Andritz Aktie kaufen – Deshalb ist der Umsatz des Konzerns so stark im letzten Halbjahr gesunken!

Die Andritz-Aktie habe ich übrigens vor Ort in Afrika recherchiert. Und das kam so: Auf dem afrikanischen Kontinent finde ich den Bereich Wasserkraft interessant, denn das technisch machbare Potenzial für Wasserkraft ist in Afrika durchaus gewaltig. Und es ist immer wieder ein Unternehmen, das mir auffiel, als es um die Lieferung der zugehörigen Maschinen/Turbinen ging: Andritz! Ein Beispiel dafür ist das Wasserkraftwerk Ruacana in Namibia. Dort haben die „Flüsse“ üblicherweise den größten Teil des Jahres kein Wasser, nur zur Regenzeit und auch dann keineswegs immer. Es gibt einige Ausnahmen, die ganzjährig Wasser haben, wie den Kunene im Norden des Landes. Da lieferte „Andritz Hydro“ bereits 1978 die Turbinen für eine installierte Kapazität von 330 MW. 2009 wurde eine vierte Turbine geliefert und 2015 die ganze Anlage nochmal saniert.

Chart Andritz Aktie

Andritz Aktie kaufen?

Quelle: tradingview.com

Aktie Andritz AG: Spezialist für Wasserkraft-Turbinen

Das Wasserkraftwerk in Ruacana liefert Namibia nachhaltig produzierten Strom. Um das einzuordnen: Das Land erzeugt nicht genügend eigenen Strom und ist stark von Stromimporten aus Südafrika abhängig. Dort wird ein Großteil des Stroms mit (schmutzigen) Kohlekraftwerken hergestellt. Insofern finde ich es höchst erfreulich, dass ein Teil des Stroms statt mit Kohle-Strom mit Wasserkraft hergestellt wird.

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Diese Tochter „Andritz Hydro“ hat laut eigenen Angaben über 40% aller in Afrika installierten Wasserkraft-Turbinen geliefert. In der Region sei man seit über 100 Jahren aktiv, heißt es vom Unternehmen. Man habe alleine im südlichen Afrika bereits 84 Einheiten installiert, die Kapazität soll dabei bei beachtlichen 3,86 GW liegen.

Das hat mich neugierig gemacht und so machte ich mich an die Analyse.

In der Selbstdarstellung heißt es bei der Andritz AG unter anderem in Bezug auf das eigene Angebot, ich zitiere:

„Einer der weltweit führenden Anbieter von elektromechanischen Ausrüstungen für Wasserkraftwerke“

„Einer der führenden Lieferanten von Maschinen und Anlagen für die Futtermittel- sowie Biofuel-Pellets Industrie“

„Technologien und Serviceleistungen für die Produktion von Zellstoff und Papier sowie die Energieerzeugung“

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Wer bzw. was ist nun diese Andritz AG?

Das Unternehmen ist kein „Newcomer“, im Gegenteil. Die Firmengeschichte beginnt in der aus meiner Sicht guten alten Zeit. Gehen wir zurück nach Österreich-Ungarn, sogar noch die Zeit vor dem „Ausgleich“ 1867 zwischen den beiden Reichsteilen. Im Jahr 1852 gründet ein Ungar mit dem schönen Namen Josef Körösi in Graz eine kleine Eisengießerei. Gegründet im Stadtteil „Andritz“ geht darauf auch der Name der heutigen Andritz AG zurück.

Die zunächst kleine Eisengießerei entwickelte sich wirtschaftlich erfolgreich und die Produktpalette wurde schrittweise erweitert – auf zunächst „Kräne, Pumpen und Wasserturbinen“ und später dann auch „Brücken, Dampfkessel und -maschinen sowie Bergbauausrüstungen“.

Eine erste Krise gab es 1871, als der Firmengründer starb. Sein Sohn verkaufte das Unternehmen an den Vorläufer der heutigen Voestalpine. Dann kam ein österreichischer Industrieller (Max von Gutmann) ins Spiel, der um das Jahr 1900 das Unternehmen aufkaufte und es in eine Aktiengesellschaft umwandelte. Der damalige Name hat Stil, ich zitiere: „Maschinenfabrik Andritz Actiengesellschaft“

Eine Krise gab es 1945 – als von den Besatzungsmöchten „ein Großteil der Produktionseinrichtungen“ beschlagnahmt wurde. Andritz machte aus der Not eine Tugend: Das eigene Angebot konnte komplett ungestellt werden. Keine Dampfmaschinen mehr, sondern Konzentration auf Wasserturbinen, Kreiselpumpen und andere Produkte.

In den folgenden Jahrzehnten wuchs Andritz – und das lockte dann solche Investoren an, die auch als „Finanz-Heuschrecken“ bekannt sind. Ich formuliere besser bewusst vorsichtig und nenne diese „internationale Finanz-Investoren“. 1999 stiegen einige von ihnen ein. Und natürlich wollen solche Investoren auch gerne Kasse machen. Insofern brachten Sie Andritz 2001/2003 an die Börse. Dadurch ist es nun möglich, Andritz Aktien zu handeln. Der Streubesitz soll inzwischen im Bereich 70% liegen. Das finde ich persönlich gut: Breit gestreute Beteiligungsverhältnisse statt ein paar große Finanzinvestoren.

Und heute?

Die Andritz AG schreibt dazu:

Mit über 160 Jahren Erfahrung, 29.000 Mitarbeitern und über 280 Standorten in mehr als 40 Ländern weltweit unterstützt ANDRITZ als verlässlicher und kompetenter Partner seine Kunden dabei, ihre Unternehmens- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Quelle: Unternehmensangaben

Wie sehen denn die Geschäftszahlen aus? Dazu der Blick auf die Halbjahreszahlen 2018:

Halbjahreszahlen 2018 Andritz AG

  • Der Umsatz lag bei 2,763 Mrd. Euro (-0,6%)
  • Der Auftragsbestand lag bei 6,84 Mrd. Euro (-0,1%)
  • Die Auftragseingänge legten um 18,0% auf ca. 3,27 Mrd. Euro zu
  • Die Mitarbeiter(innen)-Zahl stieg um 2,5% auf 26.023 (ohne Lehrlinge)
  • Die langfristigen Schulden sanken um 11,6% auf 1,47 Mrd. Euro
  • Das Konzernergebnis sank um 23,1% auf 100,6 Mio. Euro

Quelle: Unternehmensangaben. Denn vollständigen Finanzbericht 1. HJ 2018 finden Sie unter diesem Link

Auf den ersten Blick sieht das eher durchwachsen bis schlecht aus: Das Ergebnis ist um 23,1% gesunken und die Umsätze und Auftragsbestände stagnieren.

Es gilt, genauer hinzuschauen. Das 1. Quartal war bei der Andritz AG schwach – im 2. Quartal indes gab es schon wieder einen Umsatzzuwachs von 5,7%. Wenn das 1. und 2. Quartal zusammengenommen werden, dann bleibt das genannte Minus von 0,6%. Die Tendenz war aber zuletzt besser, was für das 3. Quartal Positives erwarten lässt. Die Zahlen zum 3. Quartal soll es übrigens am 6. November geben, sofern Sie diese noch abwarten möchten.

Erfreulich finde ich die Entwicklung bei den Auftragseingängen. Denn das starke Wachstum dort spricht für zukünftig steigende Umsätze. Nach dem Motto: Die Auftragseingänge von heute sind die Umsätze von morgen!

Was ich ebenfalls erfreulich finde: Der Auftragsbestand liegt bei mehr als dem Doppelten des Halbjahres-Umsatzes. Das gibt eine gewisse Planungssicherheit. Denn selbst wenn die Andritz AG – theoretische Überlegung –ein Jahr lang überhaupt keine neuen Aufträge hereinbekommen würde, könnten mit dem Abarbeiten der Auftragsbestände noch Umsätze auf beachtlichem Niveau erreicht werden.

Andritz Aktie: Aber wieso ist das Konzernergebnis so stark gesunken?

Dazu habe ich auf S. 10 des zuvor verlinkten Finanzberichts einen interessanten Hinweis gefunden. Demnach habe der Verkauf eines „Schuler-Technikzentrums“ in Tianjin, China im Vorjahreszeitraum einen positiven Einmaleffekt von 25 Mio. Euro gehabt. So ein Technikzentrum kann natürlich nur einmal verkauft werden, entsprechend ist dieser positive Einmaleffekt im 1. Halbjahr 2018 weggefallen. Diese 25 Mio. Euro Einmaleffekt sind für den Löwenanteil des Rückgangs verantwortlich.

Mit anderen Worten: Im 1. HJ 2018 waren Umsätze und Auftragsbestände sowie Zahl der Mitarbeiter(innen) und auch Konzernergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in etwa konstant. Wenn der positive Einmaleffekt aus dem Verkauf des Technikzentrums herausgerechnet wird!

Für die Zukunft aussichtsreich sehe ich das hohe Plus bei den Auftragseingängen und die Tatsache, dass das 1. Quartal einen Umsatzrückgang brachte, im 2. Quartal ging es aber schon wieder aufwärts.

Wer nur das Minus beim Ergebnis sah, sieht meiner Ansicht nach nur einen Teil des Gesamtbildes. Das kann für uns eine Chance sein, denn wenn die Lage besser ist als die Wahrnehmung, dann könnten die anstehenden Zahlen zum 3. Quartal bzw. die 9-Monats-Zahlen „positiv überraschen“.

Noch einige Finanz-Kennzahlen:

  • Die Höhe des Eigenkapitals lag bei der Andritz AG zum Stand 30.6.2018 bei 1,2338 Mrd. Euro. Die Bilanzsumme lag bei 6,029 Mrd. Euro.
  • Die Eigenkapitalquote erreichte damit 20,5%. Die könnte für meinen Geschmack höher sein, liegt aber immerhin über der für mich üblicherweise als Untergrenze betrachteten 20%-Marke.
  • Die Marktkapitalisierung liegt derzeit im Bereich 4,76 Mrd. Euro.
  • Als Netto-Liquidität per 30.6.2018 nennt die Andritz AG beachtliche 568,7 Mio. Euro.

Und was die für mich persönlich wichtige Frage betrifft, ob die Andritz AG unserer Gesellschaft nützliche Dienste leistet – ich antworte da mit einem klaren Ja. Im Geschäftsbericht und auf der Internetseite des Unternehmens finden sich dazu diverse Angaben, die für mich keineswegs nach „Blabla“ klingen, sondern ehrliche Aussagen sind.

Mein Fazit: Vom Geschäftsfeld her ist die Andritz AG für mich eine klare Wohlfühl-Aktie. Die Aktie hatte sich jahrelang als schönes Investment erwiesen (10-Jahres-Performance im Bereich +320%). Doch seit einiger Zeit ist beim Chart etwas der Wurm drin, was auch den auf den ersten Blick etwas enttäuschenden Halbjahreszahlen zu „verdanken“ sein könnte. Aufgrund der genannten Punkte sehe ich angesichts eines in diesem Jahr möglichen Gewinns pro Aktie von ca. 2,70 Euro ein KGV von 20 als „fair“ – was einem Kurs von ca. 54 Euro entsprechen würde.

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Klarstellung

Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.

Risikohinweis/Disclaimer:

Die in der Analyse behandelten Wertpapiere können im Kurs stark schwanken, was ein hohes Risiko für Ihr Kapital bedeuten kann. Als Anleger sollten Sie sich der Risiken bewusst sein. Trotz intensiver Recherche kann es sein, dass sich die Aktie anders als in der Analyse prognostiziert entwickelt. Es wird ausdrücklich davor gewarnt, Ihr Kapital nur auf wenige Wertpapiere zu verteilen. Aufgrund der hohen Risiken, die mit Wertpapieranlagen verbunden sind, sollten Wertpapierkäufe grundsätzlich nicht auf Kredit finanziert werden.

Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass die von Michael Vaupel erstellten Finanzanalysen zu einzelnen Finanzinstrumenten keine individuelle Anlageberatung durch einen Anlageberater ersetzen. Die Analysen richten sich an Leser, die in ihrem Anlageverhalten und ihren Anlagezielen sehr unterschiedlich sind. Daher berücksichtigen die Analysen und Empfehlungen in keiner Weise Ihre persönliche Anlagesituation. Mit der Veröffentlichung der Analyse ist Aktienkaufen.com insbesondere nicht als Anlage- oder Vermögensberater tätig.

Michael Vaupel macht Sie darauf aufmerksam, dass er in einem empfohlenen Wert selbst investiert sein kann.