Lenzing Aktie kaufen – Die sprunghafte Entwicklung des Gewinn pro Aktie der letzten Jahre unter der Lupe!

Ich finde: bei österreichischen Aktien finden sich einige nach „Value“-Gesichtspunkten interessante Titel. Im letzten Jahr fiel mir die Lenzing-Aktie auf. Dieses traditionsreiche österreichische Industrieunternehmen hatte gute Quartalszahlen vermelden können. Sowohl Umsatz als auch Gewinn stiegen ordentlich. Der Aktienkurs hingegen ließ in den letzten Monaten deutlich Federn, per Ende Februar lautete die 3-Monats-Performance über 18% Minus. Auf Jahressicht blieb zu diesem Datum ein kleines Plus von knapp 4%. Gute Fundamentaldaten und dennoch Kursverluste in den letzten Monaten – bietet sich hier für Value-orientierte Investoren damit vielleicht eine interessante Einstiegsmöglichkeit für einen etwas längerfristigen Horizont? Hier der Blick auf die Lenzing-Aktie:

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Schwache Performance in den letzten drei Monaten, wie ich in der Einleitung schrieb – das zeigt der Blick auf dem Chart. Beginnen wir also vor dem Blick auf die Fundamentaldaten des Unternehmens beschäftige auch hier zunächst mit dem Blick auf den Chart dieses österreichischen Industrieunternehmens:

Chart Lenzing AG

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Quelle: Finanzen100

Der Jahreschart zeigt, dass die Aktie Mitte November bei ca. 76 Euro ein Topp ausgebildet hatte. Danach bildete sich ein Abwärtstrend, der bis zum 11. Februar anhielt, als der Aktienkurs bei rund 56,50 Euro stand. Danach zeigte sich eine Bodenbildung mit zaghafter Kurserholung. War das nun eine tragfähige Bodenbildung, und von da aus bildet sich ein Aufwärtstrend? Winken nun Kursgewinne bis hin zum alten Topp bei 76 Euro und bei einem erfolgreichen Break darüber hinaus? Der Abwärtstrend, der sich von November bis Februar herausgebildet hatte, ist zumindest verlassen worden. Was sagen denn nun die Fundamentaldaten, stützen die eine Bodenbildung mit Erholung – oder sprechen die eher für eine Rückkehr in den Abwärtstrend? Konkret:

Der Blick auf die Geschäftszahlen der Lenzing AG

Die Ergebnisse für das Gesamtjahr 2015 liegen noch nicht vor. Die aktuellsten Zahlen sind die zum dritten Quartal des letzten Jahres, und damit liegen also die 9-Monats-Zahlen für 2015 vor. Hier die Eckdaten:

Rahmendaten 9-Monats-Zahlen Lenzing AG

  • Ein Plus von 7,9% vermeldete die Lenzing AG beim Umsatz: Der Umsatz stieg von 1,3577 Mrd. Euro auf 1,4589 Mrd. Euro
  • Beim Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (= Ebitda) lag der Zuwachs sogar bei 31,7%, auf 210,6 Mio. Euro
  • Ergebnis steigt stärker als der Umsatz? Dann legte auch die Marge zu! Und in der Tat: Die Ebitda-Marge (= prozentualer Anteil des Ebitda am Umsatz) stieg von 11,8% auf 14,4%
  • Dann noch das Ebit = Ergebnis vor Steuern und Zinsen. Dieses kletterte um 61,1% auf 112,0 Mio. Euro
  • Für Investoren besonders interessant: Das Ergebnis pro Aktie. Diese Kennzahl explodierte regelrecht, +92,8% betrug der Zuwachs, auf 3,22 Euro (nach einem Vorjahreswert von 1,68 Euro)
  • Zwei der bekanntesten Value Investoren – Charlie Munger und Warren Buffett – orientieren sich auch am freien Cash Flow („free cash flow“). Wie sah es diesbezüglich bei Lenzing aus, in Bezug auf die 9-Monats-Zahlen? Überzeugend: Der freie Cash Flow stieg in den ersten 9 Monaten 2015 von 74,5 im Vorjahreszeitraum auf 140,9 Mio. Euro. Das war ein Anstieg von 89,1%.

Quelle: „Fokus Mehrwert“ – Zwischenbericht 01-09/2015 Lenzing Gruppe.

Recht sprunghafte Entwicklung beim Gewinn pro Aktie

Die Aussage des österreichischen Wirtschaftsblattes, Lenzing habe seinen Gewinn „sogar fast verdoppelt“, ist damit etwas zu optimistisch. Die vorgelegten 9-Monats-Zahlen der Lenzing AG können sich aber wirklich sehen lassen. Wenn ich – sehr vereinfacht – die 3,22 Euro Gewinn pro Aktie für die ersten 9 Monate des Jahres 2015 aufs Jahr hochrechne, ergibt sich ein Wert von 4,29 Euro. Damit würde sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2015 von rund 14 errechnen. Mir ist aufgefallen, dass sich der Gewinn pro Aktie bei der Lenzing AG in den letzten Jahren sehr sprunghaft entwickelt hat. Wie gesagt, die 4,29 Euro pro Aktie sind nur eine grobe Schätzung meinerseits für 2015. 2014 hingegen war noch ein Verlust pro Aktie von -0,51 Euro angefallen. Im Jahr davor = 2013 waren es +1,89 Euro Gewinn pro Aktie. Richtig gute Jahre in Bezug auf diese Kennzahl waren die Jahre 2012 (6,61 Euro Gewinn pro Aktie) und 2011 (9,88 Euro Gewinn pro Aktie). Diese Entwicklung der letzten Jahre ist nicht gerade als „stetig“, sondern vielmehr als „sprunghaft“ zu bezeichnen. Mit was verdient eigentlich sein Geld?

Lenzing AG: Geschäftsfeld Viskosefasern

Die Lenzing AG vermarktet Viskosefasern („Fibers“). Anwendungen sind zum einen Textilien, zum anderen aber auch andere Anwendungen. Die Herstellung von Viscosefasern soll dabei stark ausgeweitet werden, so das Lenzing-Management um Vorstandschef Stefan Doboczky. Das Lenzing-Management sieht für den Gesamtmarkt Viscosefasern bis 2020 ein Wachstum von 5-6% pro Jahr. Man selbst will bis dahin das Ebit um überdurchschnittliche10% pro Jahr steigern. Auch die Aktionäre sollen nicht zu kurz kommen: Geplant ist laut Management, rund die Hälfte des Bilanzgewinns in Form von Dividendenzahlungen auszuschütten. Die Lenzing AG ist zwar auch in anderen Geschäftsfeldnern tätig, die Masse der Umsätze kommt aber aus diesem Sektor „Fibers“, wie folgende Grafik zeigt:

Lenzing Umsätze

Quelle: Unternehmensangaben

Und hier noch ein Blick auf die in diesem Jahr planmäßig anstehenden Finanztermine bei der Lenzing AG:

Finanzkalender Lenzing AG

  • Bilanzergebnisse (letztes Geschäftsjahr): Mittwoch 23. März
  • Nachweisstichtag „Hauptversammlung“: Sonntag, 10. April
  • Hauptversammlung (HV) 2016 (übrigens die 72. HV des Unternehmens): Mittwoch, 20. April
  • Ex-Dividendentag: Freitag, 22. April
  • Nachweisstichtag „Dividenden“: Montag 25. April
  • Dividenden-Auszahlung: Dienstag, 26. April
  • Ergebnisse des 1. Quartals 2016: Donnerstag, 12. Mai
  • Halbjahresergebnisse 2016: Mittwoch, 24. August
  • Ergebnisse des 3. Quartals 2016: Mittwoch, 16. November

Quelle: Unternehmensangaben

Mein Fazit: Solide Aktie – doch einige Fragezeichen!

Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 14, das Ziel, 10% pro Jahr das Ergebnis zu erhöhen, davon soll die Hälfte an die Aktionäre gehen, solides Geschäftsfeld – das sieht soweit ganz gut aus. Einige mögliche Probleme sehe ich aber. Zum einen sollen gerade in China einige Viscosefaster-Produktionskapazitäten wieder hochgefahren werden. Und genau dorthin liefert die Lenzing AG. Wenn „die Chinesen“ in Zukunft selber Viscosefasern produzieren, kann man sich denken, was dann mit den entsprechenden Exporten von Lenzing dorthin passieren wird. Weiteres Risiko: Im Geschäftsbericht fand ich den Hinweis darauf, dass es gerade bei niederpreisigen Anwendungen mittelfristig teilweise zur Substitution von Cellulosefasern insbesondere durch Polyester kommen könnte. Wenn das so kommen wird, dann könnte Lenzing bei den niedrigpreisigen Anwendungen das Nachsehen haben. Schwer zu beurteilen, ob dies tatsächlich so kommen wird – aber ein potenzieller Belastungsfaktor ist es.

Klarstellung

Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.

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Risikohinweis/Disclaimer:

Die in der Analyse behandelten Wertpapiere können im Kurs stark schwanken, was ein hohes Risiko für Ihr Kapital bedeuten kann. Als Anleger sollten Sie sich der Risiken bewusst sein. Trotz intensiver Recherche kann es sein, dass sich die Aktie anders als in der Analyse prognostiziert entwickelt. Es wird ausdrücklich davor gewarnt, Ihr Kapital nur auf wenige Wertpapiere zu verteilen. Aufgrund der hohen Risiken, die mit Wertpapieranlagen verbunden sind, sollten Wertpapierkäufe grundsätzlich nicht auf Kredit finanziert werden.

Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass die von Michael Vaupel erstellten Finanzanalysen zu einzelnen Finanzinstrumenten keine individuelle Anlageberatung durch einen Anlageberater ersetzen. Die Analysen richten sich an Leser, die in ihrem Anlageverhalten und ihren Anlagezielen sehr unterschiedlich sind. Daher berücksichtigen die Analysen und Empfehlungen in keiner Weise Ihre persönliche Anlagesituation. Mit der Veröffentlichung der Analyse ist Aktienkaufen.com insbesondere nicht als Anlage- oder Vermögensberater tätig.

Michael Vaupel macht Sie darauf aufmerksam, dass er in einem empfohlenen Wert selbst investiert sein kann.