Börsianer, ohne Meinung
So haben sich in der vergangenen Woche besonders die professionellen Marktteilnehmer an den Rand des Spielfeldes gebracht. Das neutrale Lager hat sich um 9% erweitert.
Anteilig gesehen, sind weiterhin die Bullen in der Mehrheit. Nun starren die Märkte auf die Fed-Zinsentscheidung. Dabei wird es besonders auf die Deutung der Worte ankommen. Schließlich muss die Anhebung des Leitzinses irgendwann einmal durchgeführt werden. Theoretisch wäre jede Zinsanhebung ein negativer Aspekt für den Aktienmarkt. Aus fundamentaler Sicht ist jedoch eine Anhebung um 0,25 oder 0,5% völlig bedeutungslos. Das aktuelle Niveau des Leitzinses ist so niedrig, dass ein Anhebung volkswirtschaftlich kaum eine Rolle spielt.
Die Märkte werden schon am nächsten Tag hastig auf die Fed-Entscheidung reagieren. Eine endgültige Richtungsentscheidung gibt es aber erst am Montag oder Dienstag.
Die Börsenstimmung in Frankfurt
Die Frankfurter-Börse zeigt nach neuester Erhebung folgendes Sentiment:
Professionelle Anleger:
47% (-7) bullish 28% (-2) bearish 25% (+9) neutral
Private Anleger:
52% (+1) bullish 30% (+1) bearish 18% (-2) neutral
Die Teilnehmer der Umfrage müssen jede Woche ihre Meinung dazu äußern, ob der der in 4 Wochen höher oder tiefer steht bzw. unverändert sein wird. In der Klammer steht die Veränderung zur Vorwoche.
Technische Ausgangssituation für den US-Aktienmarkt
Bild 1: Tages-Chart des S&P500 mit dem McClellan-Oszillator für die US-Börse (NYSE) mit über 3000 Aktien
McClellan-Oszillator zeigt überkauten Markt
Der McClellan-Oszillator zeigt, dass sich der US-Aktienmarkt immer weiter nach oben schiebt. In der Vergangenheit war das aktuelle Niveau des McClellan-Oszillators ein Indiz für einen überkauften Markt. Nachdem nun die potenzielle Abwärtsbewegung seit zwei Wochen auf sich warten lässt, sollte man auch mit dem Unwahrscheinlichen rechnen. Selbst wenn das Chancenverhältnis 70:30 für eine Abwärtsbewegung steht. Bleibt immer noch eine 30%ige Möglichkeit für einen Aufwärtsbewegung. Die Technische Analyse bietet schließlich nur Wahrscheinlichkeiten an. Wenn sich nun das Unwahrscheinliche durchsetzt, gibt es bei den Börsianern heftige Emotionen. Diejenigen, die short sind, decken ihre Position panisch ein, und die anderen springen auf, und sind gierig auf schnelle Börsengewinne. So ist die Börse nun einmal.
So sieht der Trend des McClellan-Oszillators aus:
Bild 2: Die Trendbewegung des McClellan-Oszillators über eine Summierung der Oszillatorwerte
Der Trend des McClellan-Oszillators zeigt sich in Bild 2. Noch ist keine Entscheidung getroffen worden. Die eingezeichnete Trendlinie zeigt eine Chance für die Bullen – mehr nicht. Da der Markt weiterhin vom bearishen Momentum beeinflusst wird, gibt es keinen Handlungszwang. Momentan sollte man sich weder für die eine noch die andere Seite begeistern. Als Trader fährt man besser, wenn man auf die Entschlossenheit der Marktteilnehmer reagiert. Deshalb ist es besser geduldig zu bleiben, bis es klar wird, für welche Richtung sich der Markt entscheidet. Der mögliche Trendlinienbruch zeigt, dass der Markt auf Messerschneide liegt.
Neuer Aktientipp: Wirecard long
Im Mai habe ich diese Aktie schon einmal empfohlen. Die Ausgangssituation hat sich seitdem noch einmal verbessert. Die Wachstums-Story läuft ununterbrochen stark.
Wirecard gehört zur Branche der Financial Technology (FinTech). FinTech-Unternehmen verdrängen klassische Banken, weil sie viele Leistungen elektronisch anbieten. Dadurch entsteht zum Beispiel ein Kostenvorteil bezüglich der Kontoverwaltung, Kreditvergabe, Wertpapiergeschäfte oder Bezahlsysteme. Es scheint so, als ob die klassische Finanzindustrie zu langsam und nicht innovativ genug ist, um mit den FinTechs mitzuhalten.
Alle großen Kreditkartenunternehmen setzen auf die Sicherheitstechnologie von Wirecard. Das Unternehmen gibt es erst seit 2004. Im Gründungsjahr konnte ein Umsatz von 8,8 Millionen Euro erzielt werden. Für 2016 wird nun ein Umsatz von 919 Millionen Euro angepeilt. Bei solchen Wachstumszahlen wird klar, dass das Management eine starke Geschäftsidee ausgewählt hat.
Rasantes Wachstum hat immer zur Folge, dass die Komplexität des Unternehmens zunimmt. Bisher hat Wirecard es sehr gut hinbekommen, dass die Gewinne mit dem Unternehmen mit gewachsen sind.
Vor dem Hintergrund, dass sich der elektronische Zahlungsverkehr weltweit weiter durchsetzen wird, steht das Unternehmen an der Schwelle, zu einem ganz großen Player zu werden.
Finanzergebnisse Wirecard
Wirecard | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 |
Umsatzerlöse | 325 | 395 | 482 | 601 | 760 | 919 |
Ergebnis vor St. | 74 | 91 | 94 | 126 | 173 | 188 |
KGV | 21 | 28 | 39 | 41 | 29 | 23 |
Angaben in Mio Euro
Angaben 2015 und 2016 sind Schätzungen
Das rasante Wachstum von Wirecard macht es möglich, dass auch eine relative teure Aktie heiß begehrt bleibt. Hinsichtlich des hohen KGVs darf man sich nicht täuschen lassen. Das Umsatzwachstum kann sich sprunghaft nach oben verändern.
Technische Ausgangssituation der Wirecard-Aktie
Bild 3: Wochen-Chart der Wirecard-Aktie
Der Chart zeigt den Aktienkursverlauf mit markierten Kurszielen. Unterhalb des Kurscharts ist ein Money-Flow-Indikator abgebildet. Er zeigt die Angebots- und Nachfragestruktur der Aktie in der Vergangenheit.
Manipulationen am Aktienkurs möglich
In den vergangenen Monaten ist Wirecard das Ziel von Hedgefonds geworden. Besonders auffällig war „Canada Pension Plan“. Ein Fonds, der mit Leerverkäufen versucht hat, den Aktienkurs zu drücken. Ein Leerverkäufer leiht sich Aktien von Großaktionären. Er verkauft dann die Papiere an der Börse und hofft, sie später billiger zurückkaufen zu können. Der Leerverkäufer verdient somit an fallenden Kursen der Aktie. Gezielt wurden dann auch noch Berichte gestreut, dass Wirecard keine korrekte Buchhaltung führen würde. Mehr oder weniger haben die Spekulanten alles getan, um die Aktie in den Keller zu schicken.
Kein Abwärtsdruck im Chart erkennbar
Sieht man sich den Chart an, dann muss man die Attacken als gescheitert bezeichnen. Der Kurs ist zwar in den vergangenen Monaten ein wenig zurückgekommen. Einen Absturz hat es allerdings nicht gegeben. Vielmehr hat sich daraus eine klassische Konsolidierungsformation gebildet. Wenn man versucht eine Aktie in den Keller zu schicken, und das schief geht, dann muss die Aktie folglich stärker in der Aufwärtsbewegung sein.
Der Verlauf des Money-Flow-Indikators zeigt einen Bruch einer inneren Trendlinie. Das lässt auf zusätzliches Aufwärtsmomentum schließen. Der Chef von Wirecard hat in den vergangenen Monaten Aktie im Wert von 20 Millionen Euro Aktien gekauft. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Aktie eine attraktive Bewertung hat.
- Total Aktie kaufen – Alles Fakten und Hintergründe zur positiven Überraschung für Analysten! – 24. November 2018
- Airbus Aktie kaufen – So hoch könnte der Kurs des Flugzeugbauer Wertpapiers fliegen! – 8. September 2018
- Facebook Aktie kaufen – So schockte Facebook die Anleger mit seinen Finanzdaten! – 2. August 2018
- BMW-Aktie kaufen KW 27 – und DAX-Analyse – 3. Juli 2018
- Tesla kaufen – Wie lang werden die Investoren noch zuversichtlich bleiben? – 31. Mai 2018