Zahlreiche Anleger in Deutschland finden auf dem Kapitalmarkt kaum noch verzinsliche Anlageformen, die eine einigermaßen akzeptable Rendite bieten können. Vor allem die extrem niedrigen Zinsen, die es insbesondere bei Spareinlagen, Festgeldern und Tagesgeldern gibt, „nerven“ immer mehr Anleger und Sparer gewaltig. Eine Zinswende ist jetzt allerdings – zumindest in den Vereinigten Staaten – wahrscheinlicher denn je, denn Experten gehen davon aus, dass in den USA eine Zinsanhebung durch die FED – die Zentralbank der USA – vorgenommen werden könnte. Anlass zu der Vermutung, dass bald eine Zinsanhebung durch die FED stattfinden könnte, ist dabei insbesondere eine Rede von Dennis Lockhart, seines Zeichens einerseits Chef der Notenbank von Atlanta und zum anderen ebenso Mitglied im Offenmarktausschuss der amerikanischen Zentralbank.
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Erhöhung des Leitzinssatzes in den USA wahrscheinlich
Im Kern teilte Dennis Lockhart in seiner mit Spannung erwarteten Rede mit, dass die FED die Zinsen in 2015 aller Voraussicht nach nur unter der Voraussetzung nicht im September anheben wird, dass sich die wirtschaftliche Lage in den USA deutlich verschlechtern würde. Die weitaus meisten Fachleute gehen davon allerdings nicht von einer solch gravierenden Verschlechterung aus, sodass die Zinsanhebung in den USA im September sogar eine Art Zinswende einläuten könnte.
Starke Reaktionen an den Märkten
Da sowohl die FED als auch zahlreiche weitere Zentralbanken rund um den Globus in den vergangenen Jahren ausschließlich Zinssenkungen vorgenommen hatten, sodass die Leitzinsen in weiten Teilen der Welt gegen null tendieren, traf die Aussage von Dennis Lockhart die Märkte wie ein Donnerschlag. Wie es bei derartigen voraussichtlichen Zinsanhebungen der Leitzinsen stets der Fall ist, reagierten einerseits die Aktienbörsen auf das Geschehen mit teilweise größeren Kursverlusten. Auf der anderen Seite verhielt sich auch der amerikanische US-Dollar relativ typisch, indem er nämlich im Vergleich zum Euro deutlich an Wert gewinnen konnte. Die Reaktion der Aktienmärkte ist deshalb klassisch, weil höhere Leitzinsen natürlich dazu führen, dass mehr Anleger wieder auf verzinsliche Anlageformen und weniger auf Aktien zurückgreifen werden. Die mögliche Zinsanhebung der FED, die im September realisiert werden könnte, wäre aller Voraussicht nach gleichzeitig der Beginn einer Zinswende. Zum ersten Mal seit Ende 2008 würde überhaupt eine Anhebung der amerikanischen Leitzinsen erfolgen. Aktuell bewegt sich der Leitzinssatz in wichtigen Ländern und Regionen auf dem folgenden Niveau:
- Eurozone (EZB): 0,05%
- USA (FED): 0 bis 0,25%
- Japan: 0 bis 0,10%
- Großbritannien: 0,50%
- Schweiz: -1,25 bis -0,25%
Auch fundamentale Daten sprechen für Zinswende
In erster Linie ist es die bereits angesprochene Aussage von Dennis Lockhart, die dazu führt, dass die Märkte eine Zinserhöhung im September erwarten. Darüber hinaus gibt es allerdings durchaus auch einige fundamentale Daten und Zahlen, mit denen die Zentralbank begründen kann, warum eine Anhebung der Leitzinsen notwendig sein könnte. Zunächst einmal sind es relativ positive Daten vom Arbeitsmarkt, die Anzeichen dafür sind, dass die Konjunktur in den Vereinigten Staaten deutlich in Gang kommen könnte. So sank die Arbeitslosenquote beispielsweise auf nur noch 5,3 Prozent. Eine weitere Zahl, die ebenfalls als wichtiger Indikator für die Konjunktur gilt, ist die Inflation. Hier sind es erster Linie die steigenden Inflationserwartungen, die stets jeder Zentralbank ein Dorn im Auge sind. Eine der wichtigsten Aufgaben der Zentralbank besteht nämlich auch darin, eine zu starke Inflation zu bremsen, was dann selbstverständlich mit einer Erhöhung des Leitzinses möglich wäre.
Leitzinsanhebung in den USA als Signal für Europa?
Anleger in Deutschland könnten sich zunächst einmal fragen, was Deutschland bzw. Europa überhaupt mit einer eventuellen Zinsanhebung durch die FED zu tun hätte. Einerseits gehen die Experten ohnehin davon aus, dass die erste Zinsanhebung lediglich 0,25 Prozentpunkte betragen wird. Zum anderen ist die amerikanische Konjunktur und Wirtschaft natürlich nicht direkt mit der in Europa gekoppelt, aber dennoch gilt sie nach wie vor als weltweiter Maßstab und Indikator, wie sich die globale Wirtschaft entwickeln könnte. Darüber hinaus handelt es sich beim US-Leitzins um den bedeutendsten Leitzins überhaupt, sodass sich mit einer Veränderung nicht nur die Zinsen ändern, sondern auch die Basis für zahlreiche Preise, beispielsweise von Devisen und Aktien. Während sich eine mögliche Zinswende in den USA auch auf Europa auswirken könnte, worüber sich mitunter sicherheitsorientierte Anleger freuen werden, sehen Experten aber auch Gefahren in einer möglichen Zinswende.
Welche Folgen gibt es am Anlage- und Aktienmarkt?
Für Anleger ist natürlich besonders interessant, wie sich eine mögliche Zinswende in den USA am Aktien- und Anleihemarkt auswirken könnte. An den Börsen ist es – wie eingangs erwähnt – traditionell so, dass eine Erhöhung der Leitzinsen zunächst einmal zu sinkenden Kursen führt. Ob dies von Dauer ist oder nicht, hängt zum einen von der Stärke der Zinserhöhung ab und zum anderen auch davon, wie viele Anleger tatsächlich beispielsweise von Aktien in Anleihen umschwenken werden. Darüber hinaus wird es voraussichtlich auch am Anleihemarkt Reaktionen geben, die insbesondere durch steigende Zinsen für neue Anleihen geprägt wären. Dies könnte allerdings zur Folge haben, dass sich zahlreiche Anleger von im Bestand befindlichen Anleihen trennen wollen, weil diese eben eine zum Teil deutlich niedrigere Verzinsung als neu auf dem Markt emittierte Rentenpapiere haben. Das massive Angebot wiederum würde voraussichtlich dazu führen, dass es deutliche Kursrückgänge bei den betroffenen Anleihen geben könnte, weil nicht viele interessierte Käufer vorhanden sind.
Probleme in Schwellenländern durch eventuelle Zinswende in den USA
Eine echte Bedrohung kann die anstehende Zinswende in den USA nach Ansicht zahlreicher Experten vor allem für manche Schwellenländer sein. Diese lockten Investoren bisher vor allem durch sehr gute Zinsen, beispielsweise bei den emittierten Staats- und Unternehmensanleihen. Wird die Zinsdifferenz allerdings zukünftig im Vergleich zu den USA und vielleicht auch zu Europa geringer, wird ein Kapitalabfluss aus den Schwellenländern eine wahrscheinliche Reaktion sein. Aufgrund der schwindenden Möglichkeiten der Refinanzierung könnte dies jedoch für die entsprechenden Unternehmen aus den Schwellenländern bedeuten, dass diese sich nicht mehr refinanzieren können, sodass die Anzahl der Insolvenzen steigen könnte. Für Anleger bedeutet dies allerdings auch, dass Rentenpapiere aus Schwellenländern derzeit keine besonders guten Aussichten haben.
Fazit zur möglichen Zinswende in den USA
Die meisten Experten gehen davon aus, dass die FED die Zinsen in 2015 anheben wird, und zwar auf der nächsten Sitzung im September. Sollte dies der Fall sein, hätte dies globale Auswirkungen, von denen durchaus auch die Anleger in Europa und somit auch in Deutschland betroffen sein könnten. Daher ist es aktuell sicherlich ein guter Tipp, auf die Entscheidung der US-Notenbank zu warten und am Markt insgesamt vorsichtig zu agieren.
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