Ich möchte in diesem Beitrag die „ProSiebenSat.1 Media“ Aktie genauer unter die Lupe nehmen. Hier zunächst der Blick auf den Chart:
Chart ProSiebenSat.1 Aktie
Quelle: www.tradingview.com
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Dargestellt ist der Kursverlauf in Euro seit ca. 2002. Insbesondere seit Spätherbst 2015 – als die Aktie zwischenzeitlich im Bereich 49 Euro notierte – ist der Chart ein Trauerspiel (ich hoffe, Sie haben damals nicht gekauft). Der Blick auf die Performance für unterschiedliche Zeiträume zeigt tiefrote Zahlen:
1-Monats-Performance ca. -11%
1-Jahres-Performance ca. -32%
3-Jahres-Performance ca. -58%
5-Jahres-Performance ca. -43%
ABER: 10-Jahres-Performance ca. +625%
Alles ohne Berücksichtigung von Dividendenzahlungen
Der Blick auf die 10-Jahres-Performance zeigt, dass diese Aktie keineswegs nur eine Richtung (= nach Süden) kennt).Hier meine Analyse der ProSiebenSat.1 Aktie:
- Andritz Aktie kaufen – Deshalb ist der Umsatz des Konzerns so stark im letzten Halbjahr gesunken! – 1. Dezember 2018
- ProSiebenSat.1 Aktie jetzt kaufen – Sinnvolle Anpassungen im Segemnt E-Commerce! – 1. November 2018
- Encavis Aktie kaufen – Alles Details zum lohnenden Geschäft des Unternehmens Solar- und Windparks zu betreiben! – 1. Oktober 2018
- Stora Enso Aktie jetzt kaufen – So rentiert sich die nachhaltige Produktion von Papier! – 1. September 2018
- Dt. Beteiligungs AG Jetzt kaufen – Alle Fakten zu den eher enttäuschenden Halbjahreszahlen des Unternehmens! – 1. August 2018
ProSiebenSat.1 Media hat ein Kern-Geschäftsfeld, das derzeit ziemlich „out“ ist:
Der Betrieb von Fernsehkanälen. Insgesamt 14 TV-Sender („Free- und Pay-TV“, wie das heutzutage heißt) gehören zum Unternehmen. Davon kennen Sie bestimmt einige: ProSieben, SAT.1, kabel eins, SAT.1 Gold, ProSieben MAXX, sixx, kabel eins Doku, um nur einige zu nennen.
Das klassische Fernsehen gilt in im Mainstream meinem Eindruck zufolge aus „Auslaufmodell“. Wieso sich nach bestimmten Sendezeiten richten, wenn sich z.B. via Netflix-Abo schöne Serien „streamen“ lassen, wann immer man sie sehen möchte? Und dann gibt es auch diverse Online-Videotheken und Streaming-Dienste, bei denen meist gegen eine fixe Gebühr Filme und Serien abgerufen werden können.
Der Zeitgeist ist demnach nicht auf der Seite von klassischen Fernsehsendern, im Gegenteil. Entsprechend „out“ ist auch die Aktie, was ein Blick auf den Chart eindrucksvoll zeigt. Spiegelt sich das auch in den Geschäftszahlen wieder? Dazu der Blick auf die aktuellen Zahlen der PRoSiebenSat.1 Media SE = die Halbjahreszahlen 2018 (die Zahlen zum 3. Quartal sollen laut Finanzkalender erst am 8.11.2018 veröffentlicht werden).
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Halbjahreszahlen 2018 ProSiebenSat.1 Media
- Der Umsatz lag bei 1,794 Mrd. Euro (-4%)
- Die Gesamtkosten sanken um ca. 1% auf 1,55 Mrd. Euro
- Beim adjusted Ebitda gab es kaum eine Veränderung: 459 Mio. Euro nach 458 Mio. Euro im entsprechenden Vorjahresquartal.
- Der bereinigte Konzernüberschuss lag im 1. Halbjahr bei 230 Mio. (Vorjahreszeitraum: 233 Mio. Euro).
Quelle: Unternehmensangaben. Denn vollständigen Konzernlagebericht per 30.6.2018 finden Sie unter diesem Link
Das Ebitda ist das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen und kann als Maßstab für die Entwicklung im operativen Geschäft gesehen werden.
Was ich bei Geschäftszahlen nicht besonders mag, sind „Bereinigungen“, wie hier in Bezug auf den „bereinigten Konzernüberschuss“ oder das „adjusted“ (= angepasste) Ebitda. Denn da gilt es, genau hinzuschauen. Was wurde denn da „bereinigt“? Hier ist kreative legale Bilanzkosmetik möglich, um die Zahlen gut aussehen zu lassen.
Beispiel Segment E-Commerce: Hier gab es in der Tat einige sinnvolle Anpassungen. So ist im Geschäftsbericht zu lesen, dass das Online-Reisebüro Etraveli ebenso wie die Beteiligung COMVEL verkauft worden sind. Hier wirkte sich die entsprechende Entkonsolidierung negativ im Hinblick auf den Umsatz aus. Positiv wirkte sich hingegen der Kauf und die Konsolidierung von „Jochen Schweizer“ aus.
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Und damit sind wir bei einem interessanten Punkt. Denn die PRoSiebenSat.1 Media SE ist eben nicht „nur“ ein Betreiber von Fernsehkanälen, wo Werbung platziert und damit Einnahmen generiert werden können.
ProSiebenSat.1 ist auch im Bereich E-Commerce aktiv.
Die eben genannte Seite „Jochen Schweizer“ kenne ich, da werden online „Erlebnisse, Reisen und Erlebnisgeschenke“ angeboten. Die Seite finde ich ganz gut gemacht, da sich dort auch für Geschenkmuffel nach Kategorien mögliche „coole“ Geschenke finden lassen. Und „Jochen Schweizer“ gehört nun zu PRoSiebenSat.1. Wie diverse andere Seiten: PRoSibenSat.1 nennt z.B. das Online-Vergleichsportal Verivix, die Dating-Seiten „Parship“ und „ElitePartner“ oder die „Online-Parfümerie Flaconi“. Und da läuft es offensichtlich gut in Bezug auf die Umsätze. Zwar gingen da die Umsätze insgesamt im 2. Quartal 2018 zurück – aber den Unternehmensangaben zufolge nur, weil die beiden oben genannten Beteiligungen verkauft worden sind. Ansonsten hätte es ein organisches Wachstum im zweistelligen Prozentbereich gegeben. Ein schönes Beispiel dafür, dass es beim Thema „Bereinigungen“ lohnenswert sein kann, genauer hinzuschauen.
Um hier die Relationen zu sehen: Im 1. Halbjahr 2018 hat der Bereich E-Commerce einen Umsatz von 328 Mio. Euro erzielt. Das sind ca. 18,3% der gesamten Umsätze der ProSiebenSat.1 Media SE in diesem Zeitraum gewesen – Tendenz steigend.
So richtig schön profitabel ist dieser Bereich aber noch keineswegs. Es zeigt sich eine Ebitda-Marge von gerade einmal 8,9% und ein Ebita von 20 Mio. Euro. Nun, bei Wachstumsbereichen ist es nicht unüblich, dass da die Profitabilität noch nicht so toll aussieht.
Ich finde den Bereich E-Commerce jedenfalls grundsätzlich interessant: Denn ProSiebenSat.1 ist ehr als ein Betreiber von Fernsehsendern – der Sektor E-Commerce kann auch völlig unabhängig vom Betrieb der Sender Umsätze und Ebit generieren.
Was blieb letztlich unter dem Strich an Gewinn pro Aktie hängen?
Da waren es im 1. Halbjahr 2018 den Geschäftszahlen zufolge 1,00 Euro Gewinn pro Aktie (nach 1,02 Euro im Vorjahreszeitraum).Um das einzuordnen: Im vorigen Geschäftsjahr (= 2017) lag der Gewinn pro Aktie bei 2,40 Euro (davon besagte 1,02 Euro im 1. Halbjahr 2017). 2016 waren es demnach 2,47 Euro gewesen.
Damit zeigt sich das, was auch erwartet werden konnte: Im Geschäft mit den Fernsehsendern (Werbeeinnahmen) läuft es nicht mehr so gut – und das dürfte auch in den kommenden Jahren so bleiben. Sprich: Da könnten Umsatz und Gewinn weiter in dem Tempo wie in den Vorjahren sinken. Wie gesehen: Von 2,47 Euro Gewinn pro Aktie auf 2,40 Euro Gewinn pro Aktie. Und im 1. HJ 2018 von 1,02 Euro auf 1,00 Euro. Üblicherweise ist das 4. Quartal bei ProSiebenSat.1 im Hinblick auf den Gewinn stark. Insofern prognostiziere ich für das Gesamtjahr 2018 wie im Vorjahr einen leichten Rückgang beim Gewinn pro Aktie. Leider sind die Zahlen zum 3. Quartal noch nicht da, dann gäbe es mehr Anhaltspunkte dazu. Ich sehe so einen Rückgang auf ca. 2,30 Euro Gewinn pro Aktie im laufenden Geschäftsjahr. Und hier wird es spannend. Denn inzwischen notiert die ProSiebenSat.1 Aktie unter 20 Euro. Und genau deshalb bespreche ich sie auch hiermit.
Denn die Aktie finde ich nicht grundsätzlich klasse. Das sollte man ohnehin nie tun, sich in Aktien verlieben (tue ich manchmal dennoch): Es kommt immer auch auf die Bewertung an.
Und bei ProSiebenSat.1 haben wir die Situation, dass das Kerngeschäft Jahr für Jahr leicht schrumpfen dürfte, aber immer noch ordentliche Gewinne liefert. Gleichzeitig baut ProSiebenSat.1 den Bereich E-Commerce aus, der vom Umsatz her wächst. Damit kann ein Teil des Umsatzrückgangs im Kerngeschäft ausgeglichen werden. Und wer weiß, vielleicht hat ProSiebenSat.1 mit dem E-Commerce Geschäft ein glückliches Händchen. Den Kauf von „Jochen Schweizer“ fand ich unter diesem Aspekt durchaus aussichtsreich. Mal sehen.
Hier läuft also keineswegs alles rund. Und ProSiebenSat.1 wird als langweiliger TV-Kanalbetreiber mit schrumpfenden Umsätzen gesehen. Genau diese Wahrnehmung ist aber auch eine Chance:
Denn deshalb ist die Bewertung der Aktie im Keller!
Konkret: Auf Basis des von mir geschätzten Gewinns von 2,30 Euro pro Aktie im laufenden Geschäftsjahr und einem Aktienkurs von 19,30 Euro errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Aktie von ca. 8,4.
Und jetzt kommt es: Die ProSiebenSat.1 Media SE schüttete in den vorigen Geschäftsjahren einen Großteil des Gewinns in Form von Dividenden an die Aktionäre aus. Das lässt sich an der sogenannten „Ausschüttungsquote“ messen Diese gibt an, ein wie hoher Anteil des bereinigten Ergebnisses pro Aktie als Dividende ausgeschüttet wird. Folgende Übersicht zeigt, dass die Ausschüttungsquote bei den vorigen 5 Dividenden-Ausschüttungen immer über 80% lag (zwischen 80,3% und 84,7%).
Überblick Dividendenzahlungen ProSiebenSat.1 Media
Quelle: Unternehmensangaben
Zuletzt lag die Dividendenzahlung bei 1,93 Euro je Aktie, im Jahr davor waren es 1,90 Euro. Da die Dividendenzahlungen seit 2013 immer angehoben worden sind, könnte es sein, dass das Unternehmen diese Serie nicht durch eine Dividendensenkung unterbrechen möchte. Aber wer weiß. Wenn das Ergebnis pro Aktie in diesem Jahr die von mir geschätzten 2,30 Euro erreichen sollte, würde eine Ausschüttungsquote von 80% einer Dividendenzahlung von 1,84 Euro entsprechen.
Damit würde sich bei einem Kurs von 19,30 Euro eine Dividendenrendite von ca. 9,5% errechnen – und das für einen MDAX-Titel!
- Was mir nicht gefällt: Die Höhe der Schulden. Per 30.6. waren es 3,189 Mrd. Euro lang- und kurzfristige Finanzverbindlichkeiten. Das Eigenkapital lag per 30.6. demnach bei 1,041 Mrd. Euro. Die Marktkapitalisierung liegt mit ca. 4,5 Mrd. Euro um den Faktor 4,5 darüber. Hier wäre mir ein niedrigerer Wert erheblich lieber. Aber anstatt Schulden zu tilgen, setzte das Management eher auf höhere Dividenden. Hat eben alles Vor- und Nachteile.
Mein Fazit: Das ist eine Aktie, die ich nur dann kaufen würde, wenn die Bewertung wirklich günstig ist – denn es gibt hier einige Risiken. Wie wird sich der Sektor E-Commerce entwickeln? Die relativ hohen Schulden sind auch ein Risiko. Aber zu Kursen unter 20 Euro finde ich das Chance/Risiko-Verhältnis durchaus attraktiv.
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Klarstellung
Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.
Risikohinweis/Disclaimer:
Die in der Analyse behandelten Wertpapiere können im Kurs stark schwanken, was ein hohes Risiko für Ihr Kapital bedeuten kann. Als Anleger sollten Sie sich der Risiken bewusst sein. Trotz intensiver Recherche kann es sein, dass sich die Aktie anders als in der Analyse prognostiziert entwickelt. Es wird ausdrücklich davor gewarnt, Ihr Kapital nur auf wenige Wertpapiere zu verteilen. Aufgrund der hohen Risiken, die mit Wertpapieranlagen verbunden sind, sollten Wertpapierkäufe grundsätzlich nicht auf Kredit finanziert werden.
Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass die von Michael Vaupel erstellten Finanzanalysen zu einzelnen Finanzinstrumenten keine individuelle Anlageberatung durch einen Anlageberater ersetzen. Die Analysen richten sich an Leser, die in ihrem Anlageverhalten und ihren Anlagezielen sehr unterschiedlich sind. Daher berücksichtigen die Analysen und Empfehlungen in keiner Weise Ihre persönliche Anlagesituation. Mit der Veröffentlichung der Analyse ist Aktienkaufen.com insbesondere nicht als Anlage- oder Vermögensberater tätig.
Michael Vaupel macht Sie darauf aufmerksam, dass er in einem empfohlenen Wert selbst investiert sein kann.