„Geschichten des Geldes“ ist eine der besten Finanzbuch Neuerscheinungen des Jahres
Sehr gute Recherche, 1a Aufbereitung und das Ganze auch noch kurzweilig zu lesen: „Geschichten des Geldes“ gehört definitiv zum Besten, was sich derzeit bei den Finanzbuch-Neuerscheinungen findet! Die Autoren Michael Vaupel (renommierter Finanzjournalist) und Vivek Kaul (indischer Finanzanalyst, schrieb u.a. für The Times of India) haben sich mit diesem Buch das Ziel gesetzt, einen so gut lesbaren wie informativen Überblick über die Geschichte des Geldes zu geben. Frei nach dem Motto: Die Geschichte wiederholt sich nicht – aber sie reimt sich (Mark Twain).
Kann Inflation ein erstrebenswertes Ziel darstellen?
Wir leben in Zeiten, in denen es als „Ziel“ bezeichnet wird, dass die Inflation stärker als z.B. 2% steigt. Wir leben in Zeiten, in denen der Dollar seit 1971 bis heute über 80% seiner Kaufkraft verloren hat. Doch ist das wirklich so erstrebenswert? Wäre es möglich, dass es dem Menschen mit einer geringeren Inflation und anderen Schwerpunkten im Finanzsektor sogar besser ginge? Die beiden Autoren haben einige Anhaltspunkte dafür zusammengetragen, dass eine hohe Inflation und damit eine Verringerung der Kaufkraft der einzelnen Währungen nicht nur Positives mit sich bringt.
- So zeigen die Autoren zum Beispiel, dass im Fall der USA das Preisniveau im Jahr 1930 in etwa dasselbe wie im Jahr 1800. 130 Jahre stabiles Preisniveau – ist das nicht erstrebenswerter?
- Ein weiteres Beispiel: Als Großbritannien im Jahr 1930 den Goldstandard aufgab, lag das Preisniveau auf demselben Niveau wie im Jahr 1717 (als das Land den Goldstandard eingeführt hatte).
- Ähnlich die Lage im Deutschen Reich zum Zeitpunkt des Goldstandards, der von 1871 bis 1914 Bestand hatte. Interessanterweise wird diese Zeitspanne gelegentlich als „gute alte Zeit“ bezeichnet, wozu vielleicht auch die Tatsache der stabilen Währung mit Kaufkrafterhalt ihren Teil beigetragen hat.
Ist ein stabiles Preisniveau ein Problem das bekämpft werden muss?
Heute hingegen gilt es als „Problem“, wenn die Preise stabil bleiben (= Inflationsrate unter 0,5%). Und leicht fallende Preise – dagegen muss doch vorgegangen werden! (So die heutige vorherrschende Ansicht)
Was heute als Problem gilt, war früher in der Wahrnehmung der Menschen eine feine Sache. Stabilität gibt Sicherheit und galt als etwas durchweg Positives. Hier stellen die Autoren die heutigen vorherrschenden Ansichten von Politik und Ökonomie in Frage – das aber ohne erhobenen Zeigefinger, vielmehr durchaus auf angenehme Weise.
Das Buch wird zudem durch kurzweilige Illustrationen zu interessanten Aspekten der Geschichte des Geldes aufgelockert. Wussten Sie zum Beispiel, dass in Virginia zwischenzeitlich Tabak Zahlungsmittel war und die Pflanzer sich Rum aus der Karibik liefern ließen? Folgende Illustration aus dem Buch thematisiert dies:
Die Autoren des Buches:
Michael Vaupel:
Michael Vaupel hat an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Bonn VWL studiert und ist Finanzexperte vor allem auf dem Gebiet der Rohstoffe und Derivate. Im Anschluss an sein VWL Studium absolvierte Vaupel noch ein zusätzliches Studium der neueren Geschichte in Freiburg.
Michael Vaupel arbeitete lange Zeit als Analyst für verschiedene Finanzportale und ist ein gefragte Interviewpartner bei Finanzthemen auf N24. Die Anlageempfehlungen von Vaupel beziehen sich meistens weniger auf einzelne Produkte, sondern eher auf ganze Märkte. Angesichts der immer weiter steigenden Nachfrage für Rohstoffe ist Vaupel davon überzeugt, dass vor allem der Online Handel mit Rohstoffen und den entsprechenden Optionen eine gute Zukunft hat. Im Gegensatz zu Aktien droht bei Rohstoffen kein Totalverlust und durch das stetige Wachstum sämtlicher Industrienationen steigt die Nachfrage stetig an, während das Angebot weiter sinkt.
Vivek Kaul:
Vivek Kaul ist ein bekannter indischer Finanzanalyst und hat in der Vergangenheit unter anderem Artikel für die Times of India und Forbes India geschrieben.
Seine scharfen Analysen treffen oft den Nagel auf den Kopf und sein vorheriges Buch „Easy Money“ war in der Welt der Finanzliteratur bereits ein großer Erfolg.
Heutzutage findet Veränderung schneller statt, als in der „guten alten Zeit“
Mit dem Durchbruch des Internets hat sich nicht nur die Finanzwelt in einem rasanten Tempo verändert. Auch die Entwicklungen in anderen Bereichen finden heute wesentlich schneller statt als noch vor wenigen Jahrzehnten. Veränderungen und Entwicklungen die früher 20 Jahre oder länger gedauert haben finden heute innerhalb weniger Jahre oder sogar Monate statt. Dadurch unterliegen natürlich auch die Finanzmärkte stärkeren Schwankungen, was natürlich größere Profite in kürzerer Zeit möglich macht, aber für Anleger auch ein deutlich höheres Risiko birgt als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Das Kapital wird schneller umverteilt, was sich sowohl auf die Finanzmärkte, als auch auf die gesamte Gesellschaft auswirkt.
Durch das Internet haben heute auch Privatpersonen Zugang zu den internationalen Finanzmärkten
Die flächendeckende Verfügbarkeit des Internet hat auch die Finanzwelt nachhaltig verändert. Während der Zugang zu den nationalen und internationalen Börsen nur wenigen Anlegern vorbehalten war, können Privatpersonen ihr Kapital heute ohne große Hürden an nahezu allen Börsen und im außerbörslichen Handel in aller Welt investieren.
Durch die wachsende Nachfrage stieg auch das Angebot und viele neue Online Broker nutzten ihre Chance, einen Teil der Kunden für sich zu gewinnen. Durch die gestiegene Konkurrenz und die Möglichkeit, sich weltweit bei einzelnen Online Brokern anzumelden, stieg auch der Konkurrenzdruck unter den Brokern, was wiederum gut für die Anleger ist, denn nun versuchen die Anbieter sich mit immer weiter sinkenden Kosten und teilweise hohen Bonuszahlungen zu unterbieten.
Während im Offline-Zeitalter privaten Anlegern nur eine äußerst begrenzte Anzahl an Brokern zur Verfügung stand, können die Kunden mittlerweile aus hunderten von unterschiedlichen Angeboten wählen.
Der Handel bei Online Brokern beinhaltet viele Chancen, aber auch Risiken
Das Internet bietet vielen Kleinanlegern Chancen, die noch vor kurzem undenkbar waren. Mit dem nötigen Know How kann heute fast jeder erfolgreich mit Finanzprodukten handeln. Allerdings sollte hierbei immer das Risiko richtig eingeschätzt werden, denn nicht wenige private Anleger haben sich in der jüngeren Vergangenheit verspekuliert und dabei Beträge weit über ihrem Budget verloren. Daher ist eine solide Anlagestrategie und ein gutes Kapitalmanagement eine grundlegende Voraussetzung, um langfristig als Anleger erfolgreich zu sein.
Was macht eine gute Währung aus?
Auch mit der Frage, welche Kriterien eine gute Währung erfüllen muss, setzen sich die Autoren in ihrem Buch zur Geschichte des Geldes auseinander.
Zigaretten waren zum Beispiel eine begehrte Tauschwährung während und nach dem zweiten Weltkrieg. Aber was macht ausgerechnet die Zigarette zu einer geeigneten Währung? Vaupel und Kaul sind dieser Frage auf den Grund gegangen.
Die Zigarette ist relativ fälschungssicher (auch auf die „Fälschung“ bei der Zigarette als Währung gehen die Autoren näher ein), was für eine gute Währung von großer Bedeutung ist, denn ein Zahlungsmittel, was jeder Teilnehmer am Zahlungsverkehr leicht nachmachen kann, hat keinen großen Wert als Währung. Außerdem sind Zigaretten leicht und ohne viel Aufwand zu transportieren und es kann in mehreren Größenordnungen (Stangen, Schachteln, einzelne Zigaretten) gezahlt werden. Somit erfüllte eine Zigarette im Krieg und in Gefangenenlagern viele der Kriterien, die heute von Münzen und Scheinen erwartet werden.
Die Geschichte des Geldes wiederholt sich
Beim Lesen dieses äußerst kurzweiligen Buches wird schnell klar: So neu wie wir vielleicht glauben sind Bankenkrisen und Immobilienblasen gar nicht. Mit Hilfe vieler Geschichtlicher Beispiele und einer angemessenen Portion Humor erklären die beiden Autoren, warum es bereits im 16. Jahrhundert Inflation, Bankenrettungen und irrationale Marktbewegungen gab. Somit sind die Trends an der Börse keineswegs eine Erscheinung unserer Zeit, sondern waren auch schon in den vergangenen Jahrhunderten vorhanden. Doch was können wir daraus für die Zukunft lernen? Diese und weitere Fragen werden in „Die Geschichte(n) des Geldes gleich von mehreren Seiten beleuchtet.
Der Staat hat Geld oft missbraucht und tut es immer wieder
Eine der Aussagen aus dem Buch von Vaupel und Kaul beschreibt, wie der Staat mit dem Finanzsystem umgeht. Zu jeder Zeit hat es Missbrauch von Geld durch Regierungen, Könige, Politiker oder Diktatoren gegeben und auch aus der neueren Zeit sind genügend Beispiele bekannt.
Michael Vaupel und Vivek Kaul betrachten in ihrem Buch die Weltgeschichte und stellen die berechtigte Frage, warum die Dinge immer wieder auf eine ähnliche Art und Weise ablaufen. „Möglicherweise weil Politiker zu wenige Geschichtsbücher lesen“ ist nur eine der Begründungen der Autoren.
Die Finanzsysteme und das Geld als solches haben sich zwar weiterentwickelt, aber die grundlegenden Prinzipien sind die selben geblieben und auch die regelmäßig begangenen Fehler sind keine Erscheinung der neueren Zeit.
Die von den Autoren aufgezeigten Regelmäßigkeiten sind beeindruckend. Ob die Leser einen Nutzen für die eigenen Anlagestrategien daraus ziehen können ist noch zu klären, aber interessant ist das vermittelte Wissen allemal und ein umfassender Überblick über grundlegende Strukturen der nationalen und internationalen Märkte verhilft in der Regel allen Anlegern zu einer besseren und durchdachteren Anlagestrategie.
Dionysius: Der „Erfinder“ der Inflation?
Bereits einige Jahrhunderte vor Christus hat der griechische Herrscher Dionysius eine sehr praktische Lösung für sein Schuldenproblem gefunden: Er ließ auf die im Umlauf befindlichen Münzen einfach eine 2 statt einer 1 stempeln und „gewann“ dadurch genug Geld, um seine Schulden zurückzuzahlen. Später kopierten der römische Feldherr und Kaiser Nero die Strategie von Dionysius mehrfach und auch die nachfolgenden Herrscher deckten hohe Kosten oftmals durch eine Abwertung der eigenen Währung. Die Autoren beschreiben die durchaus einfallsreichen Tricks der Herrscher von damals und zeigen, dass die gleichen Strategien bis heute mehr oder weniger erfolgreich angewendet werden, und das obwohl bekannt ist, dass sie bereits in der Antike des öfteren große Probleme nach sich zog.
Auch in Zeiten der technischen Analyse ist ein umfangreiches Wissen über die Märkte von Vorteil
Einige Autoren behaupten, dass für den erfolgreichen Handel mit Finanzprodukten heute deutlich weniger umfassendes Wissen über den gesamten Markt erforderlich ist, als es vor der Revolution durch das Internet und die gestiegenen Möglichkeiten der Technischen Analyse der Fall war.
Es stimmt zwar, dass technische Analysten ihre Kauf- und Verkaufsentscheidungen ausschließlich anhand der Charts treffen und die Ereignisse in der Politik und innerhalb der Unternehmen keine Rolle bei der technischen Analyse spielen. Trotzdem werden auch die Anhänger dieser Analysemethode einen persönlichen Nutzen aus „Die Geschichte(n) der Geldes“ ziehen können, denn auch bei der technischen Analyse passieren heutzutage Fehler, welche Investoren, in abgewandelter Form natürlich, bereits vor mehreren hundert Jahren gemacht haben. Auch Anwender dieser äußerst modernen und neueren Methoden können daher aus der Vergangenheit lernen und immer wiederkehrende Fehler in Zukunft vermeiden oder zumindest deutlich seltener begehen.
Für die Fundamentalanalysten gilt das gleiche: Die aktuell verbreitetsten Fehler, von denen sich auch die meisten Profis nicht freisprechen können, sind auch in der fundamentalen Analyse keine neuen, sondern wurden in der älteren und neueren Geschichte bereits mehrfach von verschiedenen Personen begangen.
Vielleicht lässt sich auch durch die Lektüre des Buches von Vaupel und Kaul nicht verhindern, dass die selben Fehler immer und immer wieder gemacht werden, aber sie werden immerhin besser verstanden und können bei der eigenen Geldanlage möglicherweise vermieden werden.
Unbedingte Leseempfehlung von www.aktienkaufen.com:
Vivek Kaul und Michael Vaupel: „Die Geschichte(n) des Geldes“ – ab sofort lieferbar.