Insbesondere in Deutschland beherrschte die Märkte am gestrigen Montag und auch am Dienstag nur ein Thema, nämlich die bestätigten Vorwürfe gegenüber dem Volkswagen Konzern, in den Vereinigten Staaten Abgaswerte manipuliert zu haben. Zum Teil brach die Aktie des Automobilherstellers um über 20 Prozent ein. Zahlreiche Anleger und selbstverständlich ebenfalls Experten waren von der Nachricht schockiert, wobei die Hintergründe und konkrete Vorwürfe nicht immer deutlich wurden. Dennoch handelt es sich um ein Thema, welches auch in den kommenden Tagen und vielleicht Wochen noch beherrschend sein wird.
Vorwürfe der amerikanischen Umweltbehörde EPA
Aktuell ist es so, dass die amerikanische Umweltbehörde EPA dem Volkswagen Konzern vorwirft, bei unzähligen Dieselfahrzeugen hinsichtlich der geltenden Abgasvorschriften insoweit manipuliert zu haben, als dass diese vorsätzlich umgangen worden seien. Betroffen sind bisher ausschließlich die in den Vereinigten Staaten zugelassenen und produzierten Dieselfahrzeuge, wobei es hier bereits um eine Anzahl von knapp 500.000 Fahrzeugen geht. Eine Folge der Vorwürfe besteht darin, dass diese rund 482.000 Dieselfahrzeuge nun nachgebessert werden müssen, was allein schon eine enorme Schadenssumme für VW beinhaltet. Mittlerweile handelt es sich dabei übrigens nicht mehr um bloße Vorwürfe oder gar Spekulationen, sondern am Sonntag hatte der Automobilkonzern bereits eingeräumt, mittels einer speziellen Software die geltenden Umweltvorgaben umgangen zu haben. Eine direkte Konsequenz davon ist bereits, dass der deutsche Automobilhersteller einen Verkaufsstopp für einige diese Modelle erlassen hat.
18 Milliarden Dollar Strafe könnten an Strafen können verhängt werden
Bereits vor den Manipulationsvorwürfen waren die Vereinigten Staaten für den Volkswagenkonzern mit das größte Sorgenkind rund um den Globus, da die Absätze in den USA nicht so verliefen, wie es sich die Führungsspitze vorstellt. Jetzt kommt nicht nur ein kaum messbarer Imageschaden durch die Manipulationen hinzu, sondern darüber hinaus gehen Experten von Strafen aus, die sich im Bereich von 18 Milliarden US-Dollar bewegen könnten. Folgerichtig wurde vom VW-Konzern am Dienstag eine Gewinnwarnung ausgegeben, verbunden von Rückstellungen in Höhe von 6,5 Mrd. Euro für erwartete Strafzahlungen. Wurde das USA-Geschäft in der Vergangenheit unter anderem vom Volkswagen-Betriebsratschef Bernd Osterloh bereits als „Katastrophenveranstaltung“ bezeichnet, so könnte dieser Skandal nun dazu führen, dass die Probleme am amerikanischen Markt noch einmal deutlich wachsen werden.
Oliver Schoch
Letzte Artikel von Oliver Schoch (Alle anzeigen)
- Volkswagen Aktie News: Skandal um Abgaswerte verursacht Kursrutsch – 22. September 2015
- Stopp Loss Order Gefahren – Das Risikomanagement um Verluste zu vermeiden! – 17. September 2015
- Fisch-Aktien 2019 – Ein lukratives Investment aufgrund des Wachstumsmarktes? – 8. September 2015
- Börsencrash 2015 – DAX fällt deutlich unter 10.000 Punkte! – 26. August 2015
- Zinswende noch in 2015? – Zinsanhebung in den USA möglich – 19. August 2015
Technische Hintergründe der Manipulation
Vielfach wurde in den Medien bisher nur darüber berichtet, dass Volkswagen eine Manipulation bei den Abgaswerten vorgenommen habe. Sicherlich interessieren sich allerdings auch viele Autofahrer und technisch interessierte Verbraucher dafür, in welcher Form dies im Detail durchgeführt wurde. Vereinfacht dargestellt hatte VW ein spezielles Programm in den betroffenen Dieselfahrzeugen, welches die wesentliche Aufgabe hatte, die laufenden Abgaskontrollen beim gewöhnlichen Fahren auszuschalten. Bei vorgenommenen Abgastests hingegen bewirkt das Programm, dass die Abgaskontrollen angeschaltet wurden, damit die Manipulation möglichst nicht auffallen sollte. Eine gravierende Folge dieser vorgenommenen Manipulationen ist es nach Aussage einer EPA-Vertreterin gewesen, dass die festgesetzten Abgaslimits teilweise um das 40-fache überschritten wurden. Aktuell sind es insbesondere Vierzylindermodelle mit den Baujahren zwischen 2009 und 2015, die im Zentrum der Ermittlungen der Behörde stehen.
Zusammenfassend hat Volkswagen insbesondere aufgrund der aktuellen Manipulationsvorwürfe jetzt und wohl auch in Zukunft insbesondere in den Vereinigten Staaten mit den folgenden Problemen zu kämpfen:
- generelle Absatzschwäche, bereits in der Vergangenheit
- enormer Imageschaden mit nicht bezifferbarem Ausmaß
- eventuell weiterer Rückgang der Verkaufszahlen
- Mehrkosten durch Nachbesserung der Fahrzeuge
- Strafe in Milliardenhöhe
VW-Aktie erlebt Kursrutsch an der Börse
Aufgrund der Manipulation in den Vereinigten Staaten ist es nicht verwunderlich, dass die Volkswagen Aktie News am Montag dazu führte, dass es an der Börse einen regelrechten Kurssturz gab. Zu Handelsbeginn und im weiteren Verlauf des Morgens sank der Kurs der VW-Aktie zeitweise um über 22 Prozent, was einem Wertverlust von über 10 Milliarden Euro entspricht. Teilweise notierte die Aktie nur noch bei rund 126 Euro, während sie am Ende der vergangenen Woche noch bei über 150 Euro lag. Von diesem drastischen Kurssturz blieb auch der Deutsche Aktienindex nicht verschont, der am Montagvormittag um knapp ein Prozent auf rund 9.840 Punkte fiel. Am heutigen Dienstag sankt der Kurs noch weiter und notierte zeitweilig bei nur noch knapp über 100 Euro. Innerhalb der vergangenen drei Monate hat sich der Kurswert somit sage und schreibe halbiert.
Wie es bei derart negativen Meldungen oftmals üblich ist, mussten auch die anderen Automobilhersteller Kursverluste hinnehmen, auch wenn sie natürlich nichts mit den Manipulationsvorwürfen gegenüber Volkswagen zu tun haben. Dennoch sanken die Kurse beispielsweise bei Daimler und BMW ebenfalls um jeweils rund vier Prozent.
Experten und Politiker fordern intensive Aufklärung und Konsequenzen
Natürlich schlägt der Manipulationsverdacht gegenüber Volkswagen nicht nur in den Vereinigten Staaten hohe Wellen, sondern ebenfalls in Deutschland, wo der global tätige Automobilhersteller beheimatet ist. Seitens zahlreicher Experten und vor allen Dingen auch seitens der Politiker gibt es bereits zahlreiche Rufe nach Aufklärung und es werden Konsequenzen gefordert. In dem Zusammenhang benutzen viele Politiker Begriffe wie „völlig inakzeptabel“, „durch nichts zu rechtfertigen“ oder „unfassbar“. Dabei steht nicht nur eine enorme Täuschung der Verbraucher (Autokäufer) im Vordergrund, sondern auch die Schädigung der Umwelt wurde anscheinend von den Verantwortlichen wissentlich in Kauf genommen.
Anleger sollten jetzt abwarten, haben aber ein potenzielles Value-Investment vor der Brust
Bildnachweis: pixabay.com