Gerry Weber Aktie kaufen, wenn die Entwicklung das Signal gibt

Das war ja etwas: Am 9. Juni gab Gerry Weber eine Gewinnwarnung ab – und am folgenden Tag hatte der Kurs innerhalb weniger Stunden rund 30% verloren. Diese Gewinnwarnung hatte sich gewaschen, und die negativen Analystenkommentare mit Herabstufung der Kursziele (natürlich NACH dem Kurseinbruch) folgten bald. Wie ist die aktuelle Situation bei Gerry Weber? Und ist der Kurs auf dem aktuellen Niveau vielleicht trotz Einbruch noch zu hoch – oder ist das Gegenteil der Fall? Hier der Blick auf die Details:

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Zunächst einmal der Blick auf den Chart – da fällt der Kurseinbruch vom 10. Juni sofort ins Auge:

Gerry Weber: Kurseinbruch am 10. Juni

Gerry Weber

Quelle: Finanzen100

Der Chart zeigt: Im Februar wurden zeitweise Kurse um 36 Euro für eine Gerry Weber-Aktie gezahlt. Wer da gekauft hat, dem tun die aktuell gut 20 Euro natürlich weh. Charttechnisch befindet sich der Kurs nun jedenfalls knapp über einer doch recht starken Unterstützung: Die im Jahr 2011 mehrfach getestete Marke von 20 Euro – welche auch rein optisch schon hervorsticht.

Gerry Weber: Die schlechte Nachricht vom Juni

Was genau hatte das Unternehmen denn nun am 9. Juni vermeldet? Hier die Details:

  • Das Management ließ verlautbaren, dass das Ebit im laufenden Geschäftsjahr voraussichtlich um 20-25% unter dem Vorjahreswert liegen wird.
  • Zum Vergleich: Der Vorjahreswert hatte bei 108,9 Mio. Euro Ebit gelegen. Bisher hieß es, dass der Vorjahreswert mindestens erreicht werden soll.
  • Zum Umsatz: Dieser soll in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres (welches bei Gerry Weber von November bis November geht) zwar um 4,8% auf 432,7 Mio. Euro. Gestiegen sein. Dies war aber einer Übernahme zu verdanken (Modemarke Hallhuber) – insofern handelte es sich um kein organisches Wachstum.
  • Ohne die Übernahme wären die Umsätze um 4,6% gesunken (auf vergleichbarer Fläche) – was unter den Erwartungen des Managements lag.

Quelle: Gerry Weber kann sich der negativen Marktentwicklung in der Modebranche nicht entziehen

Ebit steht für Ergebnis vor Steuern und Zinsen. Hintergrundwissen zum Ebit finden Sie unter diesem Link

Was sagt das über die Bewertung der Aktie aus?

Dazu habe ich mir den Geschäftsbericht für das letzte Geschäftsjahr von Gerry Weber angeschaut. Da das Geschäftsjahr bei dem Unternehmen von November bis November geht, sind die Zahlen für das letzte vollständige Geschäftsjahr die von November 2013 bis November 2014.

Meine Bewertung der Gerry Weber-Zahlen:

Für mich zentral in diesem Zusammenhang die Kennzahl „Gewinn pro Aktie“. Denn das ist es, was sozusagen unter dem Strich hängen bleibt und direkt jeder Aktie zugerechnet werden kann. Dieser „Gewinn pro Aktie“ lag im letzten Geschäftsjahr den Zahlen zufolge bei 1,56 Euro. Davon wurde eine Dividende ausgeschüttet in Höhe von 0,75 Euro. Das entspricht einer Ausschüttungsquote von 48,2%.

Nun der Blick in die Gegenwart: Laut Gewinnwarnung soll das Ebit im laufenden Geschäftsjahr um 20-25% unter dem Vorjahreswert liegen. Ebit ist nicht der „Gewinn pro Aktie“ – aber ich denke, wir liegen nicht völlig falsch, wenn wir dann auch für den Gewinn pro Aktie mit einem Rückgang von 20-25% rechnen. Ich nehme besser 25% Minus, um nicht zu knapp zu kalkulieren.

Ein Rückgang von 25% beim Gewinn pro Aktie würde einem Gewinn pro Aktie von 1,17 Euro entsprechen. Die Dividende läge bei einem analogen Rückgang bei rund 0,56 Euro.

Bezogen auf den aktuellen Kurs (während ich das schreibe: 20,54 Euro) bedeutet das: Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 17,6. Dividendenrendite von ca. 2,7%.

Das ist nicht besonders günstig für ein MDAX-Unternehmen, welches offensichtlich einige Probleme hat.

Ein Punkt noch, der mir aufgefallen ist: In den Tagen nach dem Kurssturz hat das Management von Gerry Weber selber Aktien gekauft. So etwas ist üblicherweise ein Zeichen dafür, dass das Management an das Unternehmen glaubt.

Gerry Weber: Insider-Käufe nach dem Kurseinbruch

Da solche Transaktionen von „Insidern“ meldepflichtig sind, hat dies den Vorteil, dass ich das also im Blick behalten konnte. Da zeigte sich z.B., dass Ralf Weber am 15. Juni 15.000 Aktien zum Kurs von 19,76 Euro gekauft hat. Das ist keine Kleinigkeit, denn es geht um den Gegenwert von 296.400 Euro.

Bescheidener die Käufe des Aufsichtsratsmitglieds Klaus Lippert: Dieser kaufte den Zahlen zufolge am 12. Juni 100 Aktien zum Kurs von 21,79 Euro.

Und auch die Firma „N u. A Hardieck GmbH & Co. KG“ stockte ihre Bestände an Gerry Weber Aktien deutlich auf: Den Zahlen zufolge wurden am 10. Juni via Xetra 50.000 Aktien zu 20,553 Euro gekauft. Gegenwert immerhin 1027650,00 Euro.

Mein Fazit: Keine besonders attraktive Aktie

Gerry Weber hat es derzeit schwer – das liegt nicht bzw. nicht nur am Unternehmen selbst, denn der Mode-Einzelhandel hat in Deutschland mit zurückgehenden Umsätzen zu kämpfen. Das ist keine Überraschung, insofern ist es wiederum etwas überraschend, dass erst diesen Monat eine Gewinnwarnung von Gerry Weber kam. Von der Bewertung her war dieser Kurssturz her – so merkwürdig das klingen mag – in etwa neutral: Denn wenn mitgeteilt wird, dass der Gewinn um 25% sinkt und dann auch der Aktienkurs in etwa in selber Höhe einbricht, dann hat sich von der Bewertung her (in Bezug auf den Gewinn) kaum etwas geändert.

Vor dem Kurssturz fand ich die Aktie von Gerry Weber nicht besonders attraktiv bewertet – und nach dem Kurssturz deshalb auch nicht. Auffällig ist allerdings, dass das Management offensichtlich an das Unternehmen glaubt, jedenfalls wurden die eigenen Aktien-Bestände fleißig aufgestockt. Das ist generell ein bullishes Zeichen. Ich habe die Aktie für alle Fälle einmal auf meine persönliche Watchlist gesetzt.

Klarstellung

Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.

Risikohinweis Michael Vaupel
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