Im Bereich der MDAX-Aktien war die Aktie mit dem größten Skandal der vergangenen Monate mit hoher Wahrscheinlichkeit die Aktie der Steinhoff International Holdings N.V. – in diesem Beitrag kurz „Steinhoff“ genannt. Nachdem das Unternehmen laut den Geschäftsberichten jahrelang stark gewachsen war, wurde der Titel in den MDAX aufgenommen. Doch im vorigen Jahr wurde im Dezember von Steinhoff mitgeteilt, dass es „Unregelmäßigkeiten“ in der Bilanz gegeben habe. Die Veröffentlichung des Geschäftsberichts für das am 30. September 2017 bei Steinhoff beendete Geschäftsjahr wurde deshalb auf unbestimmte Zeit verschoben, der Aktienkurs brach ein. Zwischenzeitlich hat diese Aktie am deutschen Aktienmarkt großes Interesse gefunden – gemessen an der Zahl der Nachrichten und der Handelsumsätze. Wie ist nun also die aktuelle Lage in Bezug auf die Steinhoff-Aktie? Genau darum soll es in diesem Beitrag gehen. Doch zunächst der Blick auf den Chart der Steinhoff Aktie:
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Chart Steinhoff International Holdings N.V.
Quelle: tradingview.com [zum Vergrößern klicken]
Der Chart zeigt bereits das ganze Elend der vergangenen Monate in Bezug auf die Steinhoff-Aktie. Bereits in den Monaten vor dem Einbruch im Dezember zeigte sich die Performance nicht überzeugend. So sackte die Notierung von zwischenzeitlich rund 5 Euro im Mai auf Notierungen im Bereich 3,40 Euro Anfang Dezember durch. Doch was dann kam, war für die Aktionärinnen und Aktionäre des Unternehmens leider ein herber Schlag: Denn als bekannt wurde, dass es Unregelmäßigkeiten in der Bilanz gibt, brach die Notierung auf unter 1 Euro ein. Während ich diese Zeilen schreibe (2. März 2018), steht die Steinhoff Aktie im Bereich von rund 0,35 Euro.
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INFO Die Steinhoff International Holdings N.V. geht auf eine Gründung im Jahr 1964 durch Bruno Steinhoff in Deutschland zurück. Im Laufe der Jahrzehnte etablierte sich das Unternehmen u.a. im Möbelhandelsgeschäft recht stark und expandierte auch nach Südafrika. In den 1990ern wurde der Firmensitz nach dort gelegt und die Notierung an der südafrikanischen Börse Johannesburg aufgenommen. Es wurde aber beschlossen, das Erst-Listing der Aktie in Johannesburg nach Frankfurt zu verlegen, das Zweitlistung blieb in Johannesburg. Der Firmensitz der Holding ist in den Niederlanden, weswegen das Thema „Steinhoff“ etwas verwirrend sein kann – Südafrika, Deutschland, Niederlande.
Steinhoff: Warten auf die Zahlen für das vorige Geschäftsjahr
Bei Steinhoff weicht das Geschäftsjahr vom Kalenderjahr ab. Das vorige Geschäftsjahr endete am 30.9.2017 und die Veröffentlichung der Zahlen ist längst überfällig. Das war auch der Stein des Anstoßes Anfang Dezember 2017 – als Steinhoff mitteilte, man werde nicht termingerecht veröffentlichen können, da es Unregelmäßigkeiten in der Bilanz gegeben habe. Was die Folge davon auf den Aktienkurs war, zeigte der obige Chart. Zunächst haben vielleicht einige gehofft, dass es nur eine relativ kurze Verzögerung geben würde. Vielleicht nur ein paar kleinere Fehlbuchungen, zum Beispiel in Bezug auf die Konsolidierung von POCO, da nicht 100% verbucht werden konnten, sondern weniger.
Steinhoff: Die Unsicherheit ist ein Belastungsfaktor für den Aktienkurs
Doch es zeigte sich, dass Steinhoff zwar mehrfach mitteilte, die Zahlen würden so bald wie möglich kommen – doch ein konkreter Termin wurde nicht genannt. Vielleicht war das sogar besser so, denn wenn sich das Ausmaß des Schadens noch nicht einschätzen lässt, dann wäre es eben auch unpassend, einen konkreten Termin für die Veröffentlichung der Zahlen zu nennen. Doch gerade das kann natürlich auch beunruhigend für die Aktionärinnen und Aktionäre gewirkt haben. Nach dem Motto: Wenn Steinhoff noch nicht einmal einen groben Hinweis auf einen möglichen Veröffentlichungstermin nennen kann – was wird es denn dann für Unregelmäßigkeiten in der Bilanz gegeben haben? Das klingt nicht gerade nach nur ein paar falsch verbuchten Posten, sondern gravierenderen Problemen! Doch das genau ist es ja: Es ist bis heute den offiziellen Unternehmensmitteilungen zufolge nicht bekannt, welches Ausmaß diese Unregelmäßigkeiten angenommen haben.
Was sagt das „quarterly update“ für das Quartal, das am 31.12.2017 endete?
Was es gibt, ist ein „Update“ für das Quartal, das am 31.12.2017 endete. Dieses „quarterly update“ hat Steinhoff am 28. Februar 2018 veröffentlicht. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Beitrags war es also recht aktuell. Insofern der Blick in dieses Update interessant. Nun, besonders aufschlussreich im Hinblick auf Zahlen war es nicht. Es wurde viel gesagt – die Botschaft soll wohl sein, dass Steinhoff trotz der Turbulenzen weiterhin in rund 30 Ländern geschäftlich aktiv ist und die Umsätze dort sind auch nicht eingebrochen. Man arbeite weiterhin daran, die Liquiditätsposition von Steinhoff zu verbessern und man möchte Werte schaffen bzw. wiederherstellen für Gläubiger, Aktionäre, Angestellte. Immerhin hat Steinhoff weltweit diesen Angaben zufolge rund 130.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Risiko Delisting der Aktie
Ein relativ wichtiger Aspekt für Aktionäre ist der Punkt „Listing“. Denn wenn ein Unternehmen börsennotiert ist, geht es damit auch gewisse Verpflichtungen ein, je nach Börsenplatz. Dazu gehört zum Beispiel die Pflicht zur Veröffentlichung von Geschäftszahlen. Und bekanntlich ist Steinhoff dieser Pflicht in Bezug auf die Geschäftszahlen für das vorige Geschäftsjahr bisher nicht nachgekommen. Die Börse Johannesburg hat laut Meldung von Steinhoff deshalb angekündigt, den Handel mit „preference shares“ von Steinhoff bis auf weiteres einzustellen. Wer weiß, was die Börse Frankfurt noch zu dem Thema zu sagen hat – schließlich ist dort laut Steinhoff die Erstnotiz der Aktie. Hier sollten Aktionärinnen und Aktionäre sich klar machen, dass es auch ein Delisting der Aktie geben kann.
Mein Fazit: Steinhoff – alles oder nichts!
Bei Steinhoff ist es derzeit ohne Insider-Kenntnisse (die ich nicht habe) meiner Ansicht nach unmöglich zu sagen, wohin die Reise gehen wird. Kernpunkt ist die Frage, wie groß die Unregelmäßigkeiten in der Bilanz waren. Denn davon wird es abhängen, wohin die Reise beim Aktienkurs gehen wird. Zeigte sich bei der Bilanzierung große kriminelle Energie, waren da „Luftschlösser“ verbucht worden und bricht das Zahlenwerk zusammen? Dann wäre es möglich, dass die Kreditgeber den Geldhahn zudrehen und Steinhoff wegen mangelnder Liquidität in die Insolvenz gehen muss. Oder waren die Unregelmäßigkeiten im Gegenzug „übersichtlich“, es wird nun mit Hilfe externer Prüfer korrigiert und die Aktionärinnen und Aktionäre sowie Geldgeber heben den Daumen, und es kann weitergehen? Dann könnte sich im Gegenzug erhebliches Erholungspotenzial für die Aktie bieten. Also Totalverlust oder hohes Gewinnpotenzial – beides ist ohne nähere Kenntnisse möglich und das klingt nach „rot oder schwarz“ im Kasino, sprich es klingt für mich derzeit nach reinem Glücksspiel.
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Klarstellung
Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.
Risikohinweis/Disclaimer:
Die in der Analyse behandelten Wertpapiere können im Kurs stark schwanken, was ein hohes Risiko für Ihr Kapital bedeuten kann. Als Anleger sollten Sie sich der Risiken bewusst sein. Trotz intensiver Recherche kann es sein, dass sich die Aktie anders als in der Analyse prognostiziert entwickelt. Es wird ausdrücklich davor gewarnt, Ihr Kapital nur auf wenige Wertpapiere zu verteilen. Aufgrund der hohen Risiken, die mit Wertpapieranlagen verbunden sind, sollten Wertpapierkäufe grundsätzlich nicht auf Kredit finanziert werden.
Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass die von Michael Vaupel erstellten Finanzanalysen zu einzelnen Finanzinstrumenten keine individuelle Anlageberatung durch einen Anlageberater ersetzen. Die Analysen richten sich an Leser, die in ihrem Anlageverhalten und ihren Anlagezielen sehr unterschiedlich sind. Daher berücksichtigen die Analysen und Empfehlungen in keiner Weise Ihre persönliche Anlagesituation. Mit der Veröffentlichung der Analyse ist Aktienkaufen.com insbesondere nicht als Anlage- oder Vermögensberater tätig.
Michael Vaupel macht Sie darauf aufmerksam, dass er in einem empfohlenen Wert selbst investiert sein kann.
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