Zahlreiche Anleger stehen derzeit durchaus vor einem nicht unerheblichen Problem, wenn es um die Wahl der passenden Geldanlage geht. Auf der einen Seite können sich sichere Anlagen wie Tagesgeld, Bundesanleihen und Festgeld nur im negativen Sinne dadurch auszeichnen, dass hier Zinsen gezahlt werden, die nicht einmal mehr die Inflationsrate ausgleichen können. Daher entsteht Anlegern oftmals ein realer Kapitalverlust, da die Zinsen geringer als der Wertverlust des Geldes sind. Auf der anderen Seite spricht dies zwar eindeutig für ein Investment in Aktien, jedoch ist es bei zahlreichen Börsen so, dass diese nach Ansicht nicht weniger Experten bereits heiß gelaufen sind – man kann fast von einem neuen Börsenboom 2014 sprechen, wobei wir uns technisch gesehen bereits seit 2009/2010 in einem Bullenmarkt befinden. Es stellt sich demnach die Frage, ob es noch aussichtsreiche Märkte gibt und falls ja, wo sich diese befinden.
Börsenboom 2014: Aktienindizes mit guter Performance vor Kurskorrektur?
Immer mehr Fachleute warnen derzeit davor, dass viele Börsen vor einer erheblichen Kurskorrektur stehen könnten. Insbesondere die großen „Weltindizes“, wie zum Beispiel der Dow Jones Index, der Nikkei-Index oder auch der Deutsche Aktienindex, konnten sich in der jüngeren Vergangenheit durch deutliche Gewinne auszeichnen. Schaut man sich beispielsweise den DAX an, so stieg dieser in den vergangenen zwölf Monaten um rund 1.500 Punkte auf aktuell knapp 9.800 Punkte. Teilweise wurde sogar die magische Grenze von 10.000 Punkten überschritten, sodass der deutsche Leitindex in den vergangenen zwölf Monaten eine Performance von mehr als 20 Prozent hinlegen konnte.
Auch beim Dow Jones Index gab es mit rund zehn Prozent sowie beim Euro Stoxx 50 mit etwa 15 Prozent deutliche Gewinne, die Anleger bei den jeweiligen Aktien erzielen konnten. Der japanische Nikkei-Index konnte sogar eine noch bessere Performance an den Tag legen, denn er stieg in den vergangenen zwölf Monaten von rund 13.500 auf aktuell über 15.300 Punkte. Aufgrund dieser hohen Indexstände sind diverse Analysten der Auffassung, dass es in absehbarer Zeit eine deutliche Kurskorrektur geben könne. Daher empfehlen diverse Fachleute, nicht auf einzelne Aktien aus diesem Bereich zu setzen, sondern Anleger sollten sich vielmehr nach Märkten und Börsen umsehen, die in den vergangen 12 bis 24 Monaten keine solch gute Performance vollzogen haben.
Aussichtsreiche Märkte mit Aufwärtspotenzial: Russland
Ein Markt, der in den vergangenen zwölf Monaten eindeutig nicht durch eine hervorragende Performance glänzen konnte, allerdings von zahlreichen Analysten derzeit als sehr spekulativ eingeschätzt wird, ist der russische Aktienmarkt. Der RTS als Leitindex in Russland hat sogar im Jahresvergleich etwas an Boden verloren, nämlich von etwa 1.370 Punkten (Mitte Juli 2013) auf aktuell 1.280 Punkte. Von seinem Tiefstand im März mit knapp über 1.000 Punkten hat sich der Index allerdings bereits deutlich erholt und es gibt durchaus nicht wenige Analysten, die der Meinung sind, dass die russischen Aktien noch deutliches Aufwärtspotenzial haben. Eine Grundvoraussetzung dafür, dass die Börse in Russland in den nächsten Monaten und Jahren gut läuft, scheint allerdings definitiv darin zu liegen, dass der Streit mit der Ukraine und das mittlerweile nicht mehr gute Verhältnis zur Europäischen Union beendet bzw. wieder verbessert werden.
Afrika könnte zur neuen Boom-Region werden
Eine Region, die viele Analysten schon seit geraumer Zeit für sehr interessant halten, ist der afrikanische Raum. Dort hat es in der jüngeren Vergangenheit bereits in einzelnen Ländern regelrechte Kursrallys gegeben, wie zum Beispiel in Ägypten. Der dortige Leitindex EGX30 konnte in den vergangenen zwölf Monaten eine enorme Performance hinlegen und stieg von rund 5.400 auf aktuell etwa 8.400 Punkte. Nicht wenige Experten sehen ein solches Potenzial durchaus für einige weitere afrikanische Länder, beispielsweise für Kenia. Der dortige Index NSE 20 konnte sich in den vergangen zwölf Monaten kaum bewegen und notiert derzeit bei rund 4.850 Punkten.
Sollte sich das Wirtschaftswachstum in diesem Land und der Region positiv gestalten, so könnte es durchaus passieren, dass immer mehr Anleger auf die afrikanischen Märkte „ausweichen“ und es dort deutliche Kurszuwächse bei den entsprechenden Aktien gibt. Neben Kenia gehört unter anderem auch Nigeria zu den Favoriten diverser Experten zu Afrika-Fonds. Das Problem besteht für Anleger vielmehr darin, dass es bisher in solchen Ländern Afrikas nur relativ wenige Unternehmen gibt, deren Aktien auch an den europäischen Börsen notiert werden. Unter anderem führt diese Tatsache dazu, dass viele Experten dazu raten, nicht in einzelne Aktienwerte zu investieren, sondern auf einer deutlich breiteren Ebene. Hilfreich sind hier beispielsweise Exchange Traded Funds oder Index-Zertifikate, mit denen einerseits eine Risikostreuung erreicht wird, aber andererseits dennoch gezielt in einzelne Länder und Regionen investiert werden kann. Wer beispielsweise breit gestreut in diverse afrikanische Märkte (ausgenommen Südafrika) investieren möchte, der kann dies unter anderem mit dem ETF „RBS Market Access MSCI EFM Afr. ex South Africa“ (ISIN: LU0667622384) tun.
Polen und Chile als weitere aussichtsreiche Kandidaten
Zu den weiteren Kandidaten, bei denen am Aktienmarkt noch deutliche Gewinne möglich sind, zählen viele Experten unter anderem osteuropäische Länder wie Polen. Der dortige Leitindex, der WIG 20, konnte in den vergangen zwölf Monaten nur eine relativ kleine Performance von etwa 100 Punkten hinlegen. Der Leitindex stieg von 2.300 auf rund 2.400 Punkte, was einem Zugewinn von lediglich etwa fünf Prozent entspricht. Damit liegt der polnische Aktienindex beispielsweise deutlich hinter dem DAX, sodass es durchaus nicht unwahrscheinlich ist, dass sich dieses Nachwortpotenzial in absehbarer Zeit in der Praxis zeigen könnte. Investieren können Anleger beispielsweise über das Index-Zertifikat der Royal Bank of Scotland (ISIN: DE0003937504).
In einer ganz anderen Region befindet sich ein weiterer aussichtsreicher Aktienmarkt, der bisher etwas im Schatten der großen Nachbarn Brasilien und Argentinien steht. Die Rede ist vom chilenischen Index IGPA, der sich in den vergangen zwölf Monaten nicht gerade durch eine rasante Kursentwicklung auszeichnen konnte. Konkret fiel der Index sogar leicht um etwa 500 Punkte und notiert derzeit bei rund 15.400 Punkten. Dennoch ist die Tendenz hier positiv, denn von seinem Tiefstand im Februar dieses Jahres mit rund 13.100 Punkten konnte sich der Aktienindex aus Chile bereits deutlich erholen. Für Chile sprechen insbesondere die großen Rohstoffvorkommen, wie zum Beispiel Kupfer oder seltene Erden. Darüber hinaus gehen immer mehr Experten davon aus, dass das Land langsam aus dem Schatten der großen Nachbarn Brasilien und Argentinien heraustreten könnte, was definitiv zu steigenden Aktienkursen führen kann, falls sich auch die institutionellen Anleger dieser Meinung anschließen. Wer in Chile investieren möchte, kann dies beispielsweise mit dem ETF „db x-trackers MSCI CHILE INDEX UCITS“ (ISIN: LU0592217797).
Fazit: Chancen sind vorhanden, auch wenn der Bullenmarkt nicht ewig andauern wird!
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die Aktienmärkte in weiten Teilen der Welt zwar in den vergangen 12 bis 24 Monaten sehr gute Performances hinlegen konnten. Einige Börsen sind sogar heiß gelaufen, sodass Analysten eher die Gefahr eines deutlichen Kursrückgangs sehen. Trotzdem gibt es auf der anderen Seite noch diverse Märkte, die aus Sicht der Chart- und Fundamentalanalysten mit Wachstumspotential ausgestattet sind. Anlegern wird allerdings empfohlen, sich hier nicht auf einzelne Aktienwerte zu konzentrieren, sondern sich beispielsweise für ETFs oder Index-Zertifikate zu entscheiden.
Oliver Schoch
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