Eine der Aktien, die ich seit Jahren oder gar schon Jahrzehnten im Blick habe, ist die Gerresheimer-Aktie. Vielleicht haben Sie die Aktie – wie ich – noch gedanklich als „Gerresheimer Glas“ gespeichert. Denn so hieß das Unternehmen auch lange Jahre, doch im Jahr 2007 folgte die Verkürzung des Unternehmensnamens. Die Aktie hatte ich bereits im Frühling 2015 besprochen. Was hat sich seitdem geändert? Zunächst einmal habe ich auf mein damaliges Fazit geschaut. Damals schrieb ich zur Gerresheimer-Aktie: „Angesichts der Perspektiven und der aktuellen Zahlen sowie der starken Marktstellung würde ich ein KGV von 15-20 als fair erachten. Da die Aktie derzeit mit einem KGV von rund 18 bewertet ist, somit mein Fazit: Diese Aktie ist derzeit in etwa fair bewertet – nicht mehr und nicht weniger!“ Damals stand der Aktienkurs im Bereich 53/54 Euro. Heute steht die Notierung deutlich höher, nämlich aktuell bei gut 68 Euro.
Gerresheimer: Der Blick auf die Geschäftszahlen
Wie ist nun meine aktuelle Einschätzung zur Aktie? Hier als Erstes der Überblick über die jüngst veröffentlichten Quartalszahle, bevor ich dann Näher auf die Fundamentaldaten eingehe. Die neuesten Zahlen sind die zum dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres. Dieses Geschäftsjahr weicht bei Gerresheimer vom Kalenderjahr ab. Konkret bedeutet dies, dass das „dritte Quartal“ bei Gerresheimer der Zeitraum 1. Juni bis 31. August 2016 ist. Fragen Sie mich bitte nicht, wieso das so ist. Hier nun die Zahlen:
Quartalszahlen Gerresheimer AG im Überblick
- Im dritten Quartal des Geschäftsjahres stieg der Umsatz auf 373,1 Mio. Euro. Das ist ein Zuwachs von 8,4%.
- Die Ebitda-Marge (bereinigt) erhöhte sich auf 22,6%
- Höhere Ebitda-Marge und gestiegene Umsätze? Dann muss das Ebitda überproportional gestiegen sein. Ist es auch: Den Zahlen zufolge erhöhte sich das Ebitda (bereinigt) um 24,2 Prozent auf 84,4 Mio. Euro.
- Das bereinigte Ergebnis je Aktie schoss regelrecht nach oben: Im Vergleich zum Vorjahresquartal betrug das Plus demnach satte 40,0%. Das bereinigte Ergebnis je Aktie lag damit bei 1,19 Euro.
Quelle: Quartalszahlen Geschäftsbericht Gerresheimer AG.
INFO: Was ist das Ebitda?
Ebitda ist eine Abkürzung und steht auf Englisch für: “earnings before interest, taxes, depreciation and amortization.“ Zu deutsch lässt sich dies übersetzen mit: „Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen“. Dabei bezieht sich der Begriff „Abschreibungen“ sowohl auf Sachanlagen als auch auf immaterielle Vermögensgegenstände. Es ist also nicht das, was „unter dem Strich“ übrig bleibt, denn gezahlte Zinsen und Steuern werden herausgerechnet. Das kann einen guten Einblick aufs operative Geschäft geben, da z.B. nicht cash-wirksame Abschreibungen beim Ebitda nicht berücksichtigt werden.
Kursverlauf Aktie Gerresheimer AG
Das sieht doch mal nach einem schönen Aufwärtstrend aus. Im Nachhinein ist man immer schlauer: Im Frühjahr 2015 hätte sich der Einstieg durchaus gelohnt – damals fand ich die Aktie „fair bewertet“. Quelle: Finanzen100
INFO Von Gerresheimer Glas zu Gerresheimer
Der mir geläufige Name „Gerresheimer Glas“ ist keineswegs der traditionelle Unternehmensname. Denn vor 1959 lautete dieser „Actien Gesellschaft der Gerresheimer Glashüttenwerke, vorm. Ferd. Heye, Gerresheim bei Düsseldorf“. Die gute alte Zeit, herrlich! 1959 erfolgte die Änderung hin zu „Gerresheimer Glas AG“, als ein US-Unternehmen die Mehrheit übernahm.
Gerresheimer: Ein Verpackungsspezialist für den Weltmarkt
Der alte Name „Gerresheimer Glas“ gab einen Hinweis auf das Geschäftsfeld des Unternehmens. Es begann mit dem Betrieb von Glashüttenwerken (1864 in Düsseldorf gegründet). Damals nach dem neuesten Stand, so soll die erste vollautomatische Flaschenblasmaschine zum Einsatz gekommen sein. Inzwischen hat sich Gerresheimer auf Primärverpackungen spezialisiert. Ja, immer noch aus Glas (Spezialglas) – und Kunststoffen. Verpackung aus Spezialglas, was hat man sich darunter vorzustellen? Zum Beispiel das: Insulin-Stifte. Inhalatoren. Gute Arbeit, welche unsere Gesellschaft vorwärts bringt. Und ein Unternehmen, das damit ordentlich Geld verdient. Hier haben wir es mal wieder mit einem der relativ unbekannten deutschen „hidden champions“ zu tun. Starke technologische Stellung in einer Nische, Tradition, Wertarbeit, Qualitätsbewusstsein. Gefällt mir grundsätzlich ziemlich gut.
Gerresheimer: Der Blick auf die Bewertung
Im letzten Quartal (ihres Geschäftsjahres) erzielte die Gerresheimer AG den Quartalszahlen zufolge einen Gewinn pro Aktie von 1,19 Euro. Im entsprechenden Vorjahresquartal waren es bereinigt 0,85 Euro Gewinn pro Aktie. Das liegt alles mehr als doppelt so hoch wie damals im Frühling 2015, als ich mir die Gerresheimer-Aktie angeschaut hatte. Wenn ich gewusst hätte, dass das Unternehmen den Gewinn in nur 1,5 Jahren mehr als verdoppeln kann, dann hätte ich wohl auch beim Aktienkurs mehr Potenzial gesehen. Doch halt, aufs gesamte Geschäftsjahr gerechnet ist der Gewinnanstieg wahrscheinlich nicht so hoch. Konkret:
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Gerresheimer Aktie: KGV von aktuell rund 16,6
Für 2015 hatte ich damals einen Gewinn pro Aktie von 3 Euro zugrunde gelegt. Das entsprach damals einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 18. Im laufenden Geschäftsjahr tippe ich auf einen Gewinn pro Aktie im Bereich 4,10 Euro. Damit errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 16,6. Die Dividendenrendite liegt mit rund 1,5% im „ok“-Bereich. Von einem „hidden champion“ hätte ich mir eine etwas höhere Dividendenrendite erhofft. Allerdings, wenn das Kapital im Unternehmen mit hoher Rendite eingesetzt werden kann, ist das natürlich für die Aktionäre ebenfalls erfreulich.
Unsicherheitsfaktor Verkauf von Life Science Research
Doch ein Unsicherheitsfaktor besteht. Denn Gerresheimer hat mitgeteilt, einen Unternehmensteil an die Duran Gruppe zu verkaufen. Konkret soll es da um den Geschäftsbereich „Life Science Research“ gehen. Wieviel „Cash“ wird Gerresheimer dafür bekommen? Wieviel Umsatz fällt weg, wieviel Ebitda, wie wird das die Marge beeinflussen? Das ist derzeit offen – da Gerresheimer mitgeteilt hat, dass der Abschluss dieser Transaktion (und damit Bekanntgabe der Details) nicht vor dem Ende des laufenden Geschäftsjahres erfolgen wird. Und da das Geschäftsjahr wie gesagt vom Kalenderjahr abweicht, bedeutet das: Ende Geschäftsjahr = 30. November 2016, und erst danach wird dieser Verkauf wohl abgeschlossen sein. Und wer weiß, ob da noch etwas dazwischen kommen kann.
Mein Fazit: Gerresheimer AG – dieser Punkt ist offen
Bei der Gerresheimer AG hat sich die Lage seit meiner vergangenen Analyse im Frühling 2015 deutlich verbessert. Dies ist insbesondere der verbesserten Marge zu verdanken. Da auch die Umsätze stiegen, führte das zu einem überdurchschnittlichen Anstieg beim Gewinn Der Punkt „Verkauf von Life Science Research“ führt aber dazu, dass ich aufgrund der damit verbundenen Unsicherheit eine zurückhaltende Einschätzung zur Aktie gebe. Denn derzeit kann ich nicht seriös bewerten, was für Auswirkungen auf Umsatz und Ebitda dieser Verkauf haben wird.
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Klarstellung
Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.
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Risikohinweis/Disclaimer:
Die in der Analyse behandelten Wertpapiere können im Kurs stark schwanken, was ein hohes Risiko für Ihr Kapital bedeuten kann. Als Anleger sollten Sie sich der Risiken bewusst sein. Trotz intensiver Recherche kann es sein, dass sich die Aktie anders als in der Analyse prognostiziert entwickelt. Es wird ausdrücklich davor gewarnt, Ihr Kapital nur auf wenige Wertpapiere zu verteilen. Aufgrund der hohen Risiken, die mit Wertpapieranlagen verbunden sind, sollten Wertpapierkäufe grundsätzlich nicht auf Kredit finanziert werden.
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