Die Stimmung ist gekippt
Vermutlich bekommen die Anleger nun langsam feuchte Hände, wenn sie an Griechenland denken. Fundamental wird wahrscheinlich nicht viel passieren, doch niemand möchte sich wohl zu stark an den Börsen engagieren, wenn Griechenland seinen EU-Exit vornimmt.
Als Beobachter der politischen Szene hat man schon lange das Gefühl, dass die griechischen Politiker keine Reformen im eigenen Land mehr umsetzen wollen. Wie sollten sie auch, die griechischen Politiker befinden sich mehr im Ausland zu Spitzenverhandlungen für neue Kredite, als im eigenen Land. Vermutlich sind auch die griechischen Bürger nicht mehr reformwillig, so dass sich eine schnelle Verbesserung der wirtschaftlichen Lage einstellen könnte.
Interessant ist die Tatsache, dass über 50% der Anleger, die zuvor bullish eingestellt waren, sofort in eine Short-Position übergegangen sind. Das muss man wohl als Angst bezeichnen. Dass es trotz der pessimistischen Einstellung nicht zu deutlichen Kursverlusten gekommen ist, muss den langfristigen Anlegern zugeschrieben werden. Vermutlich sind auch ausländische Investoren dabei, die mit unerschütterlicher Nervenstärke die langfristigen Perspektiven des DAX sehen.
Die Börsenstimmung in Frankfurt
Die Frankfurter-Börse zeigt nach neuester Erhebung folgendes Sentiment:
Professionelle Anleger: 31% (-17) bullish 38% (+10) bearish 31% (+7) neutral
Private Anleger: 39% (-8) bullish 35% (+5) bearish 26% (+3) neutral
In der Klammer steht die Veränderung zur Vorwoche.
Der US-Aktienmarkt suggeriert Schwäche
Noch in der vergangenen Woche schrieb ich, dass die US-Aktienmärkte stabil sind, und die US-Anleger zuversichtlich sind. Nach nur einer Woche bin ich nicht mehr so sicher. Dabei bin ich mir aber auch nicht so sicher, ob ich mich selbst von der umgeschlagenen Marktstimmung beeinflussen lasse. Schließlich muss man sich selbst manchmal hinterfragen, ob die eigene Meinung noch objektiv gebildet wurde, oder man schon selbst Teil der „hirnlosen“ Marktmasse ist.
Die US-Märkte zeigen ein paar Verhaltensweisen, die verdächtig sind.
- Der Dow Jones Transportindex ist normalerweise ein Vorläufer für den US-Aktienmarkt. Seit April zeigt er eine starke Schwäche zum breiten S&P500. Das Transportwesen floriert, wenn Waren durchs Land transportiert werden. Schwächt sich die Wirtschaft ab, nehmen zuvor die Speditionsaufträge ab.
- Versorgerwerte gelten als die sicheren Aktien. Oft ist die Dividendenausschüttung überdurchschnittlich. Auch in diesem Bereich gibt es eine leichte Divergenz zum S&P. Schwächere Versorgerwerte deuten jedoch auf geringere Risikoneigung hin. Das wäre also psychologisch gesehen, eher bullish zu werten. Die Anleger nehmen größere Kursschwankungen in Kauf, um Kursgewinne zu erzielen.
- Der private Hausbau hat seit Mitte April deutlich nachgelassen. Das ist ein starkes bearishes Zeichen für den Aktienmarkt. Es fließt weniger Geld in Immobilien.
- Zu guter Letzt gibt es eine deutliche Schwäche im amerikanischen Einzelhandel. Die Bürger kaufen weniger ein, was zu Kursverlusten der Einzelhandelsaktien führt. Sie horten, anstatt auszugeben.
Bild 1: Wochen-Chart des S&P mit Candle-Volume-Signalen
Das Besondere am oberen Chart ist die Verknüpfung der typischen Candlestick-Analyse mit dem Handelsvolumen. Unter- und oberhalb der Candlesticks befinden sich Symbole mit Zahlen. Jedes Symbol ist ein Richtungsimpuls mit einer Trefferquote zwischen 53% und 60%. Die Zahl innerhalb des Symbols zeigt die Dauer des Impulses an. Der Chart zeigt auf einzigartige Weise, wie stark Impulse der Bullen und Bären waren. Dadurch sind Rückschlüsse auf zukünftiges Verhalten möglich.
Beurteilung des US-Aktienmarktes:
Der US-Aktienmarkt hat seine Trendstärke verloren. Der ADX-Indikator zeigt einen Wert von 11 an. Ein Trend beginnt jedoch erst bei einem Wert von 20. Der S&P schwebt auf einem hohen Niveau, doch es herrscht nur wenig Nachfrage. Im Candle-Chart gab es zu Letzt vier bullishe Candle-Volume-Signale nacheinander. Das ist normalerweise stark, und müsste eigentlich zu einer weiteren Antriebswelle führen. Doch passiert ist bisher nichts. Das ist verdächtig.
Insgesamt sieht der Markt einfach erschöpft aus, ohne dass Verkaufssignale im Markt sind. Es gibt keinen Grund für ernsthafte Short-Positionen, doch mit leichten Kursverlusten muss man rechnen.
Mein persönlicher Stop-Loss für den S&P500 liegt bei 2055 Punkten.
Neuer Handelstipp: DAX – short
Der heutige Handelstipp hängt mit dem schwächeren Zustand des US-Marktes zusammen. Der DAX bietet eine gute Chance, um von tieferen Kursen zu profitieren. Die Candle vom Freitag ist das stärkste Verkaufssignal seit langer Zeit. Mit der Freitags-Candle definiert sich auch der Stop-Loss. Der Höchstkurs der Freitags-Candle sollte nicht mehr überschritten werden. Falls der Markt unerwarteter Weise eine bullishe Umkehr schaffen sollte, wäre der Verlust relativ klein. Das wäre akzeptabel.
Bild 2: DAX im Tages-Chart mit McClellan-Oszillatoren
Beim McClellan-Oszillator wird die Differenz der gestiegenen und gefallenden Aktien berechnet. Anschließend wird das Ergebnis mit zwei verschiedenen exponentiellen Moving-Averages (EMA) geglättet dargestellt. Das Ergebnis ist ein Oszillator, der um die Nulllinie pendelt.
Der McClellan-Oszillator gibt seine Handelssignale (long oder short) beim Überschreiten der Nulllinie. Sehr frühzeitig zeigt er potenzielle Divergenzen zum Aktienindex. Jedes neue Hoch oder Tief im Kursverlauf sollte vom Indikator auch mit einem neuen Hoch bzw. Tief bestätigt werden.
Die Ausgangssituation des DAX
Der große Trendkanal in Bild 2 wurde mit einer Pitchfork gezogen. Die untere Unterstützungslinie ist noch nicht gebrochen. Erst wenn diese mit dem Schlusskurs unterboten wird, kann sich Abwärtsschwung aufbauen.
Die notwendige Voraussetzung für den Durchbruch zeigen die McClellan-Oszillatoren. Sie zeigen die Marktbreite des DAX und es lässt sich ein bearisher Trendlinienbruch im Oszillator identifizieren. Daher neigt sich das Richtungspendel eher zu tieferen Kursen.
Bild 3: Tages-Chart des DAX
Der Chart zeigt den Kursverlauf mit markierten Kurszielen. Unterhalb des Kurscharts ist ein Money-Flow-Indikator abgebildet. Er zeigt die Angebots- und Nachfragestruktur des Index in der Vergangenheit.
Technische Lage
Die obere Pitchfork in Bild 3 zeigt das Momentum des DAX. Im ersten Schritt müsste er zur mittleren Linie der Pitchfork vordringen. Die Wahrscheinlichkeit liegt im Schnitt bei 70%. Ab diesen Punkt muss sich der Trade entwickeln.
Tipp zum richtigen Ausstiegspunkt:
Wenn Sie die Pitchfork-Konstruktion in Ihrem eigenen Chart übernehmen, dann können Sie den Stop-Loss nachziehen. Die obere Trendlinie der Pitchfork ist die wichtigste Linie. Erst wenn diese Linie mit dem Schlusskurs des DAX durchbrochen wird, ist der Trade hinfällig. Die Linie kann wie ein Trailing-Stop benutzt werden.
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