Russland gehört ebenfalls zu den fünf BRICS-Staaten und zählt in diesem Verbund definitiv zu den Ländern, die das größte Potenzial haben, um auf Dauer den Status eines Schwellenlandes verlassen zu können. Neben China hat Russland darüber hinaus den größten politischen Einfluss, was aber keineswegs automatisch bedeutet, dass das Land auch wirtschaftlich herausragen kann. Das alles bestimmende Thema rund um das flächenmäßig größte Land der Erde ist natürlich der Konflikt in der Ukraine, der nicht nur die Politik, sondern ebenfalls die Wirtschaft in Russland immer mehr bestimmt. Vor allem aus diesem Grund ist es für Experten derzeit sehr schwierig, die zukünftige Wirtschaftsentwicklung im Land einzuschätzen. Sollte sich die Krise nämlich weiter verschärfen und die Sanktionen der EU weiter zunehmen, kann dies auf Dauer ernste Folgen für die russische Wirtschaft haben.
Allgemeine Entwicklung der russischen Wirtschaft
Die wirtschaftliche Entwicklung in Russland war definitiv schon besser, als es aktuell zu beobachten ist. In den vergangenen zwei Jahren hat sich das Wirtschaftswachstum jedenfalls erheblich verlangsamt, sodass manche Experten in diesem Jahr sogar davon ausgehen, dass es eine Stagnation gibt. Zwar werden bisher noch rund 0,3 Prozent Wachstum prognostiziert, jedoch könnte es bei weiteren Sanktionen durchaus geschehen, dass in Russland überhaupt kein Wirtschaftswachstum stattfindet. Zwar ist die russische Wirtschaft keinesfalls von Importen aus den westlichen Ländern abhängig, jedoch gibt es natürlich mittlerweile viele wirtschaftliche Verflechtungen, sodass Wirtschaftssanktionen durchaus ihre Wirkung zeigen werden. Vor rund zwei Jahren betrug das Wirtschaftswachstum noch mehr als drei Prozent, während es 2013 bereits auf etwas mehr als ein Prozent zurück deutlich zurückging. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt in Russland (2013) etwas mehr als zwei Billionen US-Dollar, wobei jeder Einwohner statistisch betrachtet einen Anteil von etwa 14.800 US-Dollar hat.
Handel und Dienstleistungen bestimmen die Wirtschaft in Russland
Es gibt zwei Sektoren, die den mit Abstand größten Anteil am Bruttoinlandsprodukt haben. Auf der einen Seite ist dies der Handel und zum anderen sind das Dienstleistungen, denn beide Sektoren zusammen machen einen Anteil von mehr als 60 Prozent am gesamten BIP aus. Mit großem Abstand folgt dann die verarbeitende Industrie mit etwa 15 Prozent, während der Bergbau inzwischen nur noch einen Anteil von rund zehn Prozent hat. Wenn es um die Frage geht, welche Unternehmen die Wirtschaft in Russland dominieren, so sind hier natürlich in erster Linie die Energieriesen wie Gazprom und Lukoil zu nennen. Ohnehin ist es in Russland nach wie vor so, dass insbesondere die großen und weltweit operierenden Konzerne oftmals noch zu über 50 Prozent in staatlicher Hand sind. Gerade im Energiesektor nimmt Russland weltweit eine führende Position ein, was sich unter anderem daran zeigt, dass Russland etwas mehr als 17 Prozent der weltweit vorhandenen Erdgasreserven und mehr als 18 Prozent der golbal vorhandenen Kohlereserven besitzt.
Der RTS als Barometer für Anleger
Wer sich als Anleger für ein Investment in Russland interessiert, der wird sicherlich in der Vergangenheit genau auf die Entwicklung des Leitindex geschaut haben. Der RTS hat sich in den vergangenen Jahren relativ volatil gezeigt und erreichte Anfang 2011 einen Höchststand von über 2.000 Punkten. Seit dieser Zeit hat sich der Indexstand allerdings fast halbiert, denn aktuell weist der RTS nur noch einen Stand von rund 1.200 Punkten auf. Dabei fiel der Index in den vergangenen zwei Monaten um über 15 Prozent, was natürlich in erster Linie auf die Verschärfung der Ukraine-Krise zurückzuführen ist. An dieser Entwicklung ist aber auch zu erkennen, dass die russischen Aktienmärkte derzeit nicht unbedingt von charttechnischen oder fundamentalen Faktoren bestimmt sind, sondern sich schlichtweg die politische Krise erheblich und natürlich in negativem Umfang auswirkt. Risikofreudig eingestellte Anleger könnten also durchaus darauf spekulieren, dass sich die Lage in der Ukraine entspannt, was dann nach Ansicht der meisten Experten teilweise zu erheblichen Kursgewinnen am Aktienmarkt führen könnte. Auf der anderen Seite würde eine Verschärfung der Krise aller Voraussicht nach verursachen, dass die Aktienkurse weiter fallen werden.
Investieren in Russland: ETFs, Indexzertifikate oder Einzelaktien
Für interessierte Anleger gibt es mehrere Möglichkeiten, auf welche Art und Weise in Russland investiert werden kann. Wer eine möglichst breite Streuung erzielen möchte, der kann sich beispielsweise für zahlreiche klassische Fonds entscheiden. Immer beliebter werden auch die Exchange Traded Funds, kurz als ETFs bezeichnet. Es gibt in diesem Bereich zahlreiche ETFs, die sich auf den russischen Leitindex beziehen, wie zum Beispiel der Lyxor ETF Russia (ISIN: FR0010326140) oder der db x-trackers MSCI Russia (ISIN: LU0322252502). Als Alternative zu Fonds und ETFs stehen interessierten Anlegern ebenfalls eine Reihe von Indexzertifikaten zur Verfügung, wie zum Beispiel das Russland RTS Index Open End Zertifikat (ISIN: NL0000804243), welches von der Royal Bank of Scotland emittiert wird.
Sehr interessant, aber gleichzeitig auch etwas spekulativer als ein Investment in Fonds oder Indexzertifikate, ist die Geldanlage in einzelne russische Aktien. Die meisten Fachleute empfehlen, sich in diesem Fall für eines der großen russischen Unternehmen zu entscheiden. Favorisiert werden könnte beispielsweise der Energiegigant Gazprom (ISIN (ADRs): US3682872078), der weltweit führend im Bereich der Erdgasförderung ist. Gazprom ist zwar ein russisches Unternehmen, hat mittlerweile allerdings Beteiligungen rund um den Globus und auf diese Weise weltweit einen enormen Einfluss gewonnen. Im April dieses Jahres lagen die Aktien bei rund 4,80 Euro, während in den vergangenen Wochen eine Erholung auf inzwischen 5,40 Euro zu verzeichnen war.
Ein ebenfalls interessantes russisches Unternehmen ist VTB (ISIN (ADRs): US46630Q2021), ein Kreditinstitut. Besonders aussichtsreich ist, dass die Bank mittlerweile über eine Tochtergesellschaft, die in Österreich ansässig ist, auch im europäischen Raum immer aktiver wird. In Deutschland können einige Produkte der Bank ebenfalls genutzt werden, sodass es sich durchaus um ein interessantes Investment handelt. Die größte russische Bank wurde 1990 gegründet und die Aktien notieren derzeit bei etwas 1,60 Euro, was im Vergleich zu den Tiefkursen im April und Mai dieses Jahres ein Anstieg von über 25 Prozent ist.
Fazit zum Investment Russland
Für Anleger ist es derzeit sehr schwer einzuschätzen, wie die Entwicklung fortschreiten wird. Die Ukraine-Krise wirft einen großen Schatten auf die Wirtschaft des Landes, sodass ein Investment in Russland derzeit sicherlich nur spekulativ eingestellten Anlegern zu empfehlen ist. Mit etwas Mut und unter der Voraussetzung, dass sich die Ukraine-Krise in den nächsten Monaten entspannen wird, können Anleger allerdings durchaus attraktive Renditen mit ETFs, Indexzertifikaten oder einzelnen Aktien erzielen.
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