die Schweiz. Sie sind keine Mitglieder der EU, profitieren aber weitgehend von Freihandels- und Reisefreiheitsabkommen mit der EU.
Großbritannien: Zurück in die EFTA?
Island, Norwegen und die Schweiz sind der Rest EFTA, der European Free Trade Association. Die Gemeinschaft wurde 1960 als Gegenstück zur damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) gegründet, der späteren EG und heutigen EU.
Die EFTA versammelte die meisten europäischen Staaten, die weder Mitglied der EWG noch des sowjetisch beeinflussten Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe der Ostblockstaaten waren. Gründungsstaat war neben der Schweiz, Österreich, Schweden, Norwegen, Dänemark und Portugal auch Großbritannien. Finnland war ab 1961 assoziiertes Mitglied, 1970 trat Island bei.
Schon 1973 begann aber der Exodus aus der EFTA, als Dänemark und Großbritannien zur EWG übertraten, 1986 wechselte Portugal und 1995 auch Schweden, Finnland und Österreich zur jetzt nur noch Europäische Gemeinschaft genannten Konkurrenz.
Freihandel ja, EU-Pass nein?
EU und EFTA bilden gemeinsam den Europäischen Wirtschaftsraum. Allerdings genießen weder Schweizer noch isländische oder norwegische Banken die gleichen Privilegien wie Unternehmen aus der EU. Vermutlich müssen britische Unternehmen deshalb in Zukunft eine Niederlassung in der EU eröffnen, wenn sie hier weiter Geschäfte machen wollen.
Die dürfte sich bei Binäre Optionen Brokern aber selten in Frankfurt befinden. Denn schon lange vor dem Brexit hat sich Zypern als bevorzugtes Ziel für diese Broker etabliert. Das kleine Land vor der Küste der Türkei bietet den Unternehmen vor allem eine gute Infrastruktur an Arbeitnehmern, Rechtsspezialisten, eine im Umgang mit binären Optionen erfahrene Regulierungsbehörde und nicht zuletzt niedrige Steuern. Außerdem war das Land nach seiner Befreiung aus osmanischer Fremdherrschaft 1914 zunächst britische Kolonie, die englische Sprache ist weit verbreitet.
Auch der bereits erwähnte Anbieter IQ Options hat eine Niederlassung auf Zypern (Quelle: binaereoptionen.com). Die Firma hat ihren Hauptsitz in London, der Handel findet aber vor allem von Zypern aus statt. Dort wird der Broker auch durch die CySEC (Cyprus Securities and Exchange Commission) reguliert. Für die Kunden wird der EU-Austritt Großbritanniens deshalb vermutlich kaum Konsequenzen haben. Andere Broker werden sich dagegen nach einem EU-Standort umsehen müssen – und vielleicht ebenfalls bald in Zypern vorstellig werden.