Der DAX-Titel Henkel entwickelte sich in den letzten 12 Monaten oft parallel zum Index – doch seit Ende letzten Jahres zeigt er durchaus eine signifikante Outperformance, welche zuletzt bei rund 13 Prozentpunkten lag. Dies zeigt der folgende Chart (rot = DAX) sehr deutlich:
Henkel versus DAX
Gut 30% Plus beim DAX und gut 43% Zuwachs bei der Henkel-Aktie in den letzten 12 Monaten. War diese Outperformance der Henkel-Aktie aus fundamentaler Sicht gerechtfertigt? Und – noch interessanter: Geben es die Fundamentaldaten her, dass sich die Henkel-Aktie auch in den kommenden Monaten besser als der DAX entwickeln wird?
Hier zunächst die Eckdaten aus dem jüngst veröffentlichten Geschäftsbericht 2014 von Henkel:
Henkel: Daten zum Geschäftsjahr 2014
- Im letzten Jahr erzielte Henkel Umsätze von 16,428 Mrd. Euro. Das entsprach einem Plus von 0,4% gegenüber dem Vorjahreswert von 16,355 Mrd. Euro.
- Das Ebit ging 2014 um 1,8% zurück, auf 2,244 Mrd. Euro.
- Die Umsatzrendite (Ebit) sank um 0,3 Prozentpunkte auf 13,7%.
- Das Ebit stieg um 2,9% auf 2,588 Mrd. Euro. – bereinigt um einmalige Erträge und Aufwendungen sowie Restrukturierungsaufwendungen.
Quelle: Geschäftsbericht Henkel 2014
EBIT ist eine Abkürzung für die englischen Wörter “earnings before interest und taxation”. Auf gut Deutsch: “Gewinn vor Zinsen und Steuern”. Das bedeutet: Zum Jahresüberschuss des Unternehmens werden die von diesem gezahlten Zinsen und Steuern addiert, möglicherweise erhaltene Zinsen werden abgezogen. Der Hintergrund ist dieser: Eine Gewinnschwankung beim Unternehmen, die nur aufgrund externer Faktoren (höhere Steuern, Anstieg des allgemeinen Zinsniveaus) zustande kommt, soll herausgefiltert werden. Diese Posten bleiben außen vor. Andererseits sind das auch Beträge, die tatsächlich gezahlt werden müssen – also Cash-wirksam sind. Insofern gibt es hier kein „richtig“ oder „falsch“. Es gilt, die Kennzahlen entsprechend ihrer Aussagefähigkeit einzuordnen.
Hintergrundwissen zu EBIT & Co. finden Sie unter folgendem Link:
Gewinn ist nicht gleich Gewinn: Jahresüberschuss, EBIT und EBITDA
Zu den Geschäftszahlen: Ich finde, diese sahen nicht besonders klasse aus. Ein mehr oder weniger stagnierender Umsatz (Anstieg um 0,4% gegenüber dem Vorjahreswert) reißt mich nicht gerade vom Hocker. Und operativ konnte sich der Gewinn gerade einmal knapp behaupten. Ein Plus gab es allerdings „dank“ der Herausrechnung einmaliger Faktoren.
Doch das spricht für das Unternehmen: Die Rendite auf das eingesetzte Kapital sank zwar von 20,5% auf 19,0%, aber das sind immer noch traumhafte Renditen für das Eigenkapital!
Das Ergebnis je Vorzugsaktie kletterte auch etwas, von 3,67 auf 3,76 Euro.
In rund 4 Wochen, genauer gesagt am 13. April 2015, steht übrigens die Hauptversammlung von Henkel an. Das Management schlägt einen Anstieg der Dividende (Vorzugsaktien) vor, und zwar sollen in diesem Jahr 1,31 Euro ausgeschüttet werden. Im Vorjahr waren es 1,22 Euro. Das würde einem Anstieg der Ausschüttung um 7,5% entsprechen.
Hier der Überblick über einige Henkel-Kennzahlen:
Quelle: Geschäftsbericht Henkel 2014
Was sagt eigentlich die Analysten-Gilde zu Henkel?
Hier ein Überblick über die Analysten-Einschätzungen
Ich war nicht alleine mit meiner nicht gerade begeisterten Einschätzung der jüngsten Henkel-Zahlen. Nicht, dass mich das beeinflussen würde – aber die Henkel-Zahlen wurden von Goldman Sachs öffentlich negativ bewertet. Demzufolge wird bei Henkel andauernder Preisdruck gesehen, was die Rendite auf das eingesetzte Kapital weiter senken würde. Entsprechend die Einschätzung von Goldman Sachs: „Verkaufen“!
Anders hingegen die Analysten der französischen Großbank Société Générale und die von Jefferies. Bei Henkel gebe es Potenzial in Schwellenländern, und die Erhöhung der Ausschüttungsquote sei positiv. Ich bin da zurückhaltender. Wenn ein größeres Stück vom Kuchen in Form der Dividende ausgeschüttet wird, ist das per se nicht zwangsläufig positiv – wenn der Kuchen (wie hier) insgesamt in etwa gleich groß geblieben ist.
Jefferies jedenfalls erhöht entsprechend konsequent zu seiner bullishen Einschätzung das Kursziel von 90 auf 118 Euro. Kennt man ja: Die Kursziele werden nach oben nachgezogen, nachdem die entsprechende Aktie gestiegen ist, so auch hier wieder.
Jefferies dazu: Die Henkel-Aktie sei „unterbewertet“. Noch optimistischer zeigt sich Société Générale in Bezug auf die Henkel-Aktie. Das französische Bankhaus nennt als Kursziel 130 Euro und verweist auf eine Beschleunigung des Umsatzwachstums bei Henkel.
Aber angesichts der “gemischten” Zahlen von Henkel ist diese unterschiedliche Einschätzung der Analysten eigentlich nicht verwunderlich. Im Jahresbericht war für Bullen wie Bären etwas dabei – sowohl Kauf- als auch Verkaufsempfehlungen können sich so jeweils auf einen Aspekt des Zahlenwerkes beziehen.
Ein Ergebnis je Aktie von 3,76 Euro bzw. ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von 4,38 ergeben folgendes KGV 2014: 29,3 bzw. 25,1 (je nachdem, ob das bereinigte Ergebnis je Aktie genommen wird oder nicht).
Der Buchwert je Aktie liegt bei knapp 27 Euro. Damit errechne ich ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von rund 4.
Mein Fazit: Henkel: Hoch profitables Unternehmen, doch hoch bewertet
Sicher – wie beim zuletzt untersuchten Unternehmen Beiersdorf AG gilt auch hier: Qualität hat ihren Preis. Die sehr gute Eigenkapitalrendite bei Henkel rechtfertigt eine höhere Bewertung. Doch „höher“ bedeutet nicht, dass wir hier ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 4 und ein KGV von 25-30 akzeptieren sollten. Das finde ich maximal „fair“ – und wo soll dann das Potenzial für einen weiteren Kursanstieg kommen? Natürlich, wenn der Gesamtmarkt weiter steigt, wird wohl auch Henkel mit steigen. Doch aus fundamentaler Sicht sehe ich keinen Grund dafür, dass die Henkel Aktie den DAX bei einem weiteren Anstieg in den kommenden Monaten „outperformen“ sollte.
Klarstellung
Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.
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